ASUS Crosshair VI Hero – AM4 in der Praxis
Fazit ASUS Crosshair VI Hero
Unser heutiger Proband zeigt, dass man rund um die Limitierungen der AM4-Plattform ein gutes Mainboard bauen kann. Zwei Features heben sich unserer Meinung nach besonders von der Masse ab:
ASUS hat es geschafft, die gleichen Löcher zur Kühlerbefestigung anzubieten, wie wir sie seit Sockel AM2 kennen. Und das, wo doch laut AMD die geänderte Anzahl an Pins des AM4-Sockels eine Veränderung der Lochpositionen notwendig gemacht hat. Dem ist aber offensichtlich nicht so. Nutzt also jemand das Crosshair VI Hero, so kann er seinen (alt)bewährten AM3+-Kühler meist problemlos weiterverwenden. Voraussetzung ist eine kühlereigene Backplate.
Ein weiteres Faustpfand des Crosshair VI ist die Möglichkeit zur Fixierung der Arbeitsweise des im SoC integrierten PCIe-Controllers. Wird referenz-übertaktet, so arbeitet der Controller ab etwa 105 MHz automatisch nur noch mit 2.0 und ab etwa 145 MHz nur noch mit 1.1 – so zumindest die Erfahrungen von ASUS, welche sich bei uns im Groben bewahrheitet haben. Doch Crosshair-User können hier entgegenwirken und die PCIe-Anbindung von den beiden Grafikkarten-Slots, dem M.2‑Anschluss und der Chipsatz-Anbindung hinsichtlich der verwendeten PCIe-Generation fixieren. So ist oft noch bei 125 MHz der Betrieb mit PCIe 3.0 möglich. Lediglich bei der Anbindung des X370 funktioniert das nicht mehr, hier muss es bei 125 MHz zwingend 2.0 sein (zumindest in unserem Fall). Der Lohn sind bessere Bandbreiten gegenüber dem Fehlen dieses Features.
Über die Kernkompetenz des Mainboards, namentlich das Overclocking, können wir ebenfalls fast ausschließlich Positives berichten. Am 24.06.2017 gegen 18 Uhr konnten wir nicht weniger als 50 Bestwerte in Verbindung mit AMDs Ryzen-Prozessoren in der hwbot-Datenbank zählen, welche mit Hilfe eines ASUS Crosshair VI Hero entstanden sind. Damit belegt die Hauptplatine in mehr als der Hälfte aller Einzeldisziplinen Platz 1 – besser kann man die Overclocking-Eignung des Probanden wohl nicht demonstrieren.
Abseits dessen bietet das Crosshair VI Hero zwar viele Features wie z.B. Anschlussmöglichkeiten für Wasserkühlungs-Equipment (Pumpe, Temperaturfühler, Durchfluss-Sensor), eine umfangreich konfigurierbare RGB-Beleuchtung und die Möglichkeit zur Anbringung von 3D-Drucken zur Individualisierung des Systems, viele User machen davon aber keinen oder nur teilweisen Gebrauch. Bezahlt werden müssen die Features aber von allen Käufern.
Hinzu kommen beim neuen Flaggschiff ungewohnte Patzer seitens ASUS: anfänglich veröffentlichte BIOS-Versionen, welche das Mainboard beschädigen konnten (seit BIOS-Version 0902 behoben), mehrere (kurzzeitig) zurückgezogene Beta-BIOS-Versionen, ein Spannungs-Auslesepunkt, welcher unter Last falsche Werte liefert, und ein Bug in der Software zur Steuerung der RGB-Beleuchtung in Verbindung mit Speichermodulen mit RGB-LEDs, welcher im Extremfall das SPD der Speicherriegel beschädigen konnte. Die Auflistung zeigt, dass ASUS die Souveränität bei der Crosshair-Produktlinie vergangener Tage etwas verloren hat.
Zwar ist das Crosshair VI Hero noch immer ein tolles Board, welches gegenüber anderen AM4-Hauptplatinen einzigartige Features besitzt, das mit dem Namen Crosshair gedanklich verbundene Rundum-sorglos-Paket bekommt der Käufer jedoch nicht. Das finden wir äußerst schade. Wer über diese Einschränkungen hinwegsehen kann, der wird mit dem Crosshair VI Hero von ASUS vermutlich sehr glücklich.