Ungewöhnlich für ein Grafikkarten-Review müssen wir heute auch noch einen Blick auf die
Speicher-Performance des Testsystems werfen. Warum? Weil TurboCache eine Mischtechnologie
aus Local Framebuffer und UMA ist; und UMA ist prinzipbedingt bekannt dafür,
dem Prozessor einen nicht unerheblichen Teil an Speicherbandbreite zu stibitzen. Allerdings
verspricht NVIDIA ja - dank des trotzdem noch vorhandenen lokalen Speichers - dass dies bei
der 6200 TC kein Thema ist.
Nun, ganz kann NVIDIA sein Versprechen nicht einhalten. Der Einfluss der UMA-ähnlichen Architektur
auf die Speicher-Performance ist zwar nicht groß - deutlich niedriger, als bei UMA, wo gleich
mehrere 100 MB/s fehlen - aber messbar. Je größer die Desktop-Auflösung
und die Farbtiefe gewählt wird, desto größer ist der negative Einfluss auf die Performance.
1280x1024 in 32-Bit Farbtiefe zum Beispiel (Standard-Auflösung bei 17" TFTs) passen in
exakt 64 MB VRAM. Damit ist die zu unserem Test angetretene Leadtek-Karte fein raus, denn sie
besitzt 64 MB lokalen Speicher. Hier würde uns interessieren, wie sehr die kleineren Karten
mit nur 32M oder gar 16M lokalem Speicher die Speicher-Performance in der für Büros
relevanten 1280er Auflösung negativ beeinflussen. Das werden wir sicherlich in einem künftigen
Test noch herausfinden.
Interessant wird es nun beim Preis-/Leistungsverhältnis. Wieviel Frames bekommt man für seine Euros?
Hier schneiden Lowcost-Karten traditionell sehr gut ab, da die Gamer-Karten die höhere
Leistung mit deutlichem Expresszuschlag honoriert wissen wollen:
Wie man sieht liegen die beiden Karten hier in der Spitzengruppe, obwohl auch die für beide
schmerzhaften FSAA-Benchmarks zur Berechnung dazu zählen, die wir dieses Mal ob der fehlenden
Praxisrelevanz in den Anhang des Artikels ausgelagert haben. Auf die Bewertung der Ti 4200 wurde hier verzichtet.
Zum einen hat die Karte nicht alle Tests fehlerlos durchlaufen,
zum anderen wird sie nicht mehr produziert und somit sind irgendwelche eBay-Preise eher theoretischer Natur.
Wagen wir uns also an ein Fazit: zum einen bleibt festzuhalten, dass beide heute getesteten
Grafikkarten für Hardcore-Spieler uninteressant sind. Das war von vorne herein klar und somit
überraschen die Ergebnisse auch nicht. Die Karten sind für Office-PCs gedacht, deren Besitzer
nur gelegentlich mal ein Spielchen mit Doom 3 oder Half-Life 2 wagen wollen. Mit weniger aufwändigen
Spielen wie etwa F1 2002, Need for Speed Unterground oder Die Sims kommen Karten wie die 6200 TC
oder die X300SE problemlos zurecht. Das definiert gleichzeitig auch das Einsatzgebiet dieser
Karten.
Leider hat es sich Leadtek nicht nehmen lassen, das Topmodell der TurboCache-Karte mit Dual-Channel
Speicher zu schicken. Die hätte eher zu einer Radeon X300 gepasst, als zu einer X300SE. Aus
diesem Grund sieht die Karte in den absoluten Benchmarks auch durchweg besser aus, als das ATI Einsteiger-Modell.
Am Ende der Abrechnung mit Blick auf das Preis-/Leistungsverhältnis wird allerdings deutlich,
dass beide für ihr Geld in etwa das gleiche bieten.
Wer eine möglichst billige Grafikkarte für einen Office-PC sucht und dabei nicht auf eine
Onboard-Lösung vertrauen möchte (aus den bekannten Gründen), der ist mit der Radeon X300SE gut
bedient. Office, Video, Bildbearbeitung - für alles außer Highend 3D-Spiele ist diese Karte weit
mehr als ausreichend. Wer auf die kleine Verpackung verzichten kann und statt zur Lite-Retail
Version zu einer Bulk-Karte greift, kann noch ein paar EUR zusätzlich sparen.
Etwas tiefer dagegen muss der Interessent einer Leadtek PX6200 TC in die Tasche greifen,
zumindest wenn er das Modell erwerben will, das uns der Hersteller zum Test geschickt hat. Dafür
bekommt der Kunde allerdings ein paar Zugaben im Lieferumfang, einen DVI-Anschluss und
eine GPU, die bereits das Shadermodell 3 unterstützt, was zwar für Highend-Spiele unerheblich ist, da
auch diese Karte für Hardcore-Gamer zu langsam ist, aber wer weiß, was sich Microsoft
beim Nachfolger der Windows-GDI für Longhorn noch alles ausdenkt. Definiert man "Spiele" dagegen
nicht mit Titeln wie Doom 3 oder Half-Life 2, dann ist auch die 6200 TurboCache eine
Überlegung wert, zumal sie in der gelieferten Variante mehr Reserven für F1 2002, Die Sims & Co.
bietet, als die schwachbrüstigere X300SE; und auch Doom 3 & Co. nicht unmöglich ist,
wenn man auf die höchste Detailstufe oder FSAA verzichten kann.
So geht der Vergleich ohne einen eindeutigen Sieger zu Ende. Beide Karten haben ihre
Stärken und ihre Schwächen. Der Kunde muss sich wie gezeigt nur im Klaren sein, was
er haben möchte und was ihm wichtig ist. Den Editor's Choice Award - sofern
man ihn vergeben will -
steckt der Autor nach Beantwortung der Frage "würdest Du Dir die Karte in Dein System verbauen?"
beiden an die Brusttasche, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Warum? Weil die ATI deutlich
billiger ist, als die getestete Leadtek und das ist für das Einsatzgebiet neben
der passiven Kühlung, die beide bieten, ein zentrales Argument. Soll der PC als Office-PC
genutzt werden, die Speicher-Performance nicht wie bei einer UMA-Lösung von der Grafikkarte
beschnitten werden (schöne Grüße an die SETI-Gemeinde) und keine Highend-3D Shooter
gespielt werden, dann ist die Sapphire Radeon X300SE die Karte der Stunde.
Wer etwas mehr Leistung haben will, sich an Features wie PureVideo erfreut und trotzdem unter
100 EUR für eine Grafikkarte bleiben möchte, der kann sich die Leadtek PX6200 TC auf den
Wunschzettel schreiben. Für Hardcore-Gamer - und das sollte man immer im Hinterkopf behalten -
sind beide Karten nicht geeignet. Hier muss der Kunde deutlich tiefer in die Tasche greifen,
um ein entsprechendes Produkt zu erwerben.
Sapphire Radeon X300 SE als Office-Karte mit Option auf Sims & Co.
Leadtek PX6200 TC (256 MB) als Office-Karte für Gelegenheitszocker
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