Facebook schluckt WhatsApp für 19 Mrd. US-Dollar [Update]

Nach dem Bör­sen­schluss in den USA ließ gestern Face­book die Bom­be plat­zen: Das Unter­neh­men ver­leibt sich den sehr belieb­ten Instant-Mes­sa­ging-Dienst Whats­App für einen Kauf­preis von ins­ge­samt 19 Mrd. US-Dol­lar ein. Der Kauf­preis für das vor fünf Jah­ren gegrün­de­te, rasant wach­sen­de Start­up, wel­ches von ledig­lich 32 Inge­nieu­ren betrie­ben wird, setzt sich zunächst aus 4 Mrd. US-Dol­lar Bar­mit­teln und 183.865.778 Face­book-Akti­en im Wert von ca. 12 Mrd. US-Dol­lar zusam­men. Zusätz­li­che 45.966.444 Face­book-Akti­en mit einem der­zei­ti­gen Wert von ca. 3 Mrd. US-Dol­lar sol­len in den kom­men­den vier Jah­ren an die Grün­der und Mit­ar­bei­ter von Whats­App aus­ge­schüt­tet wer­den. Zudem erhält mit Jan Koum einer der Grün­der und CEO von Whats­App einen Sitz im Board of Direc­tors von Facebook.

WhatsApp-Philosophie
Grund­sät­ze von Whats­App (Bild­quel­le: Sequoia Capi­tal)

Face­book beteu­ert in der Pres­se­mit­tei­lung, dass Whats­App wei­ter­hin unab­hän­gig agie­ren wer­de und die Mar­ke erhal­ten blei­be. Zudem soll an den Grund­sät­zen “No Ads ! No Games ! No Gim­micks !” fest­ge­hal­ten wer­den, die Mit­grün­der Bri­an Acton einst als Notiz­zet­tel vom ande­ren Grün­dungs­va­ter Jan Koum erhielt. Ob dies für alle Zei­ten in Stein gemei­ßelt blei­ben wird, darf aber zumin­dest bezwei­felt wer­den. Schließ­lich gilt es den Kauf­preis von 19 Mrd. US-Dol­lar zu refi­nan­zie­ren. Bei aktu­ell 450 Mio. Nut­zern und einem jähr­li­chen Pau­schal­preis von 0,99 US-Dol­lar gene­riert der Instant-Mes­sa­ging-Dienst der­zeit schät­zungs­wei­se gera­de mal knapp 450 Mio. US-Dol­lar Umsatz, wobei die­se Betrach­tung das kos­ten­lo­se ers­te Jahr für Neu­kun­den (neue Tele­fon­num­mer) vernachlässigt.

Bis­her hat­te das Unter­neh­men stets beteu­ert, dass sämt­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen den Apps und den Whats­App-Ser­vern ver­schlüs­selt erfol­ge und kei­ne Spei­che­rung und Aus­wer­tung der per­so­nen­be­zo­ge­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­da­ten sei­ner Kun­den erfol­ge. Zudem zeig­ten sich die Grün­der stets opti­mis­tisch, dass die Ein­nah­men aus den Abon­ne­ment­ge­büh­ren für die wei­te­re Ent­wick­lung von Whats­App aus­rei­chen. Immer­hin kom­men aktu­ell täg­lich 1 Mio. neue Nut­zer hin­zu. Nun also wird die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­form an ein Unter­neh­men ver­kauft, des­sen Geschäfts­mo­dell auf der Erfas­sung, Spei­che­rung und Aus­wer­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten für den opti­mier­ten Ver­kauf von Wer­bung basiert. Um Jan Koum zu zitie­ren:

Adver­ti­sing isn’t just the dis­rup­ti­on of aes­the­tics, the insults to your intel­li­gence and the inter­rup­ti­on of your train of thought. At every com­pa­ny that sells ads, a signi­fi­cant por­ti­on of their engi­nee­ring team spends their day tuning data mining, wri­ting bet­ter code to coll­ect all your per­so­nal data, upgrading the ser­vers that hold all the data and making sure it’s all being log­ged and col­la­ted and sli­ced and packa­ged and ship­ped out… And at the end of the day the result of it all is a slight­ly dif­fe­rent adver­ti­sing ban­ner in your brow­ser or on your mobi­le screen.

Remem­ber, when adver­ti­sing is invol­ved you the user are the pro­duct.

Sicher­lich ist nicht damit zu rech­nen, dass kurz­fris­tig Wer­be­ban­ner in Whats­App ein­ge­blen­det wer­den. Aktu­ell lässt sich nur spe­ku­lie­ren, wie Face­book gedenkt, sei­ne Neu­erwer­bung in die eige­nen Diens­te einzubinden.

Update 19:00:

Sequoia Capi­tal ist nicht nur als Risi­ko­ka­pi­tal­ge­ber für Whats­App in Erschei­nung getre­ten, son­dern auch bereits für den zuvor eben­falls von Face­book für eine Mrd. US-Dol­lar auf­ge­kauf­ten Bil­der­dienst Insta­gram. Laut der Nach­rich­ten­agen­tur Bloom­berg war Sequoia Capi­tal ursprüng­lich mit acht Mio. US-Dol­lar bei Whats­App ein­ge­stie­gen, spä­ter wur­den zusätz­li­che 50 Mio. US-Dol­lar inves­tiert. Die damals erwor­be­nen 15 % am Unter­neh­men dürf­ten jetzt zwi­schen 3,0 und 3,5 Mrd. US-Dol­lar fri­sches Kapi­tal in die Kas­sen der Wag­nis­ka­pi­tal-Gesell­schaft gespült haben.

Quel­le: Pres­se­mit­tei­lung