Schlechte SSD-Leistung unter Windows 8 — HIPM/DIPM deaktivieren
Am vergangenen Wochenende hatte ich mit einem hartnäckigen Problem zu kämpfen. Ein System mit AMD 870 Chipsatz und SB850 Southbridge, bestückt mit einer Crucial M500 240 GB als Systemlaufwerk, sollte von Windows 7 auf Windows 8.1 umgestellt werden. Nach einer frischen Installation, allen Treibern und Sicherheitsupdates folgten die abschließenden Tests. Beim AS SSD Benchmark blieb ich jedoch hängen:
Während die sequenziellen Transferraten noch ganz passabel aussehen, sind die Werte für 4K-Lesen und 4K-Schreiben unterirdisch schlecht für eine M500.
Es folgte die übliche Checkliste für den SSD-Betrieb:
- Läuft der SATA-Controller im AHCI-Modus?
Ja, im BIOS eingestellt und beim AS SSD Benchmark anhand des Treibers “storahci” zu erkennen. - Ist die SSD sauber aligned?
Ja, im AS SSD Benchmark anhand des grünen “OK” zu erkennen - Läuft der SATA-Controller mit der höchsten Transferrate von SATA6Gbps?
Ja, in Crystal DiskInfo unter “Übertragungsmodus” zu erkennen.
Ein Gegentest mit dem AMD SATA-Controllertreiber statt des Microsoft-AHCI-Treibers, der out-of-the-box bei Windows 8.1 dabei ist, schaffte keine Linderung. Das brachte mich unterweigerlich zum Thema “Power-Management”. Gelegentlich liest man davon, dass die neueren Features zum Stromsparen die Leistung reduzieren können, jedoch ist mir das in der Praxis bisher bei keinem PC-System tatsächlich passiert. Konkret geht es dabei um die Features HIPM (Host-Initiated Power Management) und DIPM (Device-Initiated Power Management). Standardmäßig sind diese Optionen in den Energieoptionen von Windows 8 allerdings ausgeblendet, man bekommt nur die Option zu sehen, nach wievielen Minuten eine Festplatte abgeschaltet werden soll.
Um an HIPM/DIPM heranzukommen, muss die Registry modifiziert werden, um die versteckten Parameter freizuschalten. Folgende Optionen sind in die Windows-Registry einzutragen:
[HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\Power\PowerSettings\0012ee47-9041-4b5d-9b77-535fba8b1442\0b2d69d7-a2a1-449c-9680-f91c70521c60]
"Attributes"=dword:00000002
[HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\Power\PowerSettings\0012ee47-9041–4b5d-9b77-535fba8b1442\dab60367-53fe-4fbc-825e-521d069d2456]
“Attributes”=dword:00000002
Anschließend sind in den erweiterten Energie-Optionen von Windows unter “Festplatte” zwei zusätzliche Optionen zu finden:
Standardmäßig ist HIPM/DIPM eingeschaltet und wird in einem Intervall von 100 ms aktiviert. Der Punkt Lowest sollte alle Stromsparfeatures (HIPM, DIPM und DevSleep) aktivieren. Um die Features grundsätzlich abzuschalten, muss die Option verwirrenderweise auf “Active” gesetzt werden, was bedeuten soll, dass der Link dauerhaft aktiv bleibt und nicht mehr in den Stromsparmodus geht. Wer nicht grundsätzlich auf die Features verzichten möchte, kann wahlweise auch nur HIPM oder DIPM aktivieren oder das Intervall verlängern.
Schaltet man das Link-Powermanagement ab, liegen die 4K-Werte wieder deutlich höher:
Auch die Zugriffszeiten verkürzen sich deutlich. Verglichen mit einem System mit aktuellem Intel-Chipsatz sind die 4K-Werte zwar noch immer äußerst mittelmäßig — dort schafft die M500 mit 240 GB um die 23 MB/s beim 4K-Lesen und ca. 55 MB/s schreibend — aber doch ein großer Fortschritt. Hier lohnt es sich für einen PC-User mal nachzumessen. In einem Slim-Notebook, das auf lange Akkulaufzeit optimiert ist, mag das Stromsparfeature Sinn machen. Wenn CPU und GPU zusammen eine Volllast-TDP von nur 15 W aufweisen, hat der Stromverbrauch einer SSD prozentual einen großen Einfluss auf die Akkulaufzeit. Bei einem schnellen Desktop-System jedoch, bestückt mit 125-W-CPU und 200-W-Grafikkarte, geht die elektrische Leistungsaufnahme einer SSD im Gesamtsystem unter. Hier hat man im Zweifel lieber optimale Leistung als 2 W weniger Verbrauch.
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