ACCS - Fortsetzung
Eine besonders kritische Option besteht für den Hersteller darin, Device Keys zu sperren. Jedes Abspielgerät verfügt ja über einen Device Key. Sollte jetzt irgendwo in Fernost ein schlaues Hirn den Schutz eines Laufwerks oder Players knacken, so kann diese Information auf zukünftigen HD-DVDs bzw. BDs gespeichert werden. Legt man dann so eine Disk in seinen legal erworbenen und nicht gecrackten, aber zufällig baugleichen Player, so erkennt er die Informationen und verweigert von nun an komplett die Wiedergabe von Videomaterial. Dem Hersteller ist damit eine für den einzelnen Benutzer unkontrollierbare Zerstörungsoption gegeben, welche sicherlich auch noch auf ihre rechtliche Umsetzbarkeit geprüft werden muss. Für den Otto-Normal-Verbraucher ist dies so nicht hinnehmbar. Soll man sich jetzt vor dem Kauf informieren, welches Gerät besonders schwer zu knacken ist, damit dies ja nie passiert?
Witzigerweise gehen all diese Möglichkeiten den Verfechtern der beiden Disk-Formate noch nicht weit genug. Im Kampf um die Gunst der Filmemacher möchten beide die größtmögliche Kontrolle bieten. Die Blu-ray Group sichert unter dem Kürzel BD+ Disks per Wasserzeichen ab und benutzt zusätzlich ein kleines Programm, welches den Datenstrom während der Wiedergabe überwacht. Stellt es Manipulationen fest, stoppt das Abspielen. Auch hier will man sich gegen Cracks schützen, in diesem Fall soll das Programm über Internet updatepflichtig sein. Das DVD-Forum hat sich für seine HD-DVDs noch einen zusätzlichen Abfilmschutz einfallen lassen. Ein unsichtbares Signal wird in das Filmmaterial eingebunden, welches aber von zukünftigen Kameras und Recordern erkannt werden soll und intern die Aufnahme sperrt. Eine etwas übertriebene Art des Kopierschutzes, lassen sich doch per Abfilmen eh nur magere Bild- und Tonqualitäten erzielen.
Wie man an der Versionsnummer 0.911 sehen kann, sind die Spezifikationen des AACS noch nicht vollständig verabschiedet. Dies ist auch der Grund, warum mit BD- bzw. HD-DVD-Brennern nicht vor Sommer zu rechnen ist. Erst wenn alle Details geklärt sind werden die Brenner in der Lage sein, vollständig korrekt verschlüsselte Disks zu brennen. Würden die Laufwerke jetzt schon auf den Markt gebracht, könnten Details noch fehlen. Der pingelige Kopierschutz könnte aber bei späteren Laufwerken dazu führen, dass genau dieses Detail verlangt wird, die Medien wären also nicht abspielbar.
Mancher wird sich vielleicht fragen, ob doch HDTV überhaupt noch notwendig sei. Eine DVD auf einem ordentlichen Flachbildfernseher mit Surround-Sound ließe doch auch keine Wünsche offen. Betrachtet man aber beide Formate nebeneinander ist durchaus ein Unterschied festzustellen. Panasonic stellte auf der CeBIT bespielsweise einen 105" Flachbildfernseher vor. Trotz über 2,60m Bildschirmdiagonale konnte man im Abstand von 1m nicht einen Pixel entdecken. Auch bietet ein neues Menükonzept komfortablere Bedienung und die Möglichkeit interaktiven Fernsehens, wo man z.B. zwischen mehreren Handlungssträngen wählen kann. Es stellt sich ernsthaft die Frage, ob durch den Schutz- und Kontrollwahn Hollywoods hier nicht eine tolle Technik zu Nichte gemacht wird. In der Presse häufen sich bereits jetzt kritische Stimmen. Ob die Kundschaft all diese Einschränkungen in Technik und Privatsphäre hinnehmen wird, bleibt abzuwarten. Man wird sich beim aktuellen Stand wirklich mehrmals überlegen müssen, ob man der hohe Preis den Fortschritt wert ist.
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