Im Rahmen der Computex 2012 hat AMD seine neue Plattform für das Niedrigpreissegment "Brazos 2.0" vorgestellt. Auch wenn die Versionsnummer 2.0 größere Änderungen vermuten lässt, so handelt es sich im Wesentlichen doch nur um einen zweiten Refresh zur Produktpflege der altbekannten "Brazos"-Plattform. Damit soll die Streichung des ursprünglich geplanten Nachfolgers, für den eine Fertigung im 28nm-Prozess geplant war, kaschiert werden. Ein leichtes Erbe tritt "Brazos 2.0" jedenfalls nicht an, schließlich bezeichnet das Unternehmen "Brazos" als das erfolgreichste Produkt der Unternehmensgeschichte. Allein 2011 konnten 30 Mio. Stück der kleinen C- und E-Serie APUs (Accelerated Processing Unit) abgesetzt werden. Zudem will sich AMD mittlerweile insgesamt 160 Design Wins mit der "Brazos"-Plattform gesichert haben.
Welche Verbesserungen und Optimierungen hat also "Brazos 2.0" zu bieten? Neben leicht höheren Taktraten für die CPU- (+50 MHz) und GPU-Kerne (+25 bzw. +80 MHz) auf dem "Ontario"-Die hat AMD in erster Linie am Unterbau geschraubt. Als Arbeitsspeicher können jetzt neben den normalen DDR3-Modulen mit einer Betriebsspannung von 1,5 V und den Low-Power-Varianten DDR3L-1066 (1,35 V) auch die Ultra-Low-Voltage-Versionen DDR3U-1066 (1,25 V) genutzt werden. Dank des von der "Sabine"-Notebookplattform entliehenen, stark beschnittenen neuen Chipsatzes (AMD A68M bzw. A68 FCH) stehen jetzt neben acht USB 2.0 auch zwei USB-3.0-Schnittstellen zur Verfügung. Während die reduzierte Anzahl von SATA-6Gb/s-Schnittstellen von sechs auf zwei bzw. drei bei Notebooks noch sinnvoll erscheint, so ist sie bei der Desktop-Version ein klarer Rückschritt gegenüber der alten Plattform. Darüber hinaus können die OEMs auf den integrierten Controller für SD-Speicherkartenlesegeräte zurückgreifen. Abschließend wollen die Entwickler die Leistungsaufnahme des Fusion Controller Hub (FCH) weiter reduziert haben. Dies und weitere Optimierungen an der Plattform sollen zu einer längeren Akkulaufzeit beitragen.
Zudem weist AMD auf zwei neue Funktionen hin, die aus Sicht des Unternehmens besonders kundenorientiert sein sollen: AMD Steady Video 1.5 und eine Quick Stream getaufte Technologie. Bei ersterem handelt es sich um die Stabilisierung verwackelter Videoaufnahmen in Echtzeit, welche AMD mit der ersten Generation A-Serie APUs eingeführt hatte. Inwiefern die kleinen APUs überhaupt dazu in der Lage sind, neben der Berechnung der üblichen Nachbearbeitungseffekte auch hierfür die benötigte Rechenleistung zu erbringen, muss sich noch zeigen. Es ist anzunehmen, dass der Filter lediglich bei kleineren Auflösungen sinnvoll zuschaltbar sein wird. Quick Stream soll dafür sorgen, dass Video-Streams bei der Verteilung der Netzwerkbandbreite priorisiert werden. Damit soll eine unterbrechungsfreie Betrachtung von Internetvideos ermöglicht werden, wobei allerdings die OEMs entscheiden, ob diese Technologie im jeweiligen Produkt enthalten ist. Beide Funktionen stehen aber nur auf dem stärksten Modell E2-1800 zur Verfügung.
In der nachfolgende Tabelle haben wir die sich somit ergebende Modell-Palette an E-Serie APUs zusammengetragen, wobei die neuen Modelle fett markiert sind. Von den Bezeichnungen Radeon HD 7340 und 7310 sollte man sich nicht irritieren lassen, denn es handelt sich keinesfalls um GPUs auf Basis der neuen GCN-Architektur. Nach wie vor kommt die VLIW5-Architektur der "Evergreen"-Generation zum Einsatz. Zusätzlich sind auch die C-Serie-APUs gelistet, für die vorerst keine neuen Modelle geplant sind. Zu einem späteren Zeitpunkt soll aber noch die aktualisierte Tablet-Lösung vorgestellt werden, die ebenfalls auf eine "Ontario"-APU setzen wird.
Technische Daten der aktuellen Modellpalette
"Brazos 2.0"-Produkte sollen in Kürze verfügbar werden, einen genaueren Termin nennt AMD aber nicht. Es ist aber zu erwarten, dass dies im Rahmen der üblichen Marktzyklen geschehen wird. Spätestens zum Start von Windows 8 sollten entsprechende Geräte den Weg in die Verkaufsregale gefunden haben.
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