Jon Peddie Research (JPR) hat seine Analyse des Grafikkartenmarktes im abgelaufenen dritten Quartal 2010 veröffentlicht. Saisonunüblich sanken die Auslieferungen an Grafikprozessoren um ein Prozent gegenüber dem Vorquartal, wobei die Verkäufe im Notebookmarkt um 8,4% sanken. Die drei Großen im Markt AMD, Intel und NVIDIA hatten bereits in ihren Umsatzwarnungen eine schleppende Nachfrage im Konsumermarkt verantwortlich gemacht. Sowohl AMD als auch NVIDIA hatten vor allem mit sinkenden Verkaufs- und Umsatszahlen im Notebookmarkt und dem allgemeinen Trend zu niedrigeren Preisen zu kämpfen, weshalb zusätzliche diskrete Grafiklösungen aus vielen Notebookangeboten herausfielen. Zudem führen die Marktforscher von JPR den großen Verkaufserfolg des Apple iPad (ca. 8 Mio. iPad im Vergleich zu 70 Mio. Notebooks & Netbooks) als weiteren Grund an. Die gestiegenen Verkaufszahlen im Desktopmarkt (+8,4%) konnten den Nachfragerückgang im wesentlich größeren Notebookmarkt nicht kompensieren. Insgesamt lagen die Ausfuhren aber immer noch um 10% höher als im dritten Quartal des Vorjahres.
Verteilung der Marktanteile nach Stückzahlen
Besonders stark litten die Verkäufe von AMD (-11,4%), weshalb das Unternehmen die Marktführerschaft im diskreten Grafikkartenmarkt wohl bereits nach einem Quartal wieder an NVIDIA los ist. Bereits die Geschäftszahlen für das abgelaufene dritte Quartal ließen nichts Gutes erahnen. So machte das Grafiksegment bei sinkenden Umsätzen von 390 Millionen US-Dollar (-50 Mio. US-Dollar gegenüber 2Q10) lediglich einen verschwindend geringen Gewinn von nur einer Millionen US-Dollar (-32 Mio. US-Dollar gegenüber 2Q10). Als ein Grund für den Rückgang wurde die sinkende Nachfrage bei den OEMs angeführt, die ihre Lagerbestände unter anderem wegen des Generationswechsels zur AMD Radeon HD 6000 abbauen. Zudem konnte AMD (vor dem Nachfrageeinbruch) nicht allen seinen Kunden eine ausreichende Versorgung mit Grafikprozessoren garantieren, weshalb diese zur Konkurrenz wechselten. Außerdem macht der wieder erstarkte grüne Grafikgigant aus Santa Clara mächtig Druck mit seinem runderneuerten Angebot DirectX-11-fähiger Grafikkarten der viel gescholtenen "Fermi"-Architektur. Besonders die sehr erfolgreiche NVIDIA GeForce GTX 460 dürfte daran ihren Anteil haben, der AMD bis zum Erscheinen der AMD Radeon HD 6800er Serie keinen ebenbürtigen Gegner entgegen stellen konnte.
Insgesamt führt weiterhin Intel unangefochten mit einem Marktanteil von 55,6% (+2,4 Prozentpunkte) den Grafikmarkt vor AMD mit 22,3% (-2,7 Prozentpunkte) und NVIDIA mit 21,2% (+0,5 Prozentpunkte) an. Angesichts der Entwicklung zu immer mehr CPUs mit integriertem Grafikkern, was AMD auch gern als Accelerated Processing Unit (APU) bezeichnet, wird sich an dieser Rangfolge wohl auch nichts so schnell mehr ändern.
Wie heise online berichtet, stimmen einige der Zahlen nicht, die JPR in seiner Pressemitteilung nennt. Gegenüber den Kollegen geben die Marktforscher nun an, dass die Verkäufe des dritten Quartals im Vergleich zum Vorjahr um 1,24% auf 115,95 Millionen Grafikchips zurückgegangen sind. In der Pressemitteilung sprach man noch von einem Wachstum von 10 Prozent. Auf mobile Grafikchips entfällt knapp über die Hälfte (59,2 Millionen) der Gesamtstückzahl. Zudem sei die Angabe zu den abgesetzten Apple iPad falsch. Es sind nicht, wie in der Pressemitteilung aufgeführt, 8 Millionen Stück, sondern lediglich halb so viele (4,1 Millionen).
Dies wirft natürlich die grundsätzliche Frage auf, wie vertrauenswürdig die restlichen präsentierten Zahlen von JPR sind.
X-bit labs konnte die eigentlich nicht frei zugänglichen Verkaufszahlen für den diskreten Grafikkartenmarkt des Marktforschers Mercury Research im Internet ausfindig machen. Glaubt man den Zahlen, dann konnte AMD (50,3%) seine Marktführerschaft doch knapp vor NVIDIA (49,6%) verteidigen. Erstaunlich an den Zahlen ist der starke Einbruch bei den mobilen Grafiklösungen von -22,7%, während die diskreten Grafiklösungen für den Desktopmarkt um 20,8% zulegen konnten. Dadurch wurden mit 18,7 Millionen Stück seit längerem erstmals wieder mehr diskrete Desktop-Grafikkarten als solche für Notebooks (14,98 Millionen) verkauft.
Während AMD seinen Marktanteil im schrumpfenden Notebook-Markt um 5,6 Prozentpunkte auf jetzt 61,9% weiter ausbauen konnte, ist es NVIDIA gelungen im diskreten Desktop-Markt mit seiner endlich vervollständigten "Fermi"-Familie zu punkten. Der grüne Grafikgigant hat hier seinen Marktanteil um 3,6 Prozentpunkte ausgebaut.
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