AMD soll ARM-CPU Seattle für Amazon entwickelt haben
Im Jahr 2012 überraschte AMD mit der Bekanntmachung, künftig auch Server-Prozessoren entwickeln zu wollen, die auf der ARM-Architektur basieren, also keine x86-Ableger, sondern Server-Varianten jener Architektur, die bis dahin vorwiegend in Smartphones und Tablets zu finden war. Eine detaillierte Beschreibung haben wir 2014 verfasst. Erst vier Jahre später, 2016, veröffentlichte AMD ein einziges Modell, den Opteron A1100 mit acht Kernen.
Ansonsten ist bei AMD nicht viel passiert im ARM-Sektor. Schon damals sorgte die Ankündigung, ARM-Prozessoren zu bauen, für Unverständnis, und die Art und Weise, wie AMD mit dem Thema verfahren ist, ebenso. Gestern jedoch hat The Register eine Story gebracht, die – falls sie sich als zutreffend erweisen sollte – etwas Licht ins Dunkel bringen würde.
Seit gestern lassen sich bei Amazon verschiedene “A1”-EC2-Instanzen in den Rechenzentren US East (N. Virginia), US East (Ohio), US West (Oregon) und Europe (Irland) buchen. Diese Systeme sind mit dem neuen Graviton-Prozessor auf ARM-Basis bestückt, die Amazon zusammen mit dem 2015 eingekauften SoC-Spezialisten Annapurna entwickelt hat. Es ist nach Cavium (ThunderX2), Qualcomm (Centriq 2400) und Huawei (HiSilicon Hi1616) ein weiterer Hersteller, der dem (Intel-)x86-Quasimonopol im Servermarkt die Position streitig machen möchte.
Laut The Register habe Amazon ursprünglich allerdings vorgehabt, das ARM-Abenteuer zusammen mit AMD zu bestreiten. Jedoch soll der als “Seattle” entwickelte Prozessor – der Firmensitz von Amazon befindet sich in Seattle – laut The Registers Quellen die von Amazon ausgegebenen Entwicklungsvorgaben nicht erreicht haben, sodass der Cloudanbieter das Projekt über einen Plan B – durch Aufkauf von Annapurna – in Eigenregie selbst realisiert hat: da man inzwischen entsprechende AWS-Instanzen buchen kann, offenbar mit Erfolg.
Nach dem Absprung von Amazon hat AMD den fast fertig entwickelten Seattle dann offenbar als Opteron A1100 selbst zu Ende entwickelt und veröffentlicht, so die Story. Da AMD mittlerweile mit Epyc wieder einen eigenen, schlagkräftigen (x86-)Serverprozessor im Sortiment hat, der ironischerweise bei Amazon ebenfalls als AWS-Instanz gebucht werden kann, dürfte der A1100 ein Sonderling ohne Vorgänger und Nachfolger im Sortiment von AMD bleiben.
Links zum Thema:
- AMD will ab 2014 Opterons mit ARM-Kernen produzieren (2012)
- ARM präsentiert 64-Bit-Chipdesigns und AMD als einen der Lizenznehmer (2012)
- AMD aktualisiert Opteron-Roadmap bis 2014 — Berlin, Warsaw und Seattle sollen es richten (2013)
- AMD präsentiert ARM-Opteron Seattle auf der Hot Chips 26 (2014)
- Opteron A1100: AMD gibt Marktstart des Server-SoC “Seattle” mit acht 64-Bit-ARM-Kernen bekannt (2016)
- AMD K12 Spekulationsthread im Forum