Radeon Technologies Group soll AMDs Grafiksparte schlagkräftiger machen
Im Jahr 2006 fand die damals viel beachtete Fusion zwischen AMD und Grafik-Spezialist ATI statt. Zuerst hatte AMD die Chipsätze mit integrierter Grafik im Fokus, die nun als AMD-Produkte für eine gemeinsame Plattform verkauft wurden, Langzeitstrategie jedoch war die APU, also die CPU mit integrierter Grafikeinheit wie sie heute Standard ist bei praktisch allen aktuellen Modellen. Die Sparte, welche die dedizierten Grafikchips für Gamer und Workstation-User entwickelt, gab’s obendrauf.
Heute Nacht unserer Zeit jedoch hat AMD überraschend angekündigt, die komplette Grafiksparte für GPU-Entwicklung, Grafikkarten und Treiber in eine neu gegründete Radeon Technologies Group auszugliedern. Chef der neuen Gruppe ist Raja Koduri, ein alter ATI-Haudegen, der unter anderem für die ATI R300 mitverantwortlich war und zwischenzeitlich mal einen Abstecher zu Apple eingelegt hatte. Koduri berichtet jedoch weiterhin an AMD-CEO Dr. Lisa Su.
AMD geht damit praktisch einen Schritt zurück. Bisher war das Ziel die maximale Integration der Grafiksparte mit dem endgültigen Ziel APU, GPGPU und HSA, also die Einheit von CPU und GPU als Duo, das gleichberechtigt an gemeinsamen Workloads arbeitet. Ob sich daran etwas ändern wird, lässt sich noch nicht abschätzen, klar wird allerdings, dass die Entwicklung von High-End GPUs in den letzten Jahren etwas gelitten hat. Der letzte wirklich große Wurf, mit dem AMD sich an die Spitze des Feldes setzen konnte, war der Chip der Radeon HD 5870 im Jahr 2009, ist also schon eine Weile her — und selbst die GCN-Technologie, die mit der Radeon HD 7970 eingeführt wurde und mit Verbesserungen bis heute im Einsatz ist, wurde bereits 2011 eingeführt, ist in Maßstäben der GPU-Entwicklung gerechnet selbst schon wieder ein Methusalem. So kam es, dass NVIDIA mit Einführung seiner letzten GPU-Generationen nicht nur leistungsmäßig davongezogen ist, sondern auch in Sachen Stromverbrauch deutlich vorne liegt. Zu allem Überfluss gehört AMD inzwischen auch nicht mehr die Krone der iGPUs, die man Jahre lang wie selbstverständlich inne hatte. Hier liegt inzwischen Intel mit seiner Iris Pro Graphics 6200 mit eDRAM in Front.
Was die organisatorische Abtrennung der Grafiksparte letztendlich bringen wird, muss abgewartet werden. Ein neuer Grafikchip entwickelt sich nicht über Nacht. Andere Gerüchte besagen, die Aufgliederung in Sparten sei womöglich die Vorbereitung für einen scheibchenweise Ausverkauf von AMD an verschiedene Käufer…
Links zum Thema:
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