AMD hat gestern im Rahmen einer Telefonkonferenz zu den geänderten Vertragsbedingungen mit GlobalFoundries bekanntgegeben, dass die ersten "Llano"-APUs an die Kunden ausgeliefert wurden. Erste Produkte sollen den Endkunden-Markt noch vor dem Ende des zweiten Quartals erreichen. Damit konnte AMD endlich auch einen Erfolg bei den 32nm-Produkten vermelden, nachdem es hier lange Zeit eher schlechte Nachrichten zu vermelden gab. Neben der Accelerated Processing Unit "Llano", die auf einem Die bis zu vier x86-CPU-Kerne mit einer potenten DirectX-11-Grafikeinheit, dem PCIe- und den Speichercontroller vereint, soll auch der kommende High-End-Prozessor "Zambezi" in diesem Prozess gefertigt werden. Während beim "Llano" noch leicht überarbeitete K10-Kerne zum Einsatz kommen, wird mit dem "Zambezi" erstmals AMDs völlig neu entwickelte "Bulldozer"-Architektur zum Einsatz kommen.
Dass die Einführung einer neuen Architektur bei gleichzeitigem Wechsel des Fertigungsprozesses keine gute Idee ist, musste AMD erst bei der Vorstellung des Barcelona und des ersten Phenom schmerzlich erfahren. Nachdem die Entwicklung bei der Fertigungsausbeute (Yield) beim "Llano" im letzten Jahr weit hinter der geplanten Entwicklung hinterher blieb, bekam die Führung von AMD wohl langsam Muffensausen. Schließlich sollte die Verheiratung von bekannter CPU- und GPU-Technologie lediglich den Weg für die Bulldozer-Produkte ebnen. Allerdings ergaben sich größere Probleme als gedacht. Ob diese einzig und allein aus Schwierigkeiten mit der 32nm-Technologie bei GlobalFoundries resultierten oder ob sich AMD bei der Anpassung des GPU-Teils an den SOI-Prozess doch schwerer tat, bleibt weiterhin unklar. Hartnäckig hielten sich jedenfalls die Gerüchte, dass die Entscheidung der Fertigungs-Allianz rund um IBM, zu der eben auch GlobalFoundries gehört, auf Gate-First beim HKMG-Prozess zu setzen, sich eher negativ auf die Ausbeute auswirkt.
Als Konsequenz aus den damaligen Problemen musste die Markteinführung des "Llano" verschoben und die des "Ontario" vorgezogen werden. Zudem nahm AMD Verhandlungen mit GlobalFoundries über eine Anpassung des Preismodells für die Belieferung mit 32nm-SOI-Wafern auf. AMD wollte sich absichern und nur für funktionstüchtige Dies bezahlen, was gleichzeitig den Druck auf GlobalFoundries erhöht, die Ausbeute möglichst schnell zu steigern. Zudem wurden weitere finanzielle Anreize ausgehandelt, von denen GlobalFoundries profitieren kann, wenn bestimmte Zielkennwerte bei der Fertigung erreicht werden. Für die aktuellen 45nm-Produkte, die AMD von GlobalFoundries bezieht, zahlt das Unternehmen hingegen auch weiterhin pro produzierten Wafer einen fixen Betrag. Da der 45nm-Prozess mittlerweile eingefahren ist und sich GloabalFoundries mehrfach mit den erzielten hohen Yieldraten gebrüstet hat, besteht hier eine ausreichend hohe Planungssicherheit für AMD. Diese fehlt aber bei einem Prozess, der erst hochgefahren wird. Inzwischen gibt der kleinere x86-Riese aber an, dass die Probleme gelöst werden konnten und die Ausbeute wieder im Zielbereich liegen soll und somit den Start der Volumenproduktion erlaubt hat.
Die ausgehandelte Modifikation des Liefervertrags mit GlobalFoundries wird aber trotzdem für das gesamte Jahr 2011 umgesetzt, bevor ab 2012 wieder das alte Preismodell auf Basis produzierter Wafer zum Tragen kommt. In der aktuellen Situation sollen die Anpassungen vor allem den wirtschaftlichen Erfolg absichern und für Planungssicherheit sorgen, was Raum für die nötige Flexibilität in anderen Bereichen schafft. Erstaunlich ist das Entgegenkommen von GlobalFoundries aber in jedem Fall, schließlich gibt es aktuell keinen Konkurrenten, bei dem AMD seine 32nm-SOI-CPUs fertigen lassen könnte. Hier kommt aber sicherlich zum Tragen, dass beide Unternehmen auch nach der Aufteilung noch immer eine Zweckgemeinschaft bilden müssen (AMD hält aktuell noch 12% der Anteile an GlobalFoundries), um mittelfristig wirtschaftlich erfolgreich sein zu können. In letzter Konsequenz dürfte hier auch der Investor Advanced Technology Investment Company (ATIC) des Emirates von Abu Dhabi seine Finger im Spiel haben, der als Großaktionär beider Unternehmen an ihrem langfristigen Erfolg interessiert sein muss. Zum Stand der Dinge beim bereits erwähnten Bulldozer gab der Interims-CEO Thomas Seifert lediglich zu Protokoll: "Very good progress!"
Weitere Folien mit zusätzlichen Details zu der Übereinkunft zwischen AMD und GlobalFoundries könnt Ihr hier finden.
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