AMD lässt Grafikkarten der RX-500-Serie vom Stapel (Update)
Heute hat die AMD Radeon Technology Group die Grafikkarten der RX-500-Serie vorgestellt und löst damit die RX-400-Reihe ab. Die RX-500-Karten sind durchaus wichtig für AMD, stellen sie doch das komplette Mittelklasse-Angebot des Herstellers auch über das im Sommer erwartete Release der im High-End-Segment angesiedelten RX-Vega-Familie dar.
Update: Die RX 550 wird auch als OEM-Version für die Verwendung in Komplettsystemen erscheinen. Bei gleicher Namensgebung weist sie allerdings durch den Vollausbau des Polaris-12-Chips bessere Leistungsdaten bei höherer Stromaufnahme auf. Die untenstehende Tabelle wurde entsprechend ergänzt. Wie üblich wird die OEM-Ware den Weg in den normalen Handel finden. Da bereits AMD die Versionen in eigenen Unterlagen teilweise vermischt hat, kann man nur hoffen, dass Händler zukünftig kennzeichnen, welche Variante verkauft wird.
Polaris aufpoliert
Wie im Vorfeld bereits durchgesickert, basieren die RX-500-Karten auf den bekannten Polaris-10- und ‑11-Chips, die lediglich in Polaris 20 und 21 umbenannt worden sind und daher im Grunde dieselben Leistungsdaten aufweisen. Allerdings wurde der Fertigungsprozess (AMD spricht von “3rd Generation FinFET 14”) offenbar leicht verbessert, zudem rollen die Chips nicht mehr nur bei Globalfoundries sondern auch bei Samsung vom Band. Unter dem Strich erlaubt es die verbesserte Fertigung, die Karten mit höheren Takten zu betreiben.
Die Namensgebung und auch die Einordnung der Karten entspricht denen der RX-400-Reihe:
- RX 580 / 570: Beide Karten basieren auf dem Polaris-20-Chip. Die RX 580 hat hierbei den Vollausbau genehmigt bekommen und ist laut AMD für Spiele in 1440p (2560×1440) bei einer Bildwiederholrate von über 60 Hz sowie für VR-Anwendungen geeignet. Die RX 570 enthält einen abgespeckten Chip und ist laut AMD die Allround-Karte für Spiele in 1080p (aka Full-HD, 1920x1080) bei maximalen Details. Beide Karten sollen mit 4 und 8 GiB GDDR5 Videospeicher ab sofort erhältlich sein.
- RX 560: Die RX 560 basiert auf dem schwächeren Polaris-21-Chip und wird von AMD für den Bereich “effizientes Spielen in 1080p” empfohlen (was auch immer das sein mag). Für den angepeilten Preispunkt von 99 US-Dollar (vor Steuern) wird diese Karte nur mit 4 GiB GDDR5 Speicher ausgestattet und ab Mai erhältlich sein.
- RX 550: Als Osterei im RX-500-Nest enthalten ist die kleinste Karte der Reihe. Sie soll auf einem Polaris 12 genannten Chip basieren, der bislang so nicht bekannt war. Als schwächste (und günstigste) Karte der Reihe bekommt sie sogar nur 2 GiB GDDR5 Speicher spendiert und wird von AMD (dieses Mal ohne Nennung einer Wunschauflösung) für den trendigen E‑Sport-Bereich mit Spielen wie Overwatch oder Dota 2 empfohlen. Sie soll ab dem 20. April ab 79 US-Dollar (vor Steuern) erhältlich sein und ist auch als Low-Profile-Karte angekündigt. Inwiefern das gegen die nur unwesentlich teurere RX560 eine Nische sein wird, bleibt abzuwarten.
Allen Karten gemeinsam ist die Unterstützung der Spiele-APIs DirectX12 und Vulcan, der AMD Technologien FreeSync und ZeroCore sowie hardwarebeschleunigtem Dekodieren des Videostandards HEVC (H265 bzw. MPEG‑H, Teil 2) wie er beispielsweise für 4K-Inhalte von Netflix verwendet wird.
Ehrliche Leistung
AMD hat an der Leistungsaufnahme geschraubt und will die oftmals kritisierte hohe Stromaufnahme im Mehrbildschirmbetrieb und beim Decodieren von Videos endlich gesenkt haben. Gegenüber der RX 480 soll die RX 580 im Idle 5 Watt weniger verbrauchen und sich im Betrieb mit zwei Bildschirmen unterschiedlicher Auflösung auch nur 1,5 Watt mehr genehmigen; ein Szenario, in dem die RX 480 noch 8 Watt mehr benötigt habe.
Auch beim Decodieren von YouTube-Videos in Full-HD soll der Verbrauch der RX 580 vom Vergleichswert 39 Watt auf 14 Watt gesunken sein. Laut dem Review von Golem sind diese Fortschritte unabhängig vom Grafiktreiber – ob sich diese Fortschritte somit durch BIOS-Updates auf die Vorgänger-Karten übertragen lassen, bleibt jedoch offen.
Kehrseite der Medaille ist, dass sich durch die erhöhten Basis- und Boost-Takte der Karten auch die maximale Leistungsaufnahme deutlich erhöht. So wird bei der RX 580 nun eine TDP bzw. “Board-Power” von bis zu 185 Watt angegeben. Einerseits erspart sich AMD so eine erneute Kontroverse um die Überschreitung von angegebenen Leistungswerten, wie sie noch den Launch der RX 480 überschattet hatte, andererseits wird klar, dass sich durch eine Verbesserung der Fertigung der Sweet-Spot von Polaris nicht hat verschieben lassen.
Hinsichtlich der Spieleleistung sehen AMDs hauseigene Benchmarks (Grafiken am Ende der Galerie) die R 580 / 570 Karten insbesondere bei DX12 und Vulkan naturgemäß deutlich vor der grünen Konkurrenz in Form der GTX 1060 bzw. 1050 Ti.
Fazit
In Summe stellt die RX-500-Reihe eine (aus-)gereifte Version des RX-400-Lineups dar und unter dem Preis-Leistungs-Aspekt attraktive Angebote bereit. Vor allem aber hat die AMD Radeon Technology Group nun das gesamte Portfolio von der ggf. passiv gekühlten Einstiegskarte bis zur oberen Mittelklasse mit ihren Polaris-GPUs und deren modernem Feature-Set abgedeckt.
Abschließend alle Leistungsdaten der Karten in tabellarischer Form dargestellt:
RX 580 | RX 570 | RX 560 | RX 550 | RX 550 (OEM) | |
Chip | Polaris 20 | Polaris 20 | Polaris 21 | Polaris 12 | Polaris 12 |
Shader | 2.304 | 2.048 | 1.024 | 512 | 640 |
Compute Units | 36 | 32 | 16 | 8 | 10 |
Texture Units | 144 | 128 | 64 | 32 | 40 |
ROPs | 32 | 32 | 16 | tbd | 16 |
Basis-/Turbo-Takt GPU [MHz] | 1.257 / 1.340 | 1.168 / 1.244 | 1.175 / 1.275 | tbd / 1.183 | tbd / 1.287 |
Videospeicher [GDDR5] | 4 bzw. 8 GiB / 256 Bit | 4 bzw. 8 GiB / 256 Bit | 4 GiB / 128 Bit | 2 GiB / 128 Bit | 4 GiB / 128 Bit |
Speichertakt | 4.000 MHz | 3.500 MHz | 3.500 MHz | tbd | tbd |
Stromversorgung | 1 x 6 Pin / 1 x 8 Pin | 1 x 8 Pin | PEG | PEG | PEG |
TDP | 185 W | 150 W | 50 W | ~ 30 W | 50 W |
Preis | ab 260 EUR | ab 200 EUR | 120 EUR (?) | 98 EUR (?) | (?) |