Doch natürlich hatten wir nicht nur positive Erlebnisse mit unseren Probanden, auch enttäuschendes oder zumindest
doch kurioses mußten wir über uns ergehen lassen.
Die Enttäuschung...
Die Enttäuschung der letzten 18 Review-Monate war definitiv der SiS 735 Chipsatz und mit Abstrichen auch sein Nachfolger 745.
Gewiß, seine Fans beschwören vor allem den arglosen PCI-Bus, der bei diesen Boards im Gegensatz zu diversen VIA
Mutanten bugfrei daherkommt. Auch seinen günstigen Preis stellen wir nicht in Frage. Nein, darum geht es nicht.
Es ist die Art und Weise, wie SiS seinen Schützling vor dem Launch vermarktet hat. Da wurden Referenzplatinen
an einige wenige ausgewählte Magazine verschickt, die mit Performance-Werten glänzten, daß den Power-Usern das
Wasser nur so im Munde zusammenlief. Der Chipsatz schien von einem anderen Stern zu kommen.
Noch am selben Tag, an dem die ersten Boards bei uns in Deutschland aufschlugen, besorgten wir uns eine Testplatine - und
wurden bitter enttäuscht. Das Board arbeitete langsamer, als die Protagonisten mit AMD 761 Chipsatz, die es eigentlich
hätte verblasen sollen. Keine Spur von überlegener Performance. Selbst ein hastig nachgeschobenes neues BIOS änderte nichts
mehr daran. Niemand kann heute sagen, wo die Performance der damals ausgegebenen Referenz-Platinen geblieben ist. Auch
Kollegen, die den SiS 735 Monate nach uns mit einem ausgereifteren BIOS testeten, erhielten nur minimal bessere Werte, die
aber noch immer deutlich hinter denen der Konkurrenz lagen, die in der Zwischenzeit natürlich auch nicht geschlafen hatte. Im Nachhinein wäre es
besser gewesen, den 735 im Vorfeld nicht - und davon müssen wir heute ausgehen - mit gefakten Einzelstücken auf
der Performance-Schiene zu hypen. Man hätte ihn als das vermarkten sollen, was er ist: ein ausgewogener, gut ausgestatteter
Chipsatz für die Lowcost-Schiene, denn genau hier hat sich der Chipsatz zurecht einen guten Namen gemacht.
Das Abenteuer...
Eine Achterbahnfahrt ohnegleichen war die Review-Recherche für das AMD 760MPX Mainboard Asus A7M266-D. Für dieses Board
haben wir nicht nur gleich zwei Anläufe gebraucht, um ein Review auf die Beine zu stellen, wir haben auch noch nie
so viele BIOS-Versionen auf ein Board geflasht, so viele Grafikkarten-Treiber, Chipsatz-Treiber, Betriebssysteme,
Programme, Benchmarks, Updates, Patches und Fixes ausprobiert, geflasht, installiert und wieder gelöscht, wie für diesen
Test. Von Freezes über Datenkorruptionen beim Kopieren, unbrauchbarer PCI-Performance, Bluescreens bei der Soundausgabe
bis zu unerklärlichen Phänomenen beim Testen von AGP-lastigen SMP-Anwendungen war alles dabei.
Schuld daran
hatte jeder ein bißchen: AMD, weil die Errata-List des 760MPX länger ist, als die Warteschleife in der T-Online Support-Hotline,
Asus, weil sie dort bei der BIOS-Programmierung offenbar einige Seiten überblättert hatten, nVidia, weil sie
scheints nicht damit gerechnet hatten, daß ihre Grafikarten jemals auch auf Systemen mit mehr als einem Prozessor
eingesetzt werden könnten und wir, weil wir mit dem ganzen Krempel einfach 3 Monaten hätten warten sollen, als unsere
Nerven damit zu ruinieren - wie einige Kollegen, die unser Leid teilten, übrigens auch.
Daß das ganze doch noch gut ausgegangen ist in einem zweiten Test, liegt vor allem an den mittlerweile erledigten
Hausaufgaben der Hersteller, die das Asus A7M266-D letztendlich doch noch zu einem Board erwachsen ließen, das
man seinen Lesern empfehlen kann.
Der Ooops...
Natürlich machen nicht nur Mainboard- und Chipsatz-Hersteller Fehler - auch wir sind davor in keinster Weise gefeit.
Einen Ausrutscher der peinlichen Art leisteten wir uns beim Review des EPoX EP-8K7A+. Das Board hatte beim
Test nur so gerockt, alle Konkurrenten in Grund und Boden gerechnet, guter Preis, Stabilität, blabla, etc. Der
Artikel war bereits draußen und EPoX beglückwünscht, als wir mit unseren Kollegen von Hardtecs4u grübelten, wieso unsere
Ergebnisse so derbe voneinander differieren. Bei uns war das 8K7A+ das schnellste 761 Board, bei ihnen eher im hintern Feld
zu finden. Bis wir nach einigen Stunden stochern herausfanden, daß wir das Board mit falschen Jumpersettings
getestet hatten. Beim 8K7A+ muß der AGP- und PCI-Teiler per Jumper gesetzt werden, das Einstellen des FSB im BIOS
erhöht lediglich den Takt, setzt jedoch die Teiler nicht richtig. Wir hatten also aus Versehen mit 44 MHz PCI-Takt,
89 MHz AGP-Takt und Chipset-Timings für 100 MHz bei 133 MHz FSB gebencht. Kunststück, daß das Board damit alle
Mitbewerber nur so abwatschte.
So, was tun? Ducken, Maul halten und Gras über die Sache wachsen lassen? Wäre bestimmt der bequemere Weg gewesen.
Die Alternative war, das Review offline zu nehmen, die Hosen herunterzulassen und zuzugeben, daß wir Mist gebaut haben.
Auch wenn uns nicht ganz wohl dabei war, entschieden wir uns für letztere Variante und schrieben das Review mit
korrekten Settings noch einmal neu. Selbstredend lachten sich damals viele Kollegen der schreibenden Zunft ob diese Fauxas
ins Fäustchen und wir (oder besser ich) kamen uns vor, wie die letzten Idioten. Andererseits können wir heute bei diesem
Rückblick wenigstens schreiben, in all unseren 27 Reviews stets bei der Wahrheit, und nichts als der Wahrheit geblieben
zu sein; im Gegensatz übrigens zu einem großen Online-Magazin, das jenes Board damals wegen falscher Einstellungen
ebenfalls auf Platz 1 benchte, ihren Fehler jedoch bis heute nicht publik gemacht hat. Da stehen wir dann doch
lieber als Idioten da...
Schlußwort
Wie Ihr seht hat sich viel ereignet in den letzten 18 Monaten, waren dies doch nur einige kleine Geschichten
aus unserem Review-Alltag. Wir hoffen jedenfalls, Euch ein wenig Freude bereitet zu haben in dieser Zeit,
Euch bei Kaufentscheidungen hilfreich gewesen zu sein und freuen uns nun auf die nächste Epoche auf Planet 3DNow!,
mit neuen Hauptdarstellern, aufgepeppten Drehbüchern und frischen Kulissen. Hoffen wir auch, daß diese Epoche
nicht so lange dauern wird, wie die letzte, denn Ära Nummer 3 wird definitiv "Hammer"-mäßig...
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