Intel schlägt zurück: Coffee Lake mit 6 Kernen und hohem Takt

Seit dem Core 2 Q6600 im Jahr 2007 bedient Intel anspruchs­vol­le Kun­den in der Mit­tel­klas­se nun schon mit Quad-Core-Pro­zes­so­ren. Dar­an hat sich auch bei der Core-i-Fami­lie nichts geän­dert. Bei 4 Ker­nen (zwi­schen­zeit­lich mit Hyper­Th­re­a­ding ver­stärkt) war Schluss. Wer mehr woll­te, muss­te zur sünd­haft teu­ren High-End Desk­top-Platt­form grei­fen. Aus Intels Sicht bestand auch kei­ne Not­wen­dig­keit für mehr, schließ­lich war ein Geg­ner, der Intel zu neu­en Höchst­leis­tun­gen gezwun­gen hät­te, jah­re­lang nicht in Sicht. Die klei­nen Evo­lu­ti­ons­stu­fen von San­dy Bridge über Has­well bis zuletzt Kaby Lake genügten.

Dann jedoch kam AMD im März die­sen Jah­ren und brach­te mit Ryzen 7 acht Ker­ne samt SMT (16 Threads) in die geho­be­ne Mit­tel­klas­se und leg­te im Som­mer mit Ryzen Thre­ad­rip­per im High-End-Desk­top-Bereich gleich noch eine Schip­pe drauf. Zum ers­ten Mal seit Jah­ren hat­te Intel einen Geg­ner, der nicht nur den Anschluss sucht, son­dern die Per­for­mance-Kro­ne über­nom­men hat­te. Wie sehr Intel das auf­ge­schreckt haben muss­te, zeigt die über­has­tet ein­ge­führ­te Sockel-2066-Platt­form, die mit aller­lei Bugs und unfer­ti­gen Main­boards zu kämp­fen hat­te und die kurz­fris­tig vom Ser­ver-Seg­ment abkom­man­dier­ten, umge­la­bel­ten Xeon-Pro­zes­so­ren mit bis zu 18 Ker­nen, die so ursprüng­lich auf kei­ner Intel-Road­map stan­den. Doch egal, ob man nun AMD oder Intel favo­ri­siert, unter dem Strich kann jeder Kun­de der klei­nen CPU-Schmie­de aus Sun­ny­va­le dank­bar sein, ist dank Ryzen doch end­lich wie­der Bewe­gung in den seit Jah­ren ver­krus­te­ten PC-Markt gekommen.

Die gestern vor­ge­stell­ten neu­en Pro­zes­so­ren der Gene­ra­ti­on Cof­fee Lake sind Pro­zes­so­ren, die laut älte­ren Road­maps so eigent­lich gar nicht geplant waren. Grund ist, dass Intel schon seit Ein­füh­rung der 14-nm-Pro­zes­so­ren Pro­ble­me hat, die suk­zes­si­ve Schrump­fung beim Fer­ti­gungs­pro­zess auf­recht zu erhal­ten. Schon Broad­well kam so spät, dass der Nach­fol­ger Sky­la­ke bereits am Hori­zont zu sehen war und die 10-nm-Pro­zes­so­ren, ursprüng­lich mal für 2016 geplant, sind noch immer nicht da und sol­len nun auch zunächst mit klei­nen Dies mit Mobi­le-Seg­ment kom­men. Daher wur­de nach Broad­well, Sky­la­ke, Kaby Lake und Kaby Lake Refresh nun eine wei­te­re Evo­lu­ti­on in 14 nm auf­ge­legt: Cof­fee Lake.

  Kerne/
Threads
Takt 
(Basis)
Tur­bo
1 / 2 / 4 / 6 Kerne
L3-Cache Gra­fik Gra­fik-Takt Spei­cher TDP Preis
Core i7-8700K 6/12 3,7 GHz 4,7 / 4,6 / 4,4 / 4,3 GHz 12 MB UHD 630 (24 EU) 1.200 MHz DDR4-2666 95 W $359
Core i7-8700 6/12 3,2 GHz 4,6 / 4,5 / 4,3 / 4,3 GHz 12 MB UHD 630 (24 EU) 1.200 MHz DDR4-2666 65 W $303
Core i5-8600K 6/6 3,6 GHz 4,3 / 4,2 / 4,2 / 4,1 GHz 9 MB UHD 630 (24 EU) 1.150 MHz DDR4-2666 95 W $257
Core i5-8400 6/6 2,8 GHz 4,0 / 3,9 / 3,9 / 3,8 GHz 9 MB UHD 630 (23 EU) 1.050 MHz DDR4-2666 65 W $182
Core i3-8350K 4/4 4,0 GHz 6 MB UHD 630 (23 EU) 1.150 MHz DDR4-2400 95 W $168
Core i3-8100 4/4 3,6 GHz 6 MB UHD 630 (23 EU) 1.100 MHz DDR4-2400 65 W $117

Archi­tek­to­nisch ist Cof­fee Lake kal­ter Kaf­fee. Wie schon Kaby Lake basie­ren die Ker­ne auf der Sky­la­ke-Archi­tek­tur. Neu ist, dass Intel nun bei den Ker­nen auf­stockt. Der Core i7 darf ab sofort mit 6 Ker­nen plus HTT rech­nen (bis­her 4 Ker­ne plus HTT), der Core i5 mit 6 Ker­nen ohne HTT (bis­her 4 Ker­ne ohne HTT) und die Core i3 erhal­ten 4 Ker­ne ohne HTT und ohne Tur­bo (bis­her 2 Ker­ne mit HTT ohne Tur­bo). Zudem kön­nen die Pro­zes­so­ren dank ver­fei­ner­ter 14-nm-Fer­ti­gung trotz mehr Ker­nen höher getak­tet wer­den auch wenn es auf dem Daten­blatt auf den ers­ten Blick nicht so scheint. Das Top­mo­dell Intel Core i7 8700K etwa besitzt einen Basistakt von “nur” noch 3,7 GHz (vs. 4,2 GHz beim 7700K), doch das ist nur die hal­be Wahr­heit, denn gleich­zei­tig hat der 8700K einen All-Core-Tur­bo von 4,3 GHz, den er auch aus­gie­big nutzt sofern Tem­pe­ra­tur und TDP-Limit es zulas­sen, und einen Sin­gle-Core-Tur­bo bis 4,7 GHz. So kann Cof­fee Lake mit der bekannt hohen IPC plus sehr hoher Takt­fre­quenz plus mehr Ker­nen aus den Vol­len schöpfen.

Ins­be­son­de­re bei Spie­len, wo Intel-CPUs bis­her schon sehr gut waren, ist Cof­fee Lake der unan­ge­foch­te­ne Spit­zen­rei­ter, bei nied­ri­gen Auf­lö­sun­gen noch mehr als in 4K. Das gilt nicht nur für das Top­mo­dell Core i7 8700K, son­dern auch für den i5 8600K, der zwar auf Hyper­Th­re­a­ding ver­zich­ten muss, die 6 Ker­ne und den hohen Takt jedoch behal­ten durf­te und zudem preis­lich mit 257 Dol­lar äußerst attrak­tiv ist für das Gebo­te­ne. Selbst das Top­mo­dell Core i7 8700K liegt mit 359 Dol­lar im Bereich sei­nes vier­ker­ni­gen Vor­gän­ger; und damit deut­lich unter einem AMD Ryzen 7 1800X. Wann hat es das zuletzt gege­ben? Die Ryzen-CPUs blei­ben über­all dort in Front, wo die höhe­re Kern­an­zahl den leich­ten Malus bei IPC und Takt­fre­quenz aus­gleicht. Den­noch muss man aner­ken­nen, dass der Kon­ter gut plat­ziert wurde.

Noch ist Cof­fee Lake aller­dings Theo­rie, denn die neu­en Pro­zes­so­ren sind zwar bereits gelis­tet, mit der Ver­füg­bar­keit jedoch hapert es der­zeit noch. Zudem hat Intel in Sachen Platt­form einen unfass­ba­ren Bock geschos­sen. Zwar kommt Cof­fee Lake wie sei­ne Vor­gän­ger Sky­la­ke und Kaby Lake im Sockel-1151-Gewand daher, den­noch ist die neue CPU nicht kom­pa­ti­bel mit bis­he­ri­gen Sockel-1151-Main­boards. Sie passt phy­sisch in den Sockel, jedoch hat Intel die Pin­be­le­gung geän­dert, sodass für Cof­fee Lake auch neue Main­boards mit 370er Chip­satz Pflicht sind. War­um Intel den Sockel dann nicht anders genannt oder wenigs­tens dafür gesorgt hat, dass die CPUs nicht in älte­re LGA1151-Pla­ti­nen pas­sen, bleibt das Geheim­nis der Blauen.

Pünkt­lich zum Launch sind eine Viel­zahl an Reviews erschienen: