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Donnerstag, 15. November 2012

16:51 - Autor: Nero24

Wird AMD ein Pennystock, verkauft oder gar zerschlagen?

AMDÜber die fortwährenden wirtschaftlichen Probleme von AMD in den letzten Quartalen haben wir ausführlich berichtet. Der klassische PC-Markt, in dem AMD noch einigermaßen präsent ist, schrumpf laut einhelliger Analysen diverser Marktforschungsinstitute. Das ist logisch, denn während der 08/15-User da draußen früher PC kaufen musste, um digital unterwegs und online zu sein, entdeckte er in den Jahren darauf, dass man einen Laptop im Schrank verstauen kann wenn man ihn nicht braucht (also die meiste Zeit) und ein Tablet noch praktischer ist, da man ihn genauso bedienen kann wie ein inzwischen etabliertes Smartphone. Jeder Zweijährige, dem man das einmal gezeigt hat, kann einen Tablet bedienen! Mit einem Notebook dagegen, auf dem man Maus und Tastatur bedienen muss, ist das schon schwieriger...

Kurzum: der klassische PC-Markt steckt in der Krise. Natürlich wird man auch künftig für die Arbeit und auch in Unternehmen, die aufwändige Inhalte produzieren, kaum auf den Desktop verzichten können, aber gerade der Konsumer zu Hause, der sowieso noch nie so genau wusste, wozu er einen PC überhaupt braucht - also die typischen E-Mail-Abrufer, Facebook-Status-Checker und Portale-Leser - ist raus aus dem PC-Geschäft; für immer. Das trifft Intel genauso wie AMD, doch den Marktführer trifft das auf höherem Niveau. So sank bei Intel ein bißchem vom Umsatz und ein guter Teil vom Gewinn. Trotzdem befindet man sich noch immer in der Gewinnzone.

Anders bei AMD. Mit kaum Cash in der Kasse und ebensowenig langfristigen Verträgen in der Tasche reagiert AMD seit jeher empfindlicher auf die ein oder andere Krise oder ein schlechtes Produkt. Während Intel selbst in jenen Jahren, in denen man aufgrund der selbstgemacht Netburst-Krise gegen AMD in Sachen Leistung kein Land sah, schrieb man immer noch Gewinne. Bei AMD dagegen folgten gleich mal ein halbes Dutzend Quartale Miese in Folge, wenn irgendwas nicht so lief wie es soll. Auch die mühsam mit dem AMD Opteron aufgebauten Marktanteile im Server-Segment nach 2003 verlor man 2007 mit dem TLB-Bug "Barcelona" auf einen Schlag ohne sich jemals wieder davon zu erholen und bei den Laptops hat AMD den Fuß ohnehin nie so recht in die Tür bekommen, obwohl mit Brazos seit längerem und Trinity seit kurzem äußerst interessante Produkte auf dem Markt wären. Aber hier greift bereits, was im Tablet-Segment noch stärker ausgeprägt ist: den Verbraucher interessiert es gar nicht, was da letztendlich drinnen steckt. Hauptsache das Teil ist günstig, sieht gut aus, hat alle möglichen Schnittstellen und ist in Sachen Software Up-to-Date. Da ist es interessanter, ob man einen Sony oder einen HP hat, als ob da ein Intel oder AMD verbaut ist. Und leider ist es oft so, dass die AMD-Komponenten in den eher uninteressanten Ramsch-Geräten landen, während in den chicen Produkten für die "Sexy-People" Intel-Plattformen verbaut sind.

Dazu noch die massive Personal-Fluktuation bei AMD. Vom Interims-CEO über die Leute aus der R&D Abteilung über die komplette Open-Source Abteilung bis hin zu Marketing-Leuten haben AMD zusammen mit 15% der übrigen Belegschaft in den letzten Monaten verlassen. Zwar sind auch interessante Neuzugänge zu verzeichnen, wie z.B. Ex-Apple-Entwickler Jim Keller, jedoch deuteten diese Neuzugänge bereits früh an, wohin AMD in Zukunft will. Und die jüngsten Ankündungen, man werde künftig Server-Prozessoren auf Basis der ARM-Architektur anbieten, manifestierten das, was bisher nur Gerüchte waren: AMD will weg vom PC und seinen Derivaten.

Die Börse hat all dieses Durcheinander gar nicht gut aufgenommen. Nachdem der Börsenkurs bereits über die letzten Monate hinweg in Etappen eingebrochen war, schloss der Kurs zuletzt bei knapp 2,00 US-Dollar oder 1,52 EUR in Deutschland. Damit hat AMD die Hoffnung der Analysten, die Unterstützung bei gut 2,00 US-Dollar halten zu können, nach unten durchbrochen. Selbst massive Umsätze gestern, die auf eine Erholung der Lage hindeuteten, waren bereits nach Stunden wieder verebbt und der Kurs brach erneut ein. Analysten rechnen nun damit, dass die AMD-Aktie zu einem sog. Pennystock werden könnte.

Doch damit nicht genug. Dass sich Übernahme-Gerüchte mehren, sobald es AMD schlecht geht und der Aktienkurs im Keller dümpelt, ist nichts Neues. In den letzten Jahren wurde AMD gerüchteweise schon von der halben IT-Branche mal geschluckt: Samsung, Apple, Intel, NVIDIA; fast alle direkten und indirekten Kontrahenden waren schon mal dabei. Und auch jetzt tauchen erneut Gerüchte auf, dass AMD zum Verkauf stünde. Dieses Mal sind es aber nicht nur Hirngespinste irgendwelcher Analysten, AMD selbst hat eingeräumt, dass man aufgrund der aktuellen Lage alle Optionen prüfen lasse, von keinem geringeren als JPMorgan Chase & Co; und dazu gehöre auch eine Übernahme durch eine andere Firma.

In den letzten Jahren war das jeweils nicht mehr als ein Sturm im Wasserglas. In den letzten 10 Jahren hätte Intel den einzig verbliebenen Konkurrenten AMD zu keinem Zeitpunkt übernehmen dürfen, schon aus kartellrechtlichen Gründen nicht. Abgesehen davon, dass dem kein Kartellamt zugestimmt hätte, wäre Intel anschließend aufgrund marktbeherrschender Lage ebenso zerschlagen worden, wie z.B. AT&T zuvor. Intel musste also - natürlich nie öffentlich ausgesprochen - stets Interesse daran haben, dass so etwas wie Wettbewerb stattfindet, um nicht Opfer der US Kartellbehörden zu werden.

Doch in jüngster Zeit zählt dieses Argument nicht mehr. Intel ist zwar nach wie vor der Marktführer bei den x86-Prozessoren, doch im Gegensatz zu früher ist das kein Kriterium mehr. Für den Massenmarkt - Smartphones und Tablets - sind keine x86-Prozessoren mehr nötig. Und wer es lieber in Zahlen mag: ARM-Fertiger Qualcomm hat mittlerweile eine höhere Marktkapitalisierung, als "Chipzilla" Intel. Und AMD wäre nicht mal 1% von Qualcomm wert! Dieses Mal könnte es also keine wiederkehrende Ente sein, dieses Mal könnte es tatsächlich soweit kommen, dass AMD übernommen wird. Doch von wem? Im Raum stehen gleich mehrere Kandidaten: Microsoft, Google, Samsung, Facebook, Intel (Monopol-Gefahr besteht nicht mehr) und auch Apple darf man nicht unterschlagen. Beleuchten wir die einzelnen Optionen:

Google - 1%
Vermutlich der unwahrscheinlichste Kandidat, denn was soll Google mit AMD? Als Android-Entwickler ist man nicht auf x86-Prozessoren angewiesen - weder für Tablets, noch für Smartphones - und für die hauseigenen Server braucht man nicht gleich AMD zu übernehmen. Zumal man dafür auch ARM-Server verwenden könnte; muss man eben ein paar mehr davon hinstellen. Nein, Google wird es wohl nicht werden.

Facebook - 2%
WTF?!

Microsoft - 5%
Microsoft hat zwar einiges aufzuholen und hat mit dem Surface-Tablet auch gleich zwei Varianten - ARM und x86 - vorgestellt, womit das gelingen soll, doch im x86-Tablet steckt ein Intel-System. In den letzten 30 Jahren waren Microsoft und Intel zwar nicht immer wie Herz und eine Seele, aber doch irgendwo voneinander abhängig. Nicht umsonst gibt es den Szene-Begriff "Wintel"-Plattform. Daher ist nicht zu erwarten, dass sich Microsoft ausgerechnet jetzt im Moment der Krise von Intel abwenden wird. Auch den Vorstoß mit dem Surface-Tablet will Microsoft weniger als Versuch verstanden wissen, es Apple gleich zu tun und Hardware und Software aus einer Hand anzubieten, sondern eher als Steigbügelhalter für eine neue Technologie, so wie mit der MS-Mouse vor Dekaden. AMD kommt in dieser Geschichte zu keinem Zeitpunkt vor, weshalb also sollte Microsoft ein Interesse daran haben, den kalifornischen Patienten zu schlucken?

Apple - 10%
Es trifft sich gut, dass Apple kürzlich verkündete, sich von Intel als Lieferanten für die PC- und Notebook-Sparte verabschieden zu wollen. Die meisten deuteten das dahingehend, dass Apple die gemeinsame Plattform vom iMac über das MacBook, iPhone und iPad sucht, und das wäre natürlich die ARM-Architektur. Noch allerdings sind die ARM-Prozessoren noch nicht so weit, den High-End Desktop-Prozessoren von AMD oder Intel in Sachen Leistung das Wasser zu reichen. Wenn man weg will von Intel, wäre AMD die kurzfristigere Lösung, um die Zeit, bis ARM in einigen Jahr so weit wäre, um Segment übergreifend eingesetzt werden zu können. Dennoch hat Apple es nicht nötig, sich einen Pflegefall wie AMD ans Bein zu binden.

Intel - 15%
Nachdem aufgrund der zahlreichen ARM-Konkurrenz das Thema Monopol nicht mehr greift, könnte sich Intel seines einzig verbliebenen Konkurrenten im x86-Bereich ein für alle Mal entledigen. Doch das wäre auch die einzige Motivation. Weshalb sollte man sich AMD einverleiben? Als möglichen Auftragsfertiger wie in den 80er und 90er Jahren benötigt man AMD nicht mehr - AMD könnte es auch gar nicht mehr, nachdem man die Fab bereits ausgegliedert hat. In Sachen Fertigung oder CPU-Technologie hat AMD derzeit nichts in petto, weshalb sich eine teure Übernahme für Intel lohnen könnte. Der x86_64 Befehlssatz zählt nicht, denn den hat AMD als frei verfügbare Technologie aufgelegt. Intel muss bei AMD also nicht betteln gehen, um den x86_64-Befehlssatz alias AMD64 alias EMT64 alias Intel64 alias x64 nutzen zu dürfen. Weshalb also sollte sich Intel AMD einverleiben wollen? Wenn überhaupt, dann nur wegen der Grafiksparte. Intel ist zwar nach wie vor der größte Grafikchip-Hersteller im x86-Bereich, einfach weil zahlenmäßig die meisten Intel-"GPUs" in den billigen Office-Systemen stecken, aber in Sachen High-End Gaming hat Intel absolut nichts zu bieten. Allein deswegen könnte es sich für Intel lohnen zuzuschlagen. Wegen GPGPU-Computing nicht, denn hier hat Intel inzwischen seinen dritten Larrabee-Aufguss zur Marktreife gebracht. Wenn, dann nur um einen direkten Konkurrenten auszuschalten nachdem das nun möglich ist.

NVIDIA - 15%
Was Intel zu AMD im CPU-Bereich, ist NVIDIA zu AMD/ATI im GPU-Bereich. Eigentlich hat oder kann AMD/ATI nichts, was NVIDIA zumindest so ähnlich nicht auch könnte. Daher gilt auch hier: Warum? Wenn dann nur zum Ausschalten des Konkurrenten.

Samsung - 25%
Samsung ist einer der Hauptkonkurrenten von Apple im Smartphone-Krieg, aber Samsung ist auch einer der größten Hersteller von herkömmlichen Laptop-Systemen, bietet hier seit langem auch AMD-Lösungen an und konzentriert sich nicht vorwiegend auf die Intel-Plattform. Es wäre also nicht abwegig.

Doch egal wer AMD letztendlich übernehmen könnte, so sollte sich niemand der Illusion hingeben, dass dann alles wieder so würde, wie zu AMDs glorreichen Zeiten. Die Wirtschaft da draußen ist kein Wohltätigkeitsverein! Der neue Besitzer würde sich von AMD nehmen, was für ihn interessant ist (z.B. GPU-Design, Lizenzen) und der uninteressante Rest (CPU-Design? Chipsätze? Je nach Übernahme-Kandidat!) würde liquidiert. Selten zuvor befand sich die IT-Welt in einem derart tiefgreifenden Strukturwandel wie derzeit. Es wird spannend sein zu sehen, wo AMD hier letztendlich bleiben wird. Was meinen unsere Leser dazu?

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