Zwischen 32 und 64-Bit Anwendungen hat Microsoft sehr stark auf Interoperabilität geachtet. So verwenden 32 und 64-Bit Anwendungen den gleichen Desktop (wichtig für Installer), die RPC Aufrufe inkl. DCOM sind zueinander kompatibel, ebenso wie OLE/COM. CreateProcess() und ShellExecute() sowie entsprechende APIs können gegenseitige Aufrufe durchführen, so können sowohl 32-Bit Prozesse aus 64-Bit Prozessen aufgerufen werden als auch umgekehrt. Und zuletzt hat Microsoft für Programmierer dafür gesorgt, dass 64-Bit Debugger auch 32-Bit Anwendungen debuggen können.
Was hingegen nicht mehr läuft sind 16-Bit DOS, Windows oder OS/2 Anwendungen. Es gibt bis heute viele Anwendungen, deren setup.exe eine 16-Bit ausführbare Datei ist und erst nach einer Überprüfung des Maschinentyps eine 32-Bit Applikation startet.
Lediglich Support für die beiden 16-Bit Installer MS ACME sowie InstallShield 5.x wird dank spezieller Abfragen geboten, da diese beiden bis heute relativ stark verbreitet sind.
Auch bei 64-Bit Anwendungen gibt es eine Besonderheit zu beachten. Aufgrund der Registry Umleitung muss zur Installation einer 64-Bit Applikation auch ein 64-Bit Installer verwendet werden, da sonst die nötigen Registry Einträge nicht erstellt werden können. Anders herum ist es allerdings kein Problem, jede 32-Bit Anwendung kann sowohl von 64-Bit als auch von 32-Bit Installern installiert werden.
Weitere Einschränkungen ergeben sich bei Treibern (müssen 64-Bit sein) und der Hilfe, winhlp32.exe ist eine 32-Bit Anwendung. Daher müssen jegliche hiervon referenzierte DLL Dateien auch 32-Bit sein. 64-Bit Anwendungen werden angehalten, das neue HTMLHelp Format zu verwenden. Auch die Microsoft Management Console muss zwischen 32-Bit und 64-Bit .MSC Dateien unterscheiden. Sollte eine .MSC Dateien sowohl den 32-Bit als auch den 64-Bit Teil enthalten, wird der Anwender beim Start gefragt, welcher Teil geladen werden soll.
Browser
Zuletzt noch ein kleines Problem aus der Praxis, welches viele Anwender treffen wird: Probleme mit Webbrowsern. Microsoft liefert XP64 sowohl mit 32-Bit Internet Explorer als auch 64-Bit Internet Explorer aus – was auch dringend nötig ist. So kann beispielsweise der 64-Bit Browser keine Java Applets ausführen, da Java derzeit nur als 32-Bit Version verfügbar ist. Gleiches gilt für Flash sowie ActiveX Applets.
Um diese auszuführen, muss die 32-Bit Version der IEXPLORE.EXE ausgeführt werden. Hier wird es auf lange Zeit massive Probleme geben, speziell bei ActiveX Applets. Sobald SUN eine 64-Bit Version von Java veröffentlicht hat, wird sich zumindest das Java Problem erledigen. Microsoft selbst plant keinerlei eigene Implementierung einer Java VM. Auch bei Flash wird sich das Problem mit der Veröffentlichung einer 64-Bit Version des Macromedia Flash Players erledigt haben.
Fazit
Soweit hat Microsoft sehr gute Arbeit geleistet. WoW64 tut genau das, was es soll: Es gibt dem Anwender die Möglichkeit, unter 64-Bit Windows auch 32-Bit Anwendungen auszuführen und das bisher mit sehr guten Ergebnissen. Office, Microsofts primäres Ziel, läuft derzeit völlig ohne Einschränkungen, ebenso ein Großteil der vorhandenen 32-Bit Software. Da vorerst noch keine 64-Bit Office Version von Microsoft geplant ist, wird WoW64 – bewusst oder nicht – auf 64-Bit Systemen eine wichtige Rolle spielen. Und je weniger der Anwender davon bemerkt, desto bessere Arbeit haben MS Programmierer geleistet.
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