Chinesische Studenten knacken das Tesla Model S
Der ehemalige Paypal-Mitbegründer Elon Musk hob im Jahr 2003 Tesla Motors mit dem Ziel aus der Taufe, die Elektromobilität einer breiten Käuferschaft zugänglich zu machen. Anfangs gelang dies nur beschränkt. Der auf der Lotus Elise aufbauende Tesla Roadster, vollgestopft mit gängigen Akkuzellen aus Laptops, war noch recht skurril. Seit der Minderheitsbeteiligung durch Daimler und der Vorstellung des Model S, einem Fahrzeug der oberen Mittelklasse mit bis zu 85 kWh großen Akkus, schmunzelt jedoch niemand mehr über das einstige Startup aus Palo Alto. Nach dem Börsengang Mitte 2010 entwickelte sich die Aktie von 17 US-Dollar auf zwischenzeitlich über 250 US-Dollar. Damit war Tesla mit gerade einmal gut 22.000 verkauften Fahrzeugen im letzten Jahr an der Börse mehr wert als beispielsweise Renault, die mit über 120.000 Mitarbeitern weltweit mehr als 2,6 Millionen Fahrzeuge produzierten.
Spätestens seit dem Model S sind die Tesla-Fahrzeuge fahrende Computer. Elektro-Antrieb, elektronisches Akku-Management, elektro-mechanische Lenkung, elektronisches Fahrpedal, uvm. Gesteuert wird das Ganze über einen riesigen Touch-Monitor in der Mittelkonsole des Fahrzeugs, inklusive Internet-surfen während der Fahrt. Das ganze Auto ist ständig online und Teil des Internets der Dinge. Bei Modellen anderer Hersteller ist das ähnlich (vom Elektroantrieb abgesehen versteht sich), lediglich die Konsequenz, mit der Tesla das Konzept von Anfang bis Ende durchgezogen hat, ist hervorstechend.
Entsprechend kritisch beurteilen Fachleute das Gefahrenpotenzial, das für einen “rollenden Computer” dieser Art durch Hacker-Angriffe besteht. So kam es, dass Anfang Juli der Veranstalter der SyScan conference in Peking einen Preis in Höhe von 10.000 US-Dollar für denjenigen ausgelobt hat, dem es gelingt, das Tesla Model S zu knacken. Dabei wurde der Tesla anscheinend nur exemplarisch für eine ganze Gattung an vollvernetzten Fahrzeugen ausgewählt. Einem Bericht von 360safe zurfolge ist das Studenten der Zhejiang University im Rahmen der Tesla crack challenge auch gelungen. So konnte während der Fahrt die Türverriegelung, das Schiebedach, die Hupe und das Licht bedient werden. Ein Zugriff auf die maßgeblichen Systeme des Fahrzeugs (Beschleunigen, Bremsen, Lenken), sowie die Übernahme des Monitors für die Steuerung der Systeme konnte in der vorgegebenen Zeit aber offenbar von keinem der neun teilnehmenden Teams bewerkstelligt werden, weshalb der Veranstalter die 10.000 US-Dollar auch nicht ausbezahlte. Ein “Trostpreis” in Höhe von 1.700 US-Dollar soll dem Studententeam aus Zhejiang dennoch ausbezahlt worden sein — und der Autofahrer darf sich weiterhin sicher fühlen.
Tesla selbst hatte mit dem Crack Contest (wenig überraschend) nichts zu tun, ließ aber laut Chicago Tribune ausrichten, dass man die Idee unterstütze, dass verantwortungsbewusste Sicherheitsforscher potenzielle Lücken aufdecken — solange sie verantwortungsvoll und mit guten Absichten handelten. Auf welchem Weg und unter Ausnutzung welcher Lücken es dem Team gelang, den Tesla zu knacken, wurde nicht kommuniziert. Allerdings habe man die Erkenntnisse dem Hersteller übermittelt, heißt es vom Veranstalter.
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