AMD hat gestern in San Francisco eine Pressekonferenz abgehalten, bei der die neue sogenannte "Ambidextrous"-Strategie etwas genauer erklärt werden sollte. Wie sich recht schnell herausstellte, war das Thema der Veranstaltung aber auf die künftige Strategie im Server-Markt beschränkt. Zu den anderen Produktreihen gab es keinerlei detaillierte Ankündigungen. Die wichtigste Nachricht von der Veranstaltung ist, dass AMD künftig neben den eigenen x86- auch ARM-Kerne in seinen Opteron-Prozessoren verbauen will. Dazu geht der Konzern eine umfassende Partnerschaft mit ARM ein. Enorme Bedeutung soll darüber hinaus dem SeaMicro Freedom Fabric zukommen, dessen IP zusammen mit SeaMicro Anfang des Jahres akquiriert wurde. Dementsprechend soll die Interconnect-Technologie, mit der sowohl x86- als auch ARM-Prozessoren verbunden werden können, auch gleich mit in den SoC integriert werden.
Bereits 2014 sollen die ersten neuen ARM-Opterons in die Produktion gehen, welche auf die neue 64-Bit-ARM-Architektur (ARMv8) setzen. Die entsprechenden Entwicklerteams seien bereits parallel zu den Umbauarbeiten im Topmanagement seit Anfang des Jahres aufgebaut worden. In den darauf basierenden Servern sieht AMD zusammen mit seinen Partnern die richtige Antwort auf die Herausforderungen für heutige und künftige Mega-Rechenzentren. Hier will der kleinere x86-Riese dank der hohen Energieeffizienz der ARM-Technologie neue Bestwerte für Rechenleistung pro Watt und Rechenleistung pro Dollar erzielen. Zudem sieht sich AMD als Teil eines Ökosystems, welches auf Zusammenarbeit setzt, um die Herausforderungen in den Rechenzentren der Zukunft zu lösen. Deswegen sollen die neuen ARM-Opteron nicht dem hauseigenen Micro-Serverhersteller SeaMicro vorbehalten bleiben, sondern auch an OEMs wie DELL oder HP verkauft werden. Als weiteres Zeichen für den kollaborativen Ansatz waren die derzeitigen Größen im Cloud-Computing Amazon und Facebook zu einer Diskussionsrunde eingeladen, in der über die vielfältigen Vorteile dieses Ansatzes gesprochen wurde. AMD wird dabei allgemein als die Speerspitze für ARM-Server gesehen, die dank jahrelanger Erfahrung in diesem Marktsegment den Weg ebnen soll.
Ganz aufgeben möchte AMD die x86-Architektur dann aber auch nicht. Stattdessen wird der pragmatische Ansatz verfolgt, dass die CPU-Architektur verwendet werden soll, welche für das jeweilige Einsatzgebiet optimal geeignet ist. Wo der Konzern aktuell die Einsatzfelder für beide Architekturen sieht, soll mit nachfolgender Folie illustriert werden.
Was diese Adaption von ARM-Kernen für die anderen Produktlinien des ehemals exklusiven x86-Entwicklers bedeutet, wollten CEO Rory Read und sein Team nicht näher beantworten. Selbiges gilt für die Auswirkungen auf die APU-Strategie oder Details zur Umverteilung von Entwicklungsbudgets. Ob die eigens auf möglichst geringe Leistungsaufnahme und Platzbedarf hin optimierten und 64-bit-fähigen x86-"Bobcat"-Kerne und darauf basierende Weiterentwicklung ebenfalls für künftige Opteron-Designs Anwendung finden sollen, wurde ebenso nicht eindeutig beantwortet. Stattdessen verwies Read erneut lediglich auf den neuen Ansatz, wonach die IP-Blöcke möglichst modular entwickelt werden sollen, sodass sie ohne größere Anpassungen mehrfach wiederverwendet werden können. Daher ist anzunehmen, dass früher oder später auch ARM-Lösungen beispielsweise für Tablets oder andere mobile Geräte ins Portfolio aufgenommen werden.
Es bleibt abzuwarten, ob es sich AMD mit seiner stark zusammengestrichenen Belegschaft wirklich leisten kann, drei CPU-Kern- und zusätzlich die GPU-Architektur auf einem konkurrenzfähigen Level fortzuentwickeln. Angesichts der Lizenzierung der ARM-Kerne erscheint es mehr als fraglich, ob weitere Investitionen in die "Bobcat"-Linie wirklich Sinn machen. Ursprünglich war hier ja die Idee, einen x86-Kern auf die Energieeffizienz von ARM hin zu optimieren. Und dann ist da ja noch das größte AMD-Problem: die viel beschworene Execution. Schon oft wurden hochtrabende Pläne präsentiert, die dann an der termingerechten Ausführung scheiterten.
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