ASUS Crosshair VI Hero – AM4 in der Praxis
BIOS
Nachdem wir uns durch das Layout des ASUS Crosshair VI Hero gekämpft haben, wollen wir Selbiges nun mit dem BIOS versuchen. Auf den folgenden drei Seiten haben wir zahlreiche Screenshots vom BIOS des Probanden angefertigt, wofür die im BIOS integrierte Funktion genutzt wurde. Mittels Druck auf die Taste F12 kann die jeweilige Bildschirmanzeige auf einem mit FAT formatierten USB-Gerät im Bitmap-Format abgelegt werden. Als Basis für die Screenshots diente uns BIOS 9945, welches zu diesem Zeitpunkt die aktuelle Version darstellte.
Dass das ASUS Crosshair VI Hero zur ROG-Serie des Herstellers gehört, bekommt man spätestens aufgrund des rot-schwarzen Farbschemas im BIOS mit. Die Hauptanlaufstelle für Übertakter sowie Stromsparer ist dabei das Hauptmenü Extreme Tweaker. Hier werden Taktraten und Spannungen gesetzt, aber auch SMT und der Turbo-Modus können hier aktiviert und deaktiviert werden. Die Spannungsoptionen stehen dabei in ausreichendem Umfang sowohl nach oben als auch nach unten zur Verfügung. Jeder Nutzer, egal ob er das letzte MHz herauskitzeln oder das letzte Milliwatt einsparen will, wird eine ausreichend dimensionierte Spannungsoption vorfinden. Wer exotische Kühlmethoden einsetzt, um Benchmarkrekorde aufzustellen, dem stehen mit aktivierten LN2-Mode sogar noch höhere, ungesündere Spannungen zur Verfügung. Für Rekordjäger steht zusätzlich noch die Option Performance Bias bereit. Damit kann eine Ergebnisverbesserung in verschiedenen Benchmarks erzielt werden. Zur Auswahl stehen Cinebench R11.5, R15 und Aida/Geekbench. Der Praxisnutzen dieser Option dürfte äußerst gering sein, für leidenschaftliche Benchmarker sind sie jedoch durchaus nützlich.
Angemerkt sei dabei, dass ASUS empfiehlt, die CPU SOC Voltage nicht höher als 1,2 Volt einzustellen. Eine zu hohe SoC-Spannung war es, welche zum unkontrollierten Ableben einiger Crosshair-Mainboards geführt hat. Zwar ist das grundsätzliche Problem beschädigter Mainboards seit BIOS-Version 0902 behoben, ASUS empfiehlt jedoch weiterhin, für den Dauerbetrieb bei 1,2 Volt oder weniger zu bleiben. Dabei kann eine angepasste SoC-Spannung bei höheren Speichertakten und/oder straffen Speichertimings durchaus zur Stabilisierung des Systems beitragen.
Der Multiplikator der Prozessoren lässt sich auf zwei Wegen einstellen: Einmal steht der gewünschte Multiplikator als Zahl in 0,25-Schritten zur Verfügung, zum anderen lässt sich mittels FID und DID eine Art Berechnung anstellen, in deren Ergebnis ein Multiplikator entsteht, welcher auch kleinere Schritte als 0,25 ausmachen kann. Hierüber hatten wir bereits im Rahmen unseres zweiten Ryzen-Reviews ausführlich berichtet. Gleichzeitig beherbergt Extreme Tweaker noch einige interessante Untermenüs.
In den Overclocking Presets lassen sich einige OC-Profile laden. Es steht ein Profil für DDR4-3600 zur Verfügung, ein Profil für 4 GHz CPU-Frequenz und ein Profil für eine hochgeschraubte Referenztaktung. Zwar sollte für jeden User bei Bedarf ein passendes Profil zur Verfügung stehen, bei Mainboards für Intel-CPUs ist der geneigte Übertakter allerdings eine größere Vielfalt gewohnt. Dort stehen oftmals bereits mehrere Speicher-Presets für verschiedene Speicherchips zur Verfügung. Das Angebot an Voreinstellungen ist also ausbaufähig.
AGESA 1.0.0.6 sei Dank lassen sich endlich auch mehr als die vier Haupttimings des Speichers einstellen. Bei vorangegangenen AGESA-Versionen war das nicht der Fall und User waren mehr oder weniger darauf angewiesen, dass ihr verwendeter Speicher out of the box vernünftig lief. Tat er das nicht, bestanden nur sehr beschränkte Einflussmöglichkeiten. Doch jetzt kann dank umfangreicher Einstellmöglichkeiten eingegriffen werden und im besten Fall eine bessere Kompatibilität erreicht werden. Besonders hervorzuheben ist hierfür die Option ProcODT_SM, welche verschiedene Ohm-Werte zur Verfügung stellt. Damit lassen sich mitunter große Verbesserungen bei der Speicherkompatibilität erzielen, wobei je nach zum Einsatz kommenden Speicherchips andere Werte empfohlen werden.
Ein weiteres Untermenü erwartet den User beim Klick auf External Digi+ Power Control. Hier kann zum Beispiel die Loadline-Calibration der Prozessor- und der SoC-Spannung eingestellt und auch die Schaltfrequenz der Spannungsversorgung beeinflusst werden. Während die Anpassung der Spannungskurve unter Last noch relativ oft verwendet wird, erfolgt eine Anpassung der Schaltgeschwindigkeit der Spannungsversorgung eher selten. Dieses Feature dürfte insbesondere für Rekordjäger interessant sein, den Alltagsuser tangiert solcherart Einstellung eher weniger. Dabei ist es von Vorteil, dass ASUS eine AUTO-Einstellung erlaubt und somit kein Wert eingestellt werden muss.
Am unteren Ende des Menüs ist zudem die Option DRAM VBoot Voltage zu finden. Diese kann bei Kaltstartproblemen hilfreich sein. Denn nach aktuellem Kenntnisstand startet das System ohne manuellen Eingriff mit 1,2 Volt Speicherspannung – egal, was für eine Speicherspannung eingestellt ist. Dieser Wert kommt erst später im Bootvorgang zum Tragen, was besonders bei hohen Speichertakten und/oder straffen Speichertimings zu wenig sein kann. Stellt man hingegen die Boot Voltage höher ein, so wird das System von Anfang an mit einer erhöhten Speicherspannung initialisiert und so manches Problem verschwindet. Mit Beta-BIOS 1403 soll diese Situation etwas verbessert worden sein, sodass DRAM VBoot Voltage immer 1,35 Volt beträgt, wenn die Speicherspannung nicht auf AUTO eingestellt ist. Ein etwas genauerer Blick kann jedoch noch immer nicht schaden.
Im Tweaker’s Paradise können weitere (Referenz-)Spannungen eingestellt werden. Die Optionen Sense MI Skew und Sense MI Offset sind zwar beide nicht im Bild, sind jedoch eine der Hauptanlaufstellen für Crosshair-Nutzer. Denn mittels dieser beiden Optionen wurde in mindestens einem Beta-BIOS in der Vergangenheit die Temperaturanzeige des Prozessors “korrigiert”. Nach Aussagen von ASUS war man beim Tweaking etwas über das Ziel hinausgeschossen, was zu CPU-Temperaturen unterhalb der Raumtemperatur führen konnte. Und hinzu kamen vereinzelte Stabilitätsprobleme. Mit Sense MI Skew Enabled und Sense MI Offset 272 konnte das Verhalten abgemildert werden.
Das Verhalten zeigt jedoch, dass die Temperaturanzeige von Ryzen-Prozessoren beeinflusst werden kann. Sense MI und auch eine PLL-Spannung unterhalb von 1,8 Volt führen zu veränderten Anzeigen der Temperatur, was den Sinn der Sensoren de facto ad absurdum führt. Wer also unrealistische Temperaturwerte erhält, sollte den besagten BIOS-Optionen einen Besuch abstatten.
Das nächste Hauptmenü stellt Advanced dar. Von dort aus stehen ausschließlich Untermenüs zur Verfügung, wobei es sich im Bild um das Menü CPU Configuration handelt. Hier lässt sich beispielsweise die Virtualisierung (SVM Mode) an- und abschalten. Wir hätten an dieser Stelle die Option zur Aktivierung/Deaktivierung von SMT und dem Turbo-Modus erwartet. Stattdessen stehen nur drei Optionen zur Verfügung, welche wohl bei den meisten Nutzern auf den Einstellungen stehen, welche ASUS vorgibt. Hier wäre eine andere Struktur vermutlich etwas übersichtlicher. Andererseits kann man argumentieren, dass SMT und der Turbo-Mode besonders häufig von Übertaktern (de-)aktiviert werden. Und jene User haben dann alle relevanten Settings in einem Menü zur Verfügung. An dieser Stelle wird man es wohl nicht allen recht machen können.