Bisher sind es nichts weiter als Gerüchte, aber die Spatzen pfeifen derzeit von den Dächern, dass der taiwanesische Hersteller VIA möglicherweise seine Entwicklung und Produktion von Desktop-Chipsätzen aufgeben wird.
VIA, ein Name, mit dem wir gerade auf Planet 3DNow! vieles verbinden. Ohne VIA wäre AMD heute sicherlich nicht dort, wo sie heute sind. In der Sockel 7 Zeit war es vorwiegend den Chipsätzen von VIA (MVP3) und ALi zu verdanken, dass AMD seine K6-2 und K6-III Prozessoren überhaupt an den Mann bringen konnte, nachdem Intel den Sockel 7 zu Gunsten des Slot 1 nicht weiter verfolgte. Bei der Etablierung der brandneuen Athlon-Plattform spielte VIA (mit KX133/KT133) ebenfalls eine tragende Rolle, nachdem anfangs lediglich AMD selbst mit einem bereits etwas überholten (kein PC133-Support, kein AGP 4x) und buggy (Probleme mit AGP-Timings, Feature Super-Bypass funktionierte nicht) Chipsatz namens 750 "Irongate" versuchte, sich am eigenen Kragen aus dem Sumpf zu ziehen. Nicht zu vergessen der VIA KT266A, der die Performance-Schraube für den Sockel A in einer Art und Weise nach oben schraubte, wie kein anderer Chipsatz davor und danach und natürlich der K8T800, der sich nach einer kleinen Schwächeperiode von NVIDIA zuerst als Quasi-Standard für AMDs neuen Athlon 64 Sockel 754 etablierte.
Seitdem jedoch geht es mit VIA dramatisch abwärts auf dem Desktop-Markt. Die Innovationsdichte der direkten Konkurrenten NVIDIA und ATI (mittlerweile von AMD geschluckt), zweier Hersteller von Grafikchips, die in den letzten Jahren ins Chipsatz-Geschäft drängten, machten VIA schwer zu schaffen. Der K8T890 und K8T900 kamen viel zu spät zu den Endkunden, so spät, dass der Zug für VIA auf dem AMD-Sektor seitdem praktisch abgefahren ist.
Auch auf dem Intel-Sektor bekam VIA nie so richtig einen Fuß auf den Boden. Lizenzstreitigkeiten mit Intel z.B. wegen des P4X266 verunsicherte viele Mainboard-Hersteller und verzögerte den Einsatz der Chipsätze aus Fernost. Dass taiwanesische Chipsätze bei Intel nicht grundsätzlich auf Ablehnung stoßen, beweist derzeit SiS.
Doch natürlich ist VIA nicht nur ein Opfer unglücklicher Umstände gewesen. Den legendären 686B-Southbridge Bug haben sich die 'VIAner' ganz alleine zuzuschreiben, ebenso wie die Probleme mit der PCI-Performance der 686- und VT8233 Serie. Und natürlich gilt auch auf dem Chipsatz-Sektor die alte Weisheit "wer zu spät kommt, den bestraft das Leben". Die mittlerweile beinahe kommödiantisch anmutenden Verzögerungen bei der Einführung der VT8251 Southbridge (alias VT8239), die gefühlt etwa 3 Jahre betrug, hat sowohl Hersteller, als auch Endkunden verärgert. In der Zwischenzeit haben die anderen Hersteller ihre Claims abgesteckt. Auf dem AMD-Sektor ist gegen NVIDIA und AMD (respektive dem aufgekauften ATI-Knowhow) kein Kraut gewachsen. ULi (ehemals ALi) hat es mit einem hervorragenden Produkt versucht, was zu Folge hatte, dass die Taiwanesen kurzerhand von NVIDIA geschluckt wurden. Sollte sich VIA nun tatsächlich zurück ziehen, wäre SiS der letzte verbliebene Hersteller aus dem fernen Osten - allerdings aus bekannten Gründen mit starker Affinität zu Intel.
Was würde aus VIA, sollten sich die Gerüchte bestätigen? Nun, die Taiwanesen haben sich eine nette kleine Marktnische geschaffen mit stromsparenden x86-Prozessoren abseits des Performance-Markts und mit Mini-ITX oder noch kleineren Plattformen. Dort kann VIA auch derzeit wieder das sein, was sie früher mal auf dem Chipsatz-Markt für AMD-Plattformen waren: Marktführer...
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