Kompaktwasserkühlung: Fractal Design Kelvin T12
Fractal Design Kelvin T12
Technische Daten:
- Preis: ab ca. 95,00 €
- Maße des Radiators ohne Lüfter (BxHxT): 160x130x47 mm (eigene Messung)
- Material: Aluminium und Kupfer
- Lüfter: 2x 120x120x25 mm
- Lüfterdrehzahl: 800‑1700/min (im Test: 640‑1721/min)
- Lüfteranschluss: 4‑Pin (PWM)
- Beleuchtung: keine
- Aufbau: Kompaktwasserkühlung
- Sockel: AM2, AM2+, AM3, AM3+, FM1, FM2, FM2+, 775, 1150, 1155, 1156, 1366, 2011
- Art der Lüfterbefestigung: Schrauben
Einbau:
- AMD: Verschraubung, Mainboard-Ausbau nötig
- Intel: Verschraubung, Mainboard-Ausbau nötig
Zubehör:
Montagematerial für AMD- und Intel-Sockel, Montagematerial für Lüfter und die Installation im Gehäuse, Wärmeleitpaste, Y‑Kabel für zwei Lüfter, Montageanleitung, Garantiehinweise
Besonderheiten beim Einbau in AMD-Systeme:
Die Fractal Design Kelvin T12 nutzt zwar die originale AMD-Backplate, nicht aber die Haltepunkte/-nasen. Das heißt, zunächst muss die originale Halterung teilweise demontiert werden. Für AMD-Systeme liegen der Kelvin T12 spezielle Haltebleche bei, die in vorgesehene Nuten im Kühlblock gesteckt werden und sich ineinander verhaken. Dabei ist die spätere Ausrichtung des Kühlblocks auf dem Sockel zu beachten. Nachfolgend sind die Gewindeschrauben zur Befestigung des Kühlblocks mit Federn zu versehen und mithilfe von Muttern an der vorher angebrachten Halterung zu fixieren. Daraufhin kann der CPU-Heatspreader mit Wärmeleitpaste benetzt werden und der Kühlblock in der gewünschten Position aufgesetzt und festgeschraubt werden. Es sollte nicht vergessen werden, die Pumpe mit einem freien Lüfteranschluss zu verbinden, damit diese funktionieren kann. Da die beiden Lüfter den CPU-FAN-Anschluss belegen, muss auf einen anderen Anschluss ausgewichen werden. Wir raten dazu, gleich einen nicht gesteuerten Anschluss zu wählen, um Probleme mit der Pumpendrehzahl (bei Spannungssteuerung) zu umgehen.
Im nächsten Schritt kann das Mainboard samt Kompaktwasserkühlung im PC-Gehäuse verbaut werden. Es ist darauf zu achten, nicht allzu viel Zug auf die Schraubklemmen (Schlauchbefestigung) auszuüben. Zusätzlich raten wir dazu, den Radiator so im Gehäuse unterzubringen, dass die Schlauchanschlüsse unten liegen. So kann sich im oberen Bereich, wo sich der Nachfüllstutzen befindet, die im System enthaltene Luft sammeln. Aufgrund der Bauweise als erweiterbares System sind Luft und das damit einhergehende Gluckern im System bei starken Lageänderungen vollkommen normal. Bei der Installation des Radiators sollte man nicht den zweiten Lüfter vergessen, der sich zwischen Gehäusewand und Radiator befindet. Entsprechend lange Schrauben liegen der Kelvin T12 bei. Um beide Lüfter mit der (annähernd) gleichen Drehzahl betreiben zu können, liegt der Kelvin T12 ein Y‑Kabel bei, sodass man nicht auf zwei CPU-FAN-Anschlüsse angewiesen ist.
Fractal Design betritt mit der Kelvin-Serie – T12 mit 120-mm‑, S24 mit 240-mm- und S36 mit 360-mm-Radiator – einen heiß umkämpften Markt. Kompaktwasserkühlungen sind populär und in vielen verschiedenen Varianten erhältlich. Im Bereich der 120-mm-Kompaktwasserkühlungen zählt die vorgestellte Kelvin T12 eher zu den teureren Modellen. Das heißt leider sogar, dass bereits 240-mm-Varianten zur Konkurrenz werden, wenn es um die reine CPU-Kühlung geht. Ein wichtiges Feature der Kelvin T12 ist jedoch deren Erweiterbarkeit. Die Pumpe soll für diesen Einsatzzweck ausgelegt sein und einen entsprechenden Druck(sprung) liefern können. Ob sich diese Mehrleistung negativ bemerkbar macht? Zieht man diese Erweiterbarkeit hinzu, wird die Fractal Design Kelvin T12 vielleicht zum günstigeren Angebot.
Der Kühlblock der Fractal Design Kelvin T12 lässt sich theoretisch in 90-Grad-Schritten auf der CPU positionieren. Die Schlauchanschlüsse sind günstig gesetzt, sodass dies erreicht werden kann. Somit können wir keiner Kompatibilitätsprobleme gewahr werden.
Die Fractal Design Kelvin T12 unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von anderen Kompaktwasserkühlungen. Ihre Basis bildet ein Kühlblock, der zwei Aufgaben erfüllt: Einerseits stellt er den Kontakt zum Heatspreader der CPU oder APU her, um die Abwärme aufzunehmen, andererseits ist in den Block die Pumpe für die Zirkulation der Kühlflüssigkeit integriert. Bei der Flüssigkeit fällt uns der potentiell höhere Glykol-Gehalt auf (spürbar höhere Viskosität als Wasser). Das kommt dem Korrosionsschutz zugute. Zum Nachfüllen verfügt die Kelvin T12 über zwei Öffnungen, einmal direkt am Kühlblock und einmal am Radiator.
Das in Zusammenarbeit mit Alphacool entwickelte Produkt verfügt über 1/4‑Zoll-Anschlüsse, die sich relativ leicht drehen lassen. Schraubklemmen halten die relativ dünnen und flexiblen Schläuche fest. Wir müssen darauf hinweisen, dass die Festigkeit dieser Verbindung konstruktionsbedingt nicht so hoch ausfällt wie die Schrumpf-/Pressverbindungen vieler anderer Kompaktwasserkühlungen, die sich nicht erweitern lassen. Die Verwendung handelsüblicher Verbinder ist ein Kompromiss, der zugunsten der Erweiterbarkeit eingegangen werden muss. Den Kunden dürfte es freuen, denn die Standardisierung erleichtert die Komponentenauswahl für die Erweiterung (z.B. GPU-Kühler, zusätzlicher Radiator, …).
Die schwarzen Schläuche der Fractal Design Kelvin T12 müssen, abweichend von anderen Kompaktwasserkühlungen, besonders thematisiert werden. Die dünnen Schläuche sind mit einem farblich passenden Knickschutz versehen. Das Schwarz der Schläuche ist nicht nur optisch begründbar, sondern soll auch die Entstehung von Algen behindern. Wer lieber UV-reaktive Stoffe oder ähnliches einsetzen möchte, darf die Schläuche Fractal Design zufolge auch austauschen. Bei ordnungsgemäß ausgeführten Arbeiten bei der Verschlauchung bleibt die Garantie erhalten.
Die Kontaktfläche des Kühlers ist qualitativ auf dem Niveau vieler Konkurrenzprodukte. Die kleinen Bearbeitungsriefen sind durch das verwendete Fertigungsverfahren begründet. In der Praxis lässt sich zwischen der Oberflächenrauigkeit der Kontaktfläche und der Kühlleistung erfahrungsgemäß kein direkter Zusammenhang herstellen. Durch die Verwendung von Wärmeleitpaste werden die feinen Zwischenräume ausgefüllt.
Der Radiator der Fractal Design Kelvin T12 besitzt eine Dicke von gemessenen 43 mm. In der Konsequenz ist der Radiator eher als Ersatz für einen 120-mm-Lüfter an einer Gehäuserückwand geeignet. Laut Herstellerangaben sollen die Lamellen einen geringeren Luftwiderstand aufweisen als Konkurrenzmodelle, die eine ähnliche Lamellenform nutzen, und hierdurch auch bei niedrigen Lüfterdrehzahlen genügend Kühlleistung bieten können. Um einen geringeren Widerstand zu erreichen, sind größere Zwischenräume notwendig. Die Folge ist, dass eine hohe Kühlfläche nur über eine großzügig bemessene Tiefe (hier eben die 43 mm) des Lamellenpakets erreicht werden kann.
Auf dem Bild ist der zweite Füllstutzen zu sehen. Öffnet man diesen mithilfe eines 6‑mm-Inbusschlüssels, sieht man zugegebenermaßen nicht viel. Den Bereich unter dem Stutzen kann man als Ausgleichsbehälter ansehen. Wir haben diesen Bereich in den Tests als höchstgelegenen Punkt erlebt. Beim Nachfüllen oder Erweitern des Systems sollte man darauf achten, dass der kleine Gummi-Dichtring nicht verloren geht.
Bei den Lüftern der Kelvin T12 setzt Fractal Design auf eigene Modelle mit der Kennung FD-FAN-SSHP-120. Die beiden beiliegenden 120-mm-Lüfter der “Silent Series HP” agieren mit einer maximalen Drehzahl von ca. 1700/min. Das “HP” im Namen impliziert, dass sich die Lüfter durch einen höheren statischen Druck auszeichnen sollen, der für den Betrieb mit Kühlern wichtig ist. Eine Schwingungsdämpfung bei beiden Lüfter ist nicht vorgesehen, in unseren Augen aber auch nicht notwendig. Etwaige Laufgeräusche sind nur bei sehr genauem Hinhören und extrem geringen Distanzen auffällig.
Eine Steuerung der Lüfterdrehzahl über die Versorgungsspannung zeigt kaum Vorteile auf. Zwar lassen sich so die beiden Lüfter anhalten, die Mindestdrehzahl im Betrieb unterscheidet sich jedoch nicht signifikant.
Die Pumpe fällt im Betrieb in zweierlei Hinsicht auf. Ungefähr 1,5 Stunden sind nötig, um die im System vorhandene Luft in die beiden Ausgleichsbehälter zu befördern und damit den Schallpegel zu senken. Im eingeschwungenen Zustand läuft die Pumpe unauffällig. Zudem können wir geringe Unterschiede zwischen dem liegenden und stehenden Betrieb messen. Wir raten zum stehenden Betrieb, wie er in einem Tower-Gehäuse üblich ist.
Fractal Design gibt an, dass die Pumpe auch mit 9 V betrieben werden kann und die Garantie dabei erhalten bleibt. Berücksichtigt man die hohe Pumpenleistung, die im Hinblick auf die Erweiterbarkeit geboten wird, sollte eine Drosselung keinen allzu großen Einfluss auf die Kühlleistung haben. Da nur wenige Mainboards eine gute dynamische Spannungssteuerung eines Lüfteranschlusses ermöglichen, wird das eher ein Feature für Enthusiasten sein.
Bei der Kühlleistung der Fractal Design Kelvin T12 werden wir überrascht. Die Leistung des Modells mit einem 120-mm-Radiator übersteigt oftmals das, was wir von so manch größerer Kompaktwasserkühlung mit 240-/280-mm-Radiator gesehen haben. An Leistung mangelt es der kleinsten Kelvin-Variante nicht, sodass auch übertaktete CPUs mit über 125 Watt Verlustleistung zuverlässig gekühlt werden können. Erst ab diesem Punkt sind größere Wasserkühlungen mit 240-/280-mm-Radiator die bessere Wahl. Gleiches gilt, wenn eine GPU mitgekühlt werden soll. Der kleine 120-mm-Radiator stößt dann an seine Grenzen.
Der Hersteller rät ausdrücklich zur Verwendung der mitgelieferten Wärmeleitpaste, um die besten Leistungswerte zu erreichen. Unsere Tests haben gezeigt, dass der Einfluss nur minimal sein sollte. Wir erreichen mit ihr keine besseren Werte als mit der Arctic MX‑4.
Fazit
Die Fractal Design Kelvin T12 ist äußerst leistungsstark, wenn man Kompaktwasserkühlung mit einem 120-mm-Radiator als Maßstab nimmt. In niedrigen TDP-Stufen kann die Kelvin T12 sogar größere Modelle in Schach halten. Auch wenn das von uns getestete Modell wie seine größeren Geschwister erweiterbar ist und die gleichzeitige Kühlung einer GPU ermöglicht, dürfte es schnell an die Grenzen der Leistungsfähigkeit stoßen oder an die der Akzeptanz durch den Nutzer, wenn eigentlich ein leiser Betrieb gewünscht ist.