Dell will AMD evaluieren — Intels Lieferschwierigkeiten bis Ende 2020?

In einem Interview mit Yahoo Finance hat sich Dells Chief Financial Officer Tom Sweet zu den aktuellen Lieferschwierigkeiten von Intel und der Nutzung von AMDs Prozessoren bei Dell geäußert.
Intels Lieferschwierigkeiten halten an
Nachdem Dell zuletzt seine Umsatzprognose senken musste und dafür unter anderem die Lieferschwierigkeiten von Intel verantwortlich machte, gibt Sweet nun an, dass man nicht vor dem zweiten Halbjahr 2020 mit einer Verbesserung bei Intel rechnen würde.
Intel selbst hatte vor Kurzem in einem offenen Brief an Kunden und Geschäftspartner eingeräumt, dass sich die Situation zumindest 2019 nicht bessern würde und es weiter Lieferschwierigkeiten geben wird.
Dell will AMD “evaluieren”
“We are evaluating AMD chips” wird Sweet weiter zitiert und er verweist auf Produkte, die man bereits im Angebote habe. Momentan ist im “AMD Store at Dell” unter anderem der “ALIENWARE AURORA RYZEN GAMING DESKTOP” aufgeführt, der vom Ryzen 5 3500 bis zum Ryzen 9 3950X alle CPUs der dritten Ryzen-Generation als Konfigurationsoption anbietet. Verfügbar ist dieser allerdings lediglich in den USA — Europa und andere Regionen sollen irgendwann 2020 folgen.
Dell und Intel in der Vergangenheit
Gleichzeitig verweist Sweet aber auf die 35-jährige Partnerschaft mit Intel und gibt an, dass man versuche die Nachfrage auf den Bereich zu gestalten, in dem man liefern könne. Was sich sehr schwammig anhört lässt auch unangenehme Erinnerungen an die 2000er-Dekade aufleben.
In its complaint, the SEC alleges that, from May 2001 through January 2006, Dell created the false impression that it had met or exceeded analysts’ consensus earnings-per-share expectations in 20 straight quarters. In reality, says the SEC, Dell wouldn’t have met its numbers once during that period without secret payments from Intel that were made in exchange for Dell’s agreement not to use any AMD chips.
Quelle: CNN Money
Dell zahlte unter anderem 2010 eine Strafe in Höhe von 100 Millionen US-Dollar, nachdem man auf Grund einer Untersuchung der US-Börsenaufsicht einen Vergleich geschlossen hatte. Zu den Bedingungen gehörte damals allerdings auch, dass Dell kein Fehlverhalten zugab.
In den Jahren 2001 bis 2006 hatte man von Intel quartalsweise Rabatte erhalten — unter der Maßgabe keine AMD-Prozessoren zu verkaufen. Dabei gab es von Dell einige Pläne in dieser Zeit sich AMD zu zu wenden, die allerdings jeweils in höheren Rabattzahlungen von Intel endeten.
Laut CNN Money wollte Dell sich unter anderem 2003 an AMD beteiligen und in 25 Prozent seiner Produkte AMD-Prozessoren einsetzen, woraufhin sich die Intel-Rabattzahlungen für die nächsten vier Quartale um fast 300 Millionen US-Dollar erhöhten. Ähnliches geschah dann 2006, als Dell für den 4. Mai sogar schon eine Ankündigung plante, diese dann aber kurzfristig zurückzog.
“Intel’s CEO [Otellini] believed that these payments ensured that Dell would continue to use Intel CPUs exclusively until September or October 2006, when Intel hoped to introduce a new server CPU that would alleviate the competitive pressure of AMD’s Opteron product, and that Dell would not announce any change to the exclusive relationship before then.… Dell agreed to cancel its planned May 4, 2006 announcement of AMD-based products.”
Am 18.Mai 2006 musste allerdings trotz der mittlerweile erreichten Rabattzahlungen in Gesamthöhe von 4,3 Milliarden US-Dollar Quartalszahlen vorlegen, die die Erwartungen deutlich unterboten. So ging der Gewinn um 18 Prozent zurück und im Serverbereich sank der Umsatz im Vergleich zum vorhergehenden Quartal um allein 7 Prozent.
“SUNNYVALE, Calif.–(BUSINESS WIRE)–May 18, 2006–AMD (NYSE:AMD — News) released the following statement today regarding the announcement Dell Inc. made in its quarterly earnings statement that it intends to offer AMD Opteron™ Dual Core processor-based servers.
“We welcome Dell, and Dell customers, to the world of AMD64,” said Marty Seyer, AMD senior vice president, Commercial Business. “Dell is a customer-focused company and we’re pleased to see that they are listening to their customers and providing them the choice of innovative AMD products. We look forward to working closely with Dell and bringing the benefits of AMD’s leading performance-per-watt solutions to Dell’s customers.””
Quelle: Dell will Opteron Server anbieten
Daraufhin kündigte Dell im Rahmen dieser Quartalszahlen an, am Ende des AMD Opteron Prozessoren in Servern einzusetzen. Dem Einsatz im Desktopbereich erteilte man allerdings mit dem Hinweis, dass AMD nicht genug Volumen liefern könnte, eine Absage. Der AMD-Aktienkurs stieg damals als Reaktion auf diese Nachricht um 15 Prozent.