Windows 10 Pro for Workstation – ein BOINC-freundliches Windows von Microsoft geplant

Bisher gab es zwei grundlegende Windows-10-Varianten für die normalen Benutzer:
- Derivate von Windows 10 Core für die normalen User (Bing, Core …)
- Derivate von Windows 10 Professional (Pro und Enterprise)
Weiterhin gibt es noch diverse andere Windows 10 Varianten, etwa Enterprise, Bing, .…
Allen Ausführungen ist gemein, dass spätestens mit 2 CPU-Sockeln Schluss ist. Will man mehr CPU-Sockel verwenden, gab es nur zwei Möglichkeiten: Windows Server oder ein Nicht-Windows-Betriebssystem, etwa Linux. Beim Arbeitsspeicher ist spätestens bei 512 GiB Ende – ist mehr installiert, verwendet Windows diesen nicht. Beides sind Grenzen, die durch die Lizenz gezogen wurden, der aktuelle Windows-NT-Kernel kann mehr (64 CPU-Sockel und derzeit 512 TiB RAM). Dies soll sich nun offenbar auf Seiten Microsofts ändern. Ausgehend von einem Leak plant Microsoft Windows 10 Pro for Workstation. Es soll bis zu 4 CPU-Sockel und bis zu 6 TiB RAM unterstützen. Weiterhin ist auch eine Windows 10 Pro N for Workstation geplant, die wie die anderen “N” Varianten keine Multi Media Komponenten enthalten.
Fraglich sind jedoch gleich 2 Aspekte.
Welche Workstation hat 4 CPU-Sockel und diese RAM-Bestückung?
Die bisherigen gängigen Workstations hatten entweder 1 oder 2 CPU-Sockel. 4 Sockel waren bisher Servern vorbehalten. Die neuen AMD-Plattformen auf Basis von LGA-4094 (SP3 und TR4) sind offiziell als 1‑bis-2-Sockler angegeben. Aufgrund der CPU-Sockelgröße kann man sowieso nicht 4 Stück ins EATX-Format packen. Minimal möglich ist SSI MEB. Ausgehend von AMDs DDR4-Speicherinterface mit 4 Kanälen (SP3r2 und TR4) sowie dem mit 8 Kanälen (SP3) pro Sockel kommen bei voller Bestückung 4 oder 8 TiB RAM heraus – 6 TiB spricht für ein 3‑Kanal- oder 6‑Kanal-Speicherinterface und damit Intel.
So oder so sollte diese neue RAM-Grenze von 6 TiB erst einmal einige Jahre reichen. Derzeit kostet ein Modul 128 GiB DDR4-LRDIMM gut 3000 Euro, sofern man dieses überhaupt erhält – macht bei einer Sockel-SP3-Vollbestückung von 16 Slots zwar 2 TiB RAM pro CPU-Sockel, aber auch mal nebenbei 24.000 Euro pro TiB RAM oder bei einem Dual-Epyc mit 4 TiB RAM 96.000 Euro nur für den RAM! Ob AMD die LRDIMMs für Threadripper freigibt, ist noch nicht sicher, denn unter NDA. Intel gibt diese derzeit nicht für Core-i9-CPUs frei, sondern nur für die Xeons. Ehe normale DDR4-UDIMMs in diese Bereiche vordringen, werden noch einige Jahre vergehen.
Neben dieser Highend-Workstation-Verwendung drängt sich noch eine weitere Nutzungsmöglichkeit auf – der Gebrauch als preiswerter Windows-Unterbau für BOINC.
Auch hier bei Planet 3DNow! gibt es BOINC-User, die 4- oder sogar 8‑Sockel-Opteron-Systeme für BOINC verwenden. Ein Quad-Sockel-Opteron-G34-Mainboard bekommt man derzeit für ca. 150 Euro gebraucht auf Plattformen wie Ebay. 4 passende gebrauchte CPUs ab rund 50 Euro. So kann man sich auch ein 64-Thread-CPU-System mit dann immerhin 16-Kanal-DDR3 zusammenbauen. Bisher bestand softwareseitig nur das Problem: Wollte man Windows verwenden, blieben nur die Server-Varianten (2012, 2012r2 oder 2016), mit der Folge, dass die normalen Antivirus- und Firewallprogramme nicht liefen, da sie die teuren Serverlizenzen forderten. Für BOINC wird jedoch kein Windows Server benötigt – da reicht die normale Windows 10 Professional oder sogar Core. Alternativ gab es dann nur die Nichtwindowswelt, etwa Linux.
Mit dieser neuen Windows-10-Edition wären dann auch Quad-Sockel-Boards für BOINC unter Windows 10 möglich.
Bleiben nur einige offene Fragen:
- Wann kommt diese Windows-10-Fassung?
- Was wird diese kosten?
- Wie wird diese Variante verfügbar sein – retail oder nur OEM?
Dass es keine Ente ist, sondern eine bereits weit fortgeschrittene Entwicklung bei Microsoft, kann man leicht selbst überprüfen:
Seit dem Windows 10 SDK für das Anniversary Update (RS1 alias 1607) sind Spuren davon enthalten.
So enthält beispielsweiße die Datei \Program Files (x86)\Windows Kits\10\Include\10.0.14393.0\um\winnt.h die Definitionen für beide kommenden Varianten
#define PRODUCT_PRO_WORKSTATION 0x000000A1
#define PRODUCT_PRO_WORKSTATION_N 0x000000A2
Diese werden für die Funktion GetProductInfo aus der Kernel32.dll benötigt, damit Programme die jeweilige Windows Version und Variante erkennen können.
Auch enthält die Datei \Windows\Branding\Basebrd\de-DE\basebrd.dll.mui ab Windows 10 mit Anniversary Update (1607) oder Creators Update (1703) folgende String Table Einträge:
358, “Windows 10 Pro for Workstation”
359, “Windows 10 Pro for Workstation”
360, “Windows 10 Pro N for Workstation”
361, “Windows 10 Pro N for Workstation”
Quellen:
Twitter
Windows 10 SDK 14393, 15063 und 16190