Lenovo Thinkcenter M75t Gen2 Kurztest
CPU-Upgrade – Speicher – Mainboard
CPU-Upgrade:
Die Board-VRM bieten eigentlich genug Spielraum für 105W CPUs und der Chipsatz unterstützt Ryzen 9 39xx und 59xx CPUs, sodass man eigentlich auch einen Ryzen 9 5950X verbauen könnte. Kann man mechanisch auch, nur gibt es da 2 Probleme:
1. Das BIOS hat Vendorlock, der dafür sorgt, dass die in der CPU befindlichen jeweiligen Einmalsicherungen der jeweiligen BIOS-Signatur beim ersten Start auf diesem Board eingebrannt werden, sodass die CPU danach nur noch in diesem Fall Lenovo- und AMD-eigenen Mainboards startet -> siehe Artikel STH — es kommt jedoch vorab eine Warnung (siehe Twittermeldung)
2. Das BIOS hat überhaupt kein Support für etwas anderes als AMD Renoir oder AMD Cezanne. Es fehlen die Microcodes.
Auch die SMU-Teile für AMD Matisse oder Vermeer fehlen.
Somit ist aktuell die maximale CPU-Ausbaustufe der Ryzen 7 5700G bzw. Ryzen 7 PRO 5750G und letzterer ist bereits verbaut.
Übertakten ist übrigens auch nicht möglich, weil der Chipsatz AMD Pro565 als Businessvariante des AMD B550 überhaupt kein Übertakten erlaubt (weder RAM, IGP noch CPU-Takt).
RAM:
Der RAM ist voll JEDEC-konform, d.h. DDR4-3200 bei 1,20V — kein außerhalb der Spezifikationen laufender RAM mit XMP (XMP würde ohnehin nicht beachtet werden). Daher sind die Latenzen mit CL-22–22-22 normal.
Die beiden für Tests verbauten 32GB DDR4-3200 ECC Riegel (Micron 18ASF4G72AZ-3G2B1) liefen direkt mit aktivem ECC.
Verbaut man jedoch 4 DDR4-3200 Riegel single ranked, sinkt der Speichertakt auf 2933 MHz und bei dual ranked RAM sogar auf 2666 MHz — gemäß AMDs Vorgaben; normale Desktopboards kann man da in der Regel auf 3200 MHz überreden, aber das abgespeckte OEM-BIOS von Lenovo hat die erforderlichen Funktion gesperrt und versteckt.
Das Mainboard:
Das verbaute µATX Board ist fast ein Standardboard bis auf die Stromversorgung — ausschließlich 12 Volt Stecker vom Netzteil zum Board. Dies sieht man bei OEMs, sei es nun Lenovo, HP, DELL oder Fujitsu schon länger so.
Es handelt sich sogar um ein abgespecktes Board — man sieht einen nicht bestückten PCI x1 und einen PCI-Slot, sowie darüber den Platz für ein ASMedia 1083(e) PCIe-zu-PCI-Brückenchip (im BIOS findet man auch die Routingdaten für den ASMedia 1083, da das BIOS für eine Reihe von Varianten des Systems verwendet wird).
Das Board hat 2 M.2‑Slots
— 1x 2232 B‑Key darin steckt die Realtek RTL8852AE WiFi 6 802.11ax WLAN-Karte
— 1x 2280 M‑Key darin steckt die 512GB SKhynix Gold P31 SSD
Die Ausrichtung der M2-Slots ist unüblich, ragen doch beide über das Board hinaus, sodass die Karten am Gehäuse fixiert werden.
Während der Youtubetests lief die CPU im Mittel mit 52°C, was für AMD Cezanne ok ist, bei Cinebench erreichte die CPU schnell 85°C und der Boosttakt fiel schnell bis die CPU 82°C erreichte.
Die für Planet 3DNow! üblichen Stabilitätstests, Distributed Computing (BOINC), waren leider gar nicht erforderlich, um einen großen Knackpunkt des Systems zu erkennen — den CPU-Kühler. Dieser reicht vollkommen für normale Office-Verwendung, Youtube oder ähnliches. Aber schon ein kurzer 30 minütiger Durchlauf von Cinebench R23 hat gereicht, um deutlich Hörbares bis Störendes nach nicht einmal einer Minute aus dem Gehäuse zu vernehmen.
Klar kann man durch Wechsel des CPU-Lüfters dies umgehen, nur ist es kein Sockel AM4 Kühler auf der Sockel AM4 CPU.
Das Format kam dem Autor dennoch irgendwie bekannt vor. Also kurz in die “Restekiste” geschaut und diverse Backplates herausgekramt. Bei der ersten aus Nocuta-Überresten direkt ein Volltreffer.
Ausgehend von den Bohrungen handelt es sich um einen Sockel-115x/12xx-Kühler der Intel-Fraktion. Auch dies ist bei einigen OEMs zur Reduzierung der Kosten üblich, einen Kühler eines Formats für verschiedene CPUs verschiedener Hersteller zu verwenden.
Leider gibt es da ein paar Höhenunterschiede, sodass nicht jeder Intel Sockel 115x/12xx Kühler verwendet werden kann. Kühler mit Federschrauben sollten jedoch funktionieren, sofern diese mit eigener Backplate kommen.
Da es sich nur um eine Leihgabe handelt, konnte und wollte der Autor nicht das ganze System zerlegen, Board ausbauen usw., um einen Noctua NH-U9S zu testen (um danach alles wieder in den Originalzustand zurück zu bauen). So ein Test bleibt dem Eigentümer und Verleiher Sightus vorbehalten.
Windows und Benchmarks
Für Tests unter Windows wurde Windows 10 Professional (für Workstations), Version 10.19044.566 x64 installiert.
Nach der Installation gab es erst einmal einige nicht funktionieren Geräte.
Aber das System einmal ans Internet über Kabel gelassen (für WLAN fehlten noch die Treiber), installierte das Windows Update alle erforderlichen Treiber — soweit so gut.