ASUS Crosshair VI Hero – AM4 in der Praxis
Layout – Fortsetzung
Wir drehen das Mainboard erneut um 90 Grad im Uhrzeigersinn und befinden uns nun in der rechten oberen Ecke der Hauptplatine. Dort verbaut ASUS eine Port80-Diagnose-Anzeige samt einiger LEDs, welche im Problemfall Aufschluss über die Ursache geben können. Daneben befinden sich drei Lüfteranschlüsse, wobei der ganz linke davon für den Anschluss der Pumpe einer AIO-Wasserkühlung gedacht ist. Anders als W_PUMP+ kann der AIO_PUMP-Anschluss nur mit maximal einem Ampere und damit 12 Watt belastet werden. Zudem sehen wir hier noch die zweite Möglichkeit zum Anschluss eines RGB-LED-Streifens.
Oberhalb des Mosfetkühlers sitzen zwei 12-V-ATX-Anschlüsse. Für den Normalbetrieb genügt die Bestückung des EATXV12_1 mit einem 8‑Pin-Anschluss vom Netzteil. Wird EATXV12_1 nur mit einem 4‑Pin-Anschluss bestückt oder wird nur EATXV12_2 angeschlossen, so lässt sich das System nicht starten. Wer allerdings auf Rekordjagd gehen will, der sollte sicherheitshalber beide Anschlüsse bestücken.
Weiter geht es mit einem schrägen Blick quer über das Crosshair VI Hero. Dabei fallen die Metallverkleidungen der beiden PCIe-x16-Slots auf, welche unter der Bezeichnung Safe-Slot firmieren. Ziel ist eine maximale Stabilität und Langlebigkeit der Steckplätze. Und auch wenn wir den Ansatz in Zeiten von schweren Fullcover-Wasserkühlern nachvollziehen können, waltende Vorsicht beim Zusammenbau und Transport von PCs sollte solch eine Neuerung eigentlich überflüssig machen. Neben den Verkleidungen fällt auf, dass alle drei PCIe-x1-Slots offen gestaltet sind und somit auch x4- oder x8-/x16-Erweiterungskarten aufnehmen können. Diese laufen dann zwar nur im x1-Modus, diese Art von Steckplätzen sorgt aber einmal mehr für gesteigerte Flexibilität beim Einsatz von Zusatzkarten.
Was ist auf dem Foto sonst noch zu erkennen? Zuerst einmal die BIOS-Batterie, welche ASUS inmitten der Erweiterungsslots platziert. Bei einem voll bestückten System ist sie fast nicht zu erreichen. Allerdings muss auch gesagt werden, dass wir im Rahmen unserer Tests kein einziges Mal Bedarf hatten, die Batterie zu entfernen. Rechts neben selbiger sehen wir noch den Taktgenerator vom Typ ICS 9VRS4883BKLF, welchen ASUS verbaut, um die Veränderung des Referenztaktes bei Ryzen-Prozessoren zu ermöglichen. Auch hierzu gibt es ein paar interessante Informationen. Bristol-Ridge-APUs sollen sich ohne zusätzlichen Taktgenerator per Referenz übertakten lassen. Und mit einer AGESA-Version, welche es vor dem Ryzen-Launch gab, ließ sich auch Ryzen ohne externen Taktgenerator anhand der Referenztaktrate beflügeln. Zwar waren die Einstellmöglichkeiten laut Informationen eines ASUS-Technikers in puncto Bandbreite und Granularität eingeschränkt, es war jedoch technisch möglich. Ob es sich hierbei um eine bewusste produktpolitische Entscheidung von AMD handelt oder um eine vorübergehende Änderung, lässt sich derzeit schlecht einschätzen. Da AMD aber auch beim Thema Speichertakte nacharbeitet, erscheint es nicht ausgeschlossen, dass künftig auch Mainboards ohne externen Taktgenerator die Möglichkeit zum Referenz-Übertakten bieten werden.
AMDs Sockel AM4 mit 1331 Pins aus der Nähe. Gleichzeitig sehen wir hier eine weitere Besonderheit des Crosshair VI Hero: Die zusätzlichen Bohrungen für die Verwendung von AM3-Kühlern. Laut AMD wurde die geänderte Positionierung der Bohrungen für Kühler notwendig, weil die gesteigerte Anzahl an Prozessorpins geänderte Routingwege bedingt. Wie wir sehen, passen 1331 Pins samt deren Zuleitungen und AM3-Bohrungen doch zusammen, sodass die Aussage von AMD leicht angezweifelt werden darf. ASUS hat hier jedenfalls einen guten Job gemacht, da AM3-Umsteiger ihre Kühler weiterverwenden können. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass diese Kühler über eine eigene Backplate mit AM3-Bohrungen verfügen. Und auch dann sollte etwas Vorsicht walten, damit es auf der Rückseite des Mainboards nicht zu ungewollten Kontakten zwischen der Backplate und den verlöteten Komponenten kommt.
Ein seitlicher Blick über die Erweiterungssteckplätze hin zum Chipsatzkühler. Es ist deutlich zu sehen, dass der Kühler zum Großteil über den verbauten Komponenten schwebt und somit vermutlich zum Großteil nur optische Zwecke erfüllt.
Das Crosshair VI Hero wird mit einer 12-phasigen Spannungsversorgung für die CPU ausgestattet. Der zugehörige Mosfetkühler wird mit dem Mainboard verschraubt. Er ist zwar massiv, jedoch relativ flach gehalten. Somit dürften auch großvolumige Kühler kaum Kompatibilitätsprobleme haben. Links neben dem Mosfetkühler sehen wir noch einen weiteren Lüfteranschluss.
Das Hauptaugenmerk auf diesem Bild gewinnt jedoch die Abdeckung des I/O‑Bereiches. Nicht nur, dass sie den oft wenig ansprechenden I/O‑Bereich abdeckt, der eingelassene Crosshair-Schriftzug sowie der versetzt darunter befindliche Streifen lassen sich ebenfalls mittels Software ansteuern und können vielfältig beleuchtet werden. Dabei ist eine separate Ansteuerung zum Chipsatzkühler möglich.
Mit einem Blick auf das I/O‑Panel kommen wir zum Ende unserer Layoutbetrachtung. Während die letzte Crosshair-Inkarnation in Form des Crosshair V Formula‑Z noch über einen PS/2‑Port verfügte, fehlt diese Anschlussvariante beim Crosshair VI Hero komplett. Dagegen finden nun satte 14 USB-Ports Verwendung. Aber der Reihe nach. Ganz links befinden sich zwei Taster. Der obere Taster setzt bei Bedarf das BIOS zurück, während der untere für die Flashback-Funktion des BIOS zuständig ist. Wer dieses Feature noch nicht kennt: Mittels Flashback lässt sich das BIOS des Mainboards ohne installierten Prozessor oder RAM updaten – oder im Bedarfsfall auch zurück auf ältere Versionen flashen. Hierzu muss sich im Falle des Crosshair VI Hero ein USB-Stick im untersten schwarzen USB-Port am I/O‑Panel befinden und die BIOS-Datei muss C6H.cap heißen (ein einfaches Umbenennen genügt).
Neben den beiden Tastern ist ein ungenutzter M.2‑Slot zu sehen, welcher für eine WiFi-Steckkarte genutzt werden kann. Wie bereits geschrieben, gibt es das Crosshair VI Hero mittlerweile auch in einer Version, wo dieser Slot von Hause aus belegt ist. Neben dem M.2‑Anschluss befinden sich insgesamt 12 USB-Ports, wobei die linken vier USB‑3.1‑Anschlüsse der 1. Generation davon direkt vom Prozessor bereitgestellt werden. Die restlichen USB-Anschlüsse – vier Mal 2.0 (schwarz) und vier Mal 3.1 Gen1 (blau) – sind mit dem Promontory-Chip verdrahtet. Allen Anschlüssen ist gemein, dass sie mit einer eigenen Taktdomain laufen und somit selbst bei angeschwollener Referenztaktrate keine Probleme machen sollten. Als Einschränkung gilt hier jedoch der gleiche Sachverhalt wie bei der Chipsatz-Anbindung mittels PCIe zum SoC: Diese Verbindung ist per se anfällig, wenn kraft Referenztaktrate die Schlagzahl gesteigert wird. Deshalb wird von ASUS auch empfohlen, die oberen (in unserem Bild linken) Ports zu nutzen, welche direkt vom Prozessor kommen. Diese nehmen in puncto Datentransfer nicht den Umweg über die (übertakteten) PCIe-Lanes und sollten somit in jeder Lebenslage problemlos arbeiten.
Der zweite schwarze USB-Port ausgehend vom PCB des Mainboards ist für das ASUS-KeyBot-Feature vorgesehen. Dieses Feature kann in Verbindung mit der notwendigen Software dazu verwendet werden, um Tasten der Tastatur Makros oder Multimedia-Funktionen zuzuordnen. Wird diese Funktion aktiviert, so ist jedoch kein USB-typisches Plug&Play mehr möglich. Doch damit noch nicht genug mit USB. Weiter rechts sehen wir noch zwei USB‑3.1‑Anschlüsse der 2. Generation (1x Typ A, 1x Typ C), welche vom AsMedia ASM1143 bereitgestellt werden. Hierfür gilt wiederum: Zwar dank der PCIe‑2.0‑x2-Anbindung über den Promontory-Chip mit eigener Taktdomain versehen, bei der Kommunikation zum SoC jedoch auf den Weg über PCIe angewiesen.
Als letzten Anschlussblock sehen wir den optischen SPDIF out sowie die fünf Audiojacks für den Onboard-Sound.
Und damit endet unser Blick auf das Layout des Crosshair VI Hero. Zugegeben, es ist sehr viel Text geworden. Doch dadurch zeigt sich, welche Herausforderungen die AM4-Plattform an die Hersteller stellt. Features, welche zum Teil sowohl im SoC als auch im Chipsatz vorhanden sind, unterschiedliche Anzahl an PCIe-Lanes und verschiedene Betriebsmodi bei M.2 und SATA – das alles bietet ein hohes Maß an Individualität für die Hersteller, gleichzeitig aber auch stets eine Designentscheidung, welche sicher nicht allen potenziellen Kunden schmeckt. Dennoch sind wir der Meinung, dass ASUS beim Crosshair VI Hero in Sachen Ausstattung und Layout vieles richtig gemacht hat. Das Board gefällt.