AMD stellt APUs der 7. Generation “Bristol Ridge” vor
Wie angekündigt hat AMD heute auf der Computex 2016 seine neuen APUs mit Codenamen Bristol Ridge vorgestellt. Diese von AMD “7th Generation” genannten APUs stellen den Nachfolger von Carrizo dar, der exakt vor einem Jahr auf der Computex 2015 vorgestellt worden war.
Bereits im Vorfeld hatte AMD erklärt, dass Bristol Ridge gegenüber Carrizo ein Leistungsplus von 20 Prozent erreichen soll. Das überraschte viele, schließlich basieren Carrizo und Bristol Ridge auf der gleichen CPU-Architektur (Bulldozer v4 alias “Excavator”), die integrierte Grafik auf den gleichen GCN-Einheiten und die Fertigung findet nach wie vor in nominellen 28 nm statt. Woher also sollte das Leistungsplus kommen?
Dies hat AMD nun in seinen Folien aufgeschlüsselt. 10 Prozent des Leistungszuwachses sollen vom Fertigungsprozess kommen. Zwar wird der CPU-Part von Bristol Ridge nach wie vor im 28 nm genannten Prozess von GlobalFoundries gefertigt, bei der Umstellung der Maske von CZ-A1 auf BR-A1 sollen jedoch zahlreiche Optimierungen eingeflossen sein. Auch Veränderungen auf Transistorebene sollen AMD und GlobalFoundries vorgenommen haben.
Ein weiteres großes Plus sollen die neu eingeführten Shadow P‑States bringen. Normalerweise verwaltet Windows acht Leistungszustände des Prozessors, vom tiefsten Sleep bis hin zum maximalen Turbo. AMD hat nun zwei weitere, vom Betriebssystem nicht greifbare, P‑States eingeführt, sodass der Prozessor mittels einer vorgegebenen Kurve gesteuert wird. Dazu sollen 500 Sensoren auf dem Die platziert worden sein sowie eine entsprechende Sensorik, die in drei Temperaturbereichen Spannung und Takt anhand des Diagramms steuert. Das soll 12 Prozent vom Leistungsplus erklären.
Weitere 12 Prozent sollen von einem Feature namens Reliability Tracker kommen, der wohl schon in Carrizo vorhanden war, aber noch nicht genutzt wurde. Hier geht AMD das Problem der Alterung der Schaltkreise auf dem Die an. Im Laufe der Betriebsjahre schalten Transistoren immer langsamer. Damit das nicht zum Problem wird, sind CPUs meist mit ordentlich Luft nach oben spezifiziert. Übertakter nutzen diesen Spielraum. Mit dem Reliability Tracker jedoch versucht AMD sich näher am stabil möglichen Limit zu bewegen.
Die Zahl 12 scheint AMDs Lieblingszahl zu sein, denn abermals 12 Prozent der Verbesserung sollen vom Feature Skin Temperature Aware Power Management (STAPM) rühren. Hierbei werden fünf Sensoren im Laptop-Gehäuse verteilt, um auch den Temperatur-Haushalt des Gesamtsystems zu berücksichtigen. Hier musste AMD natürlich die OEMs mit ins Boot holen. Das soll helfen, die Boost-Taktraten sinnvoll zu steuern und noch mehr Leistung aus der APU zu kitzeln.
Mit der Boot Time Power Supply Calibration (BTC) soll die Stromversorgung der APU optimiert werden, sodass ggf. höhere Spannungen bereitgestellt werden können, immer unter Berücksichtung des Reliability Trackers und unter Ausnutzung von VRM-Toleranzen. So soll einerseits die Leistungsaufnahme reduziert werden, wo es möglich ist, und andererseits können die P‑States aggressiver gesteuert werden.
Zur Markteinführung gibt es eine ganze Reihe von Modellen, allesamt für den mobilen Markt. Von AM4 ist noch nichts zu sehen. Außerdem bestätigt sich die Befürchtung, dass AMD die Desktop-Plattform AM4 erst zusammen mit Zen einführen wird:
Auffällig sind die gegenüber Carrizo deutlich erhöhten Basistaktraten bei gleicher TDP-Einstufung. Nehmen wir mal den A10-9600P mit max. 15 W. Der Vorgänger A8-8600P musste noch mit 1,6 GHz Basistaktung auskommen bei einem maximalen Turbo von 3,0 GHz. Der A10-9600P dagegen arbeitet mit satten 2,4 GHz und boostet bis 3,3 GHz. Und auch die Topmodelle der Serie takten für Notebook-APUs sehr hoch. Fertige Produkte sind im Preisvergleich jedoch noch nicht zu finden. Mal sehen, ob es bei Bristol Ridge wieder so lange dauern wird wie bei Carrizo, ehe man als Kunde eine nennenswerte Auswahl an Endgeräten vorfindet.