Wie wir erst vor ein paar Tagen bei der Bekanntgabe unserer Partnerschaft mit Au-Ja aufgewärmt haben, war
Planet 3DNow! ja maßgeblich an der Southbridge-Bug Geschichte Anfang 2001 beteiligt. Damals mußten wir die schmerzliche
Erfahrung machen, daß es nicht selbstverständlich ist, daß von A nach B kopierte Dateien dort auch so wieder ankommen, wie sie abgeschickt wurden, es vorkommen kann,
daß USB-Geräte plötzlich unabgemeldet ihren Arbeitsplatz gen Süden verlassen oder TV-Karten den Begriff "Interlacing"
völlig neu definieren. In der Folgezeit hatten wir uns zum Ziel gesetzt, Mainboards nicht nur - wie allgemein üblich - auf
ihre Performance und Ausstattung hin zu untersuchen, sondern sie auch durch einen Stabilitäts-Parcours zu hetzen,
der es faustdick hinter den Ohren hatte. Die Palette der Tests reicht von AGP-Freezes über den erwähnten Southbridge-Bug in all seinen
Metamorphosen bis hin zu so neumodischem Klimmbimm wie 1T DRAM Command Rate Freezes etc.
Nicht unerwähnt lassen möchten wir die Tatsache, daß diese Art, ein Mainboard zu testen, die Hölle ist für einen Redakteur.
Normalerweise macht man ein paar Benchmarks, schießt vier Fotos und schreibt ein paar Zeilen Text; fertig. Unsere
Review-Recherche jedoch nahm am Ende der Ära satte 40 Stunden Zeit in Anspruch - pro Board und wenn nichts dazwischen kam
wohlgemerkt. Der Leser bekam davon nur wenig mit. Auf Seite 10 konnte er jeweils kurz und
knapp nachlesen, wie das Board sich geschlagen hatte in der Folterkammer. Ein befreundeter Kollege meinte vor nicht
allzulanger Zeit einmal: "Mein Gott, es ist doch nur ein Mainboard. Ihr seid wahnsinnig, Euch das aufzutun!"
Möglicherweise sind wir das tatsächlich. Trotzdem wird es auch mit der neuen Review-Konfiguration keinen Mainboard-Test
auf Planet 3DNow! geben ohne unsere Stabilitätstests, möglicherweise jedoch leicht angepasst, was die Auswahl der
Tests betrifft.
Hier noch einmal im Überblick alle Resultate der getesteten Mainboards auf einen Blick:
Fußnoten (genaue Erläuterungen in den entsprechenden Reviews zu finden):
1) Nicht mit der Referenz-Grafikkarte
2) Bei deaktiviertem USB 2.0
3) Mit BIOS 1004 behoben
4) Mit BIOS 1003 behoben
5) Mit BIOS 1011 behoben
6) Nicht mit schärfsten Timings
Und hier noch einmal die Beschreibung der Einzeltests:
Dauertest
Beschreibung des Tests:
Der Rechner muß 24h SETI@Home ohne Fehlfunktion überstehen. In unserer
Stability-Reihe ist das für gewöhnlich die am leichtesten zu bestehende Aufgabe, da
die Mainboards ja ohnehin nur dann am Test teilnehmen dürfen, wenn sie 100%
ROCKSOLID arbeiten.
AGP-Crashtest
Beschreibung des Tests:
Insbesondere die Besitzer eines ALi Aladdin V Mainboards werden beim Stichwort
"NFS 5 Normandie" traumatisiert zusammenzucken. Mit aktiviertem Lens Flare ist dieses
Level des Rennspiels Need for Speed Porsche eines der AGP-kritischsten Anwendungen
überhaupt. Ein Mainboard, das diese Hürde mit maximalem AGP-Mode nimmt, macht für gewöhnlich
auch in anderen Games keine Probleme. Wir hetzen den Porsche 5x durch die französische
Küstenregion, ehe wir dem Mainboard ein OK geben.
3D-Dauertest
Beschreibung des Tests:
Das Demo des 3DMark2000 im Dauer-Loop beansprucht CPU, FSB, RAM, AGP und GPU
gleichermaßen stark. Ferner ist der 3DMark2000 bekannt für seine Sensibilität bezüglich
zu scharfer Timings, sei es RAM oder Chipsatz. Leiert das Demo mindestens 20x durch, ohne
unvermittelt auf dem Windows-Desktop zu landen, weil das Programm abgestürzt ist, lassen
wir es gut sein.
USB-Test
Beschreibung des Tests:
(1) Verbindungsabrisse zu USB-Geräten sind vielen Besitzern von Mainboards mit VIA 686
Southbridge ein wohlbekanntes Phänomen aus der Zeit vor Bekanntwerden des VIA Southbridge-Bugs.
Plötzlich nicht mehr ansprechbare USB-Geräte sind eine Nebenwirkung des Bugs. Besonders
leicht zu reproduzieren ist der Effekt, wenn der PCI-Bus gleichzeitig durch andere
Master-Geräte ausgelastet wird. Da die kritische Option PCI Master Read Caching mittlerweile
auf fast allen VIA-Mainboards deaktiviert ist, sollte die Übung (20 Seiten Druck über
USB in HQ und Arbeiten mit QDI USBDisk) für 686-Mainboards mit aktuellem BIOS kein Problem mehr sein.
(2) Das zweite USB-Phänomen wurde erst mit dem Release des VIA KT266 geboren. Bereits ab
ca. 138 MHz Systemtakt war der USB-Port plötzlich nicht mehr ansprechbar. Das ist zwar
kein Bug im Sinne des Wortes, da der USB bei spezifikationsgerechtem Takt ja funktioniert,
für FSB-Overclocker jedoch ist das ein Grund ein KT266 Mainboard zu meiden.
Southbridge-Test
Beschreibung des Tests:
Die dramatischste Nebenwirkung des VIA Southbridge-Bug sind
fehlerhaft kopierte Dateien und damit Datenverlust. Auslöser des Übels ist
die mangelhafte Verwaltung der PCI-Master durch die 686-Southbridge. Ist obendrein
neben PCI Master Read Caching auch noch Delayed Transaction aktiviert, ist der
Effekt mit genügend quirligen Master-Geräten auf praktisch jedem Mainboard mit 686B Southbridge
reproduzierbar. Mit entsprechend angepaßtem BIOS kann der Mainboard-Hersteller
den Bug jedoch umschiffen und genau das prüfen wir mit unserem Southbridge-Test.
Wir kopieren ein 1.5 GB großes File von einem IDE-Kanal zum anderen,
während wir den PCI-Bus gleichzeitig mit mehreren PCI-Mastern auslasten.
ECP/EPP-Test
Beschreibung des Tests:
Ebenfalls ein Phänomen der 686-Southbridge, allerdings eines, das sich auf die gesamte
686-Familie ausdehnt: Beim Drucken per DMA im ECP/EPP Mode spuckt ein Drucker, der an
einem Mainboard mit VIA 686 Southbridge hängt, für gewöhnlich bereits nach ein paar Seiten
nur noch Datenmüll aus, wenn der IRQ-Routing Miniport Treiber aus dem 4in1 Paket installiert ist.
1T CMD Test
Beschreibung des Tests:
Der VIA KT266 Chipsatz hatte seine liebe Not, doppelseitige RAM-Riegel mit 256 MB
und mehr und/oder mehrere singlesided Module entsprechender Größe mit der schnellsten
verfügbaren CMD-Rate 1T zu fahren. Die Ursache liegt in zu hohen kapazitativen Lasten
auf dem Speicherbus. Mit unserem speziellen Test-Archiv ist der Fehler 1:1 reproduzierbar,
denn betroffene Mainboards quittieren einen Archiv-Test an einer bestimmten Stelle
stets mit einem CRC-Error.
PCI Performance-Test
Beschreibung des Tests:
Die taiwanesischen Chipsätze waren in der Vergangenheit nicht eben eine Offenbarung
was die Leistung des PCI-Busses anbelangt. Nachdem insbesondere die VIA 686-Southbridges
nach den bekanntgewordenen Bugs noch weiter "kastriert" wurden, war es um die PCI-Performance
vollends geschehen. Wie kommen wir darauf? Und wie zum Henker mißt man die Leistung des PCI-Busses?
Seit dem Release der VIA KT133 Plattform berichten uns Leser von Problemen
bei der analogen TV-Ausgabe über eine Video-Schnittkarte. Die analoge Wiedergabe
in voller S-VHS Qualität belastet den PCI-Bus mit mehreren Megabyte pro
Sekunde an Durchsatz, die zu allem Überfluß auch noch "Just-in-Time" bei der Karte
ankommen müssen. Kann der PCI-Bus das nicht sicherstellen, sind augenblicklich häßliche
Verzerrungen und Schlieren am Fernseher zu erkennen.
Seit unserem Review des Asus A7A266-E mit ALi MAGiK 1 "C1" wissen wir
definitiv, daß der Chipsatz Probleme
mit diesen TV- oder Videoschnitt-Karten macht. Da praktische Erfahrungen auf diesem
Gebiet im Web bisher allenfalls rudimentär publik sind,
haben wir beschlossen uns diesem Aspekt in Zukunft intesiver zu widmen und den Mainboards
ab sofort neben den übrigen qualvollen Mißhandlungen auch noch diese Bürde aufzuerlegen.
Wir haben Pinnacle gebeten uns zwei
dieser Videoschnittkarten vom Typ Studio DV plus zu
schicken, um die Karte als Meter für die PCI-Leistung eines Mainboards zu verwenden.
Ferner erstellte uns Leser Synthie hervorragendes Testmaterial in Form eines eigens angefertigten
Planet 3DNow! Referenzfilm in S-VHS Qualität,
um dem PCI-Bus so richtig Feuer unterm Hintern zu machen. Zusammen mit dem HQ
Sound und unserer kritischen Soundblaster 128 4 Speaker CT4700, die ähnlich viel Last auf
dem PCI-Bus erzeugt, wie eine Live, ist es uns nun möglich, fundierte Aussagen über
die PCI-Leistung eines Mainboard zu machen. Dafür sowohl an Pinnacle, als auch an Synthie
ein herzliches Dankeschön.
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