Ärgerliche Fehler nach Windows 10 v1709 Update und wie man sie behebt
Mit Windows 10 hat Microsoft eine neue Update-Politik eingeführt. Die monatlichen Sicherheitsupdates werden – so wie bisher von Windows 7 gewohnt – als Patches ausgeliefert. Bekannt gewordene Lücken werden also per “Flicken” gestopft. Alle 6–9 Monate jedoch veröffentlicht Microsoft eine neue Version von Windows 10, die sogenannten Feature Updates. Diese werden – anders als früher die Service Packs von Windows XP, Vista oder 7 – als Upgrade-Installation eingespielt. Grob gesagt wird dabei die bestehende Installation beiseite geschoben (in Windows.old), die neue Version frisch installiert und anschließend versucht, Daten, Programme und Einstellungen 1:1 wieder in die neue Installation zurück zu integrieren. Bei den Daten funktioniert das in der Regel. Vormals installierte Programme dagegen sind manchmal einfach weg und müssen neu installiert werden. Bestimmte Einstellungen dagegen gehen praktisch jedes Mal verloren, was je nach System zu großen Problemen führen kann. Wir listen ein paar der ärgerlichsten Update-Patzer auf, sowie die Lösung dazu. Es empfiehlt sich grundsätzlich, nach einem Feature-Update diese Liste abzuarbeiten.
1. Schnellstart ist wieder aktiviert
Seit Windows 8 gibt es in den Energie-Optionen eine Funktion namens „Schnellstart aktivieren”. Ist hier der Haken gesetzt — und standardmäßig ist er das — wird Windows beim Herunterfahren nicht wirklich heruntergefahren, sondern geht in eine Art Ruhezustand. Sinn dahinter ist, dass das System aus dem Hibernate schneller wieder hochgefahren ist als aus einem echten Off, was gerade auf Systemen mit langsamer Festplatte ein Gewinn sein kann.
Doch die Option hat Tücken! Nicht oft aber gelegentlich hängt sich das System beim Reaktivieren auf. An einem PC ist das kein großes Problem: Strom weg, Einschaltknopf drücken, Strom wieder hin, hochfahren, fertig. Bei einem Laptop kann das schon schwieriger sein, denn der Anwender muss draufkommen, den Akku vorher herauszunehmen ehe er die geschilderten Schritte macht. Und das führt uns zu den gefährdetsten Geräten: Die Windows-Tablets, ‑Detachables und ‑Convertibles. Diese haben oft einen fest verbauten Akku und/oder ein verklebtes Gehäuse. Hier ist es nur mit sehr großem Aufwand möglich, den Akku zu entfernen, in jedem Fall unter Verlust der Garantie, um das Gerät wieder zum Laufen zu kriegen. Daher empfiehlt es sich bei Geräten, bei denen man nicht an den Akku herankommt um es stromlos zu machen, die Option „Schnellstart aktivieren” abzuschalten. Man erreicht sie seit v1703 über die Eingabe von “Systemsteuerung” in die Cortana-Suchenfunktion, dann System und Sicherheit / Energie-Optionen / Netzschalterverhalten ändern:
2. Wartungscenter-Einstellungen weg
Wer sich sein Windows 10 schön eingerichtet hatte und z.B. im Wartungscenter die nervigen Hinweise auf Windows-Sicherungen, u.a. abgeschaltet hatte, darf dies nach dem Upgrade alles nochmal einstellen. Zu finden ist der Punkt seit v1703 über die Eingabe von “Systemsteuerung” in die Cortana-Suchenfunktion, dann System und Sicherheit / Sicherheit und Wartung / Einstellungen für „Sicherheit und Wartung” ändern. Dort dann die Warnungen deaktivieren, die man nicht erhalten möchte.
3. Sound-Einstellungen weg
Bei den ersten Feature-Updates von Windows 10 waren die Sound-Einstellungen nach der Upgrade-Installation grundsätzlich weg, bei den zuletzt ausgerollten nur noch gelegentlich. Aber dennoch: Wer den PC an das Soundsystem angeschlossen hat, dem ist ein mittlerer Herzinfarkt nach dem nächsten Systemstart sicher. Beliebt auch der frisch upgegradete Laptop im vollbesetzten Hörsaal, der plötzlich wieder seine Windows-Sounds herunterdudelt, die man irgendwann schon mal abgeschaltet hatte. Daher nach dem Upgrade unbedingt prüfen, ob die Sound-Einstellungen noch so sind wie man sie haben möchte. Zu finden ist der Punkt seit v1703 über die Eingabe von “Systemsteuerung” in die Cortana-Suchenfunktion, dann Hardware und Sound, Systemsounds ändern.
4. Windows Update Bandbreite beschränken
Anwender von Windows 7 kennen das Problem nicht. Updates im Hintergrund wurden stets mit niedrigster Priorität von den Microsoft-Servern heruntergeladen. Irgendwann war der Download fertig und wurde installiert. Bei Windows 10 jedoch wurde die Art und Weise, wie Updates heruntergeladen werden, grundsätzlich geändert. Mit der Übermittlungsoptimierung sollte Transfervolumen eingespart werden. Hintergedanke: ein Windows-PC, der ein Update einmal geladen hat, kann selbst als Uploader im LAN oder gar ins Internet fungieren und damit Bittorrent- oder eMule-ähnlich Transferrate (für Microsoft) sparen. Gerade für Besitzer relativ langsamer Internet-Anschlüsse klingt die Möglichkeit, Transvolumen zu sparen und Updates praktisch innerhalb des LANs zu verteilen, verlockend.
Leider jedoch hat die Übermittlungsoptimierung nicht das gehalten, was sie versprochen hat. Verteilung innerhalb des LANs – quasi ein WSUS-light – fand praktisch nicht statt. Stattdessen mussten die einzelnen PCs nicht nur nach wie vor den Großteil der Daten über das Internet von den Microsoft-Servern laden, nein; die neue Übermittlungsmethode war auch perfekt dazu geeignet einen Internet-Anschluss komplett lahmzulegen. Ein einziger Windows-10-PC genügte, um einen DSL-Anschluss (je nach Transfervolumen) für Minuten unbenutzbar zu machen.
Mit dem Fall Creators Update auf v1709 hat Microsoft endlich eine Lösung parat, die jedoch nicht standardmäßig aktiviert und zudem noch gut versteckt ist. Man findet sie unter Einstellungen (Zahnrad-Symbol im Startmenü) / Update und Sicherheit / Erweiterte Optionen / Übermittlungsoptimierung
Dort sollte man sicherstellen, dass die Übermittlungsoptimierung eingeschaltet, diese jedoch auf die Übertragung im eigenen Netzwerk beschränkt ist.
Dort dann auf Erweiterte Optionen klicken, und man kann die Transferrate für die im Hintergrund übertragene Updates beschränken.
Auf diese Weise kann man verhindern, dass ein einzelner Windows-10-PC eine DSL-Leitung komplett verstopft; zumindest wenn die Übertragung automatisch im Hintergrund stattfindet. Wer manuell auf den Update-Knopf drückt, fährt noch immer eine DDoS-Attacke auf den eigenen DSL-Anschluss.
5. USB-Geräte verlieren Kontakt
Unter Windows 7 hat das per USB angeschlossene Gerät noch perfekt funktioniert, nun mit Windows 10 reißt gelegentlich die Verbindung ab? Das kann verschiedene Ursachen haben.
Wenn das System von Windows 7 auf Windows 10 aktualisiert wurde, ist oft die Funktion “Selektives USB-Energiesparen” schuld, die unter Windows 10 aggressiver agiert als unter Windows 7. Das kann ärgerlich sein, wenn etwa eine angeschlossene Schlüsselschneidemaschine mitten während des Schneidevorgangs den Kontakt verliert und der teure Schlüsselrohling dann Müll ist. Vergleichbare Fälle im Privatuser-Umfeld sind natürlich ebenfalls ärgerlich.
Zu erreichen ist die Funktion mit Rechtsklick auf den Windows-Button, Energieoptionen, Zusätzliche Energieeinstellungen, beim aktivierten Energiesparplaneinstellungen ändern, Erweiterte Energieeinstellungen ändern, USB-Einstellungen, Einstellungen für selektives USB-Energiesparen auf Deaktiviert setzen.
Wenn das System frisch mit Windows 10 installiert wurde, gilt natürlich dasselbe. Zusätzlich: Falls es sich um ein System mit älterem AMD-Chipsatz handelt, ist zudem sicherzustellen, dass der AMD Chipset-Driver installiert wurde, der den USB Filtertreiber enthält. Windows 10 versucht ja bereits out-of-the-box die gängigen Geräte-Treiber bereitzustellen, fehlende werden über das Windows Update automatisch nachinstalliert. Der USB Filtertreiber gehört jedoch nicht dazu, weshalb dieser auf SB7xx/SB8xx/SB9xx Southbridges manuell nachinstalliert werden muss. Zu allem Überfluss ist dieser in den neueren Paketen nicht mehr enthalten, das sich AMD hier auf Ryzen & Co. konzentriert hat. Daher empfiehlt es sich für ältere AMD-Plattformen (z.B. AM3+) unter Windows 10 zunächst einmal das Chipsatz-Treiberpaket 15.7.1 zu installieren und anschließend erst das neueste Paket.
6. Herunterfahren schlägt fehl
Seit Einführung von Windows 10 v1709 mehren sich die Probleme von Anwendern, insbesondere mit Laptops und Detachables/Convertibles, dass das System nicht mehr zuverlässig herunterzufahren ist, stattdessen sofort oder – noch tückischer – irgendwann einfach wieder hochfährt.
Zunächst einmal sollte man sich vergewissern, dass die für diese Geräte-Gattung kritische Schnellstart-Funktion (siehe 1.) deaktiviert ist.
Weitere, immer wieder in diesem Zusammenhang schuldige Geräte sind die Netzwerk-Controller. Diese sind erreichbar über Rechtsklick auf den Windows-Button / Geräte-Manager / Netzwerkadapter. Sofern nicht explizit erwünscht ist, etwa im Firmenumfeld, dass Geräte per WoL via LAN-Fernsteuerung geweckt werden können, sollte die Option deaktiviert werden. Dazu sollte sowohl beim LAN‑, als auch beim WLAN-Controller in den Erweiterten Einstellungen die entsprechende Funktion deaktiviert werden.
Abgesehen davon gibt es oft noch einen Reiter Energieverwaltung. Auch hier sollte deaktiviert werden, dass das System per Magic Packet oder überhaupt von diesem Gerät geweckt werden kann.
Bei einigen Notebooks bricht gelegentlich auch die WLAN-Verbindung ab wenn Filme z.B. via YouTube geschaut werden. Anscheinend missinterpretiert Windows die fehlenden Benutzereingaben als Leerlauf und schaltet den WLAN-Controller zum stromsparen ab. Stattdessen guckt der Anwender nur gespannt das Video, wird dann jedoch jäh unterbrochen wenn das Video stockt. In diesem Fall kann in den Energieoptionen des WLAN-Controller deaktiviert werden, dass der Computer das Gerät ausschalten darf um Energie zu sparen.
Falls die Anpassungen bei den Netzwerkcontrollern nicht zum Erfolg führen, sollte man zunächst einmal die Windows Ereignisanzeige konsultieren, weshalb Windows überhaupt wieder aufgewacht ist. Das ist zu finden über Rechtsklick auf den Windows-Button, Ereignisanzeige, Windows-Protokolle, System. Dort einen Punkt suchen, der mit Power beginnt. Man die Liste über die Funktion rechter Hand auch entsprechend filtern.
In diesem Beispiel wurde der PC regulär über den Netzschalter wieder aktiviert. Falls dort jedoch eine andere Quelle steht, wie etwa ein USB-Gerät oder eine Maus, obwohl diese gar nicht betätigt wurde, kann man die entsprechende Option analog zu oben bei den Netzwerkadaptern via Geräte-Manager in den Energieoptionen des jeweiligen Geräts so konfigurieren, dass das System nicht aufgeweckt wird.
Ist in der Ereignisanzeige kein bestimmtes Gerät gelistet, kann auch sein, dass das System von einem Dienst oder einer Aufgabe wieder geweckt wurde. In diesem Fall gibt es verschiedene weitere Möglichkeiten:
- Eingabeaufforderung (“cmd” via Cortana suchen) per Rechtsklick “Als Administrator” öffnen und “powercfg ‑devicequery wake_armed” eingeben. Dies zeigt Geräte an, die grundsätzlich dazu berechtigt sind, das System zu wecken. Entsprechend kann man nacheinander in deren Energieoptionen die Berechtigung dazu abschalten und schauen, ob das Problem weg ist.
- Die Powershell (via Cortana suchen) per Rechtsklick “Als Administrator” öffnen und “Get-ScheduledTask | where {$_.settings.waketorun}” eingeben. Dann werden Aufgaben gelistet, die das Recht haben, Windows wieder zu wecken. Die Aufgabenplanung ist zu erreichen über Rechtsklick auf den Windows-Button / Computerverwaltung / Aufgabenplanung.
Dort kann eine Aufgabe entweder komplett deaktiviert werden, oder – falls das nicht zweckmäßig ist – in den Eigenschaften / Bedingungen der Aufgabe deaktiviert werden, dass der Computer zum pünktlichen Ausführen der Aufgabe reaktiviert werden darf.
Falls Probleme auftreten, die nicht über diese Anleitung gelöst werden können, ist unser Forum, Sektion Windows ein passender nächster Anlaufpunkt.