AMD erklärt sich zur Radeon RX-560-Posse

Im April diesen Jahres hat AMD seine neue Grafikkarten-Serie Radeon RX 500 vom Stapel gelassen. Die Karten mit GPUs auf Polaris-Basis sind im Vergleich zu ihren direkten Vorgängern RX 400 minimal überarbeitet worden, unterstützen einen zusätzlichen Stromsparmodus, der die Leistungsaufnahme im Teillastbereich senkt und bieten insgesamt etwas mehr Leistung dank moderat höherer Taktfrequenz.
Eine Ausnahme bildete das Mainstream-Modell Radeon RX 560 auf Basis des kleineren Polaris-21-Chips. Während der direkte Vorgänger RX 460 mit lediglich 896 freigeschalteten Shadereinheiten in 14 Compute Units (CUs) auskommen musste, durfte die RX 560 mit 1024 Shadern (16 CUs) aus den Vollen schöpfen. Daher war der prozentuale Leistungsunterschied zwischen Vorgänger und Nachfolger hier größer als bei den anderen Polaris-Chips.

Im Sommer jedoch veröffentlichte AMD eine weitere Variante der RX 560, bei der wie beim Vorgänger RX 460 nur 896 Shadereinheiten freigeschaltet waren; womöglich eine Aktion zur “Restverwertung” alter Polaris-11-Chips oder um teildefekte Polaris-21-GPUs trotzdem noch verkaufen zu können. Zunächst kennzeichnete AMD diese Variante als RX 560D und wollte sie auf den chinesischen Markt beschränken.

Mit der Vorstellung des neuen Aldi-PCs Anfang November jedoch begann das Unheil seinen Lauf zu nehmen. Hersteller Medion nannte bei den technischen Daten neben dem AMD Ryzen 5 1600 eine Radeon RX 560 mit 2 GB. Dabei stellte sich jedoch heraus, dass das Modell lediglich 896 Shader besaß, also eigentlich nur eine RX 560D ist. Bei OEM-Geräten sind derlei Spitzfindigkeiten zur “Kostenoptimierung” leider keine Seltenheit. Inzwischen jedoch haben auch einige Standalone-Grafikkarten ihren Weg zu den Händlern gefunden, sodass nun RX-560-Karten auf dem Markt sind, die eigentlich mit RX-560D bezeichnet werden müssten. Zum Beispiel vertreibt SAPPHIRE eine PULSE Radeon RX 560 in beiden Varianten, die anhand des Namens nicht zu unterscheiden sind. Lediglich der Blick auf die kryptische Produktnummer enttarnt die abgespeckte Version, was der normale Kunde kaum wissen kann. Die 11267–00 hat 16 CUs, die 11267–18 dagegen muss mit 14 CUs auskommen.
Heimlich still und leise hat AMD auch die Spezifikationen auf der Webseite geändert. Während dort zur Markteinführung noch 16 CUs aufgeführt waren, wurde die Spezifikation irgendwann im Laufe des Jahres auf 14/16 geändert. Gegenüber Heise hat AMD nun erklärt:
It’s correct that 14 Compute Unit (896 stream processors) and 16 Compute Unit (1024 stream processor) versions of the Radeon RX 560 are available. We introduced the 14CU version this summer to provide AIBs and the market with more RX 500 series options. It’s come to our attention that on certain AIB and etail websites there’s no clear delineation between the two variants. We’re taking immediate steps to remedy this: we’re working with all AIB and channel partners to make sure the product descriptions and names clarify the CU count, so that gamers and consumers know exactly what they’re buying. We apologize for the confusion this may have caused.
AMD räumt also ein, dass die Spezifikationen geändert wurden, um günstigere RX-500-Varianten für den Komplett-PC-Markt zu schaffen. Den schwarzen Peter für die Irritationen schiebt AMD jedoch den Händlern und OEMs zu, welche die neue Variante ohne zusätzliche Angabe der CU-Zahl verkaufen würden. Man entschuldige sich dafür und würde sofortige Schritte einleiten, um diese Praxis zu unterbinden, so AMD.