Angetestet: HP 17-Notebook mit AMD-“Picasso”-APU
Benchmarks CPU
Cinebench R15
Der Cinebench R15 hat sich als Quasi-Standard für CPU-Tests etabliert, da er relativ unabhängig von Speichertakt und Cachegröße reproduzierbare Ergebnisse liefert. Zwar gibt es mittlerweile die Version R20, doch bei jener ist die Laufzeit erheblich länger, was für “Nebenbei-Tests” wie diesem eher hinderlich ist.
Bereits beim ersten Test überflügelt der AMD Ryzen 5 3500U den als Vergleich gewählten AMD A10-9620P derart deutlich, dass wir über den Tellerrand hinaus blicken, was da sonst noch so kreucht und fleucht im Dunstkreis. So ist diese 15-W-Mobile-CPU im Single-Thread-Test praktisch genauso schnell wie der 65-W-Desktop-Prozessor AMD Ryzen 7 1700 “Summit Ridge”; dem hohen Single-Thread-Turbo von bis zu 3,7 GHz sei Dank.
Im Multi-Thread-Test kratzt er am Wert des AMD FX-8350, einem Desktop-8-Kerner der Bulldozer-v2-Serie Piledriver mit saftigen 125 W TDP. Das liegt natürlich zum einen an SMT – der Ryzen 5 3500U wirft genauso viele logische CPU-Kerne in die Waagschale wie der FX-8350 – und neben der höheren IPC der Zen-Architektur auch daran, dass die Kerne meist deutlich höher takten dürfen als die angegebenen 2,1 GHz Basistakt solange TDP-Budget vorhanden ist.
Also gleiche Leistung bei einem Achtel der TDP-Einstufung.
AIDA
Der Ryzen 5 deklassiert den A10 in allen Bereichen. Um zu verstehen, weshalb zwei AMD Quad-Core-CPUs eine derart unterschiedliche Leistung erbringen können, muss man sich die Bauweise ansehen. Zum einen hat die Zen-Architektur eine ca. 50 % höhere IPC als Bulldozer und zum Zweiten ist der Ryzen ein “echter” Quad-Core, besitzt also 4 vollwertige Kerne, wohingegen der A10 nach AMDs damaliger Modulbauweise konzipiert ist, bei der nicht alle Komponenten in entsprechender Anzahl vorhanden sind. So müssen sich z.B. zwei Integer-Kerne eine FPU teilen, den L1 Instruction-Cache, den L2-Cache und die Fetch-Unit. Das ist bei Ryzen nicht der Fall, der obendrein noch SMT unterstützt und folglich mit 8 Threads hantieren kann, um seine breiten Rechenwerke bestens auszulasten. All das zusammen führt zu dieser Deklassierung. An der Taktfrequenz liegt es nicht. Auch der AMD A10-9620P darf bis 3,4 GHz boosten und besitzt mit 2,5 GHz sogar einen minimal höheren Basistakt als der Ryzen 5 3500U.
7‑zip
Sobald alle (logischen) Kerne genutzt werden, zieht der Ryzen 5 dem A10 davon. Wird nur ein Thread genutzt, können die Excavator-Kerne überraschend einigermaßen mithalten.
Mining via CPU
Seit dem Ende des Kryptowährung-Booms ist es (vorerst?) still geworden um das Thema Mining. Dennoch ist es ein schöner praxisbezogener Hardware-Test, der schnell Vergleichswerte liefert.
Derzeit sind drei Varianten des für CPU-Mining noch tauglichen Cryptonight-Algorithmus verbreitet: Cryptonight‑R wie es aktuell Monero verwendet, Cryptonight-Lite wie es von Aeon eingeführt wurde und Cryptonight-Turtle, wie es vom Namensgeber Turtlecoin etabliert wurde. Gegenüber dem ursprünglichen Cryptonight-Algo versuchen alle drei sich gegen spezialisierte ASIC-Miner zu wehren. Sie unterscheiden sich vorwiegend in Bezug auf die Scratchpad-Größe. CN‑R verwendet 2 MiB je Thread, CN-Lite 1 MiB je Thread und CN-Turtle 256 KiB je Thread.
Bei CN‑R wählt die Mining-Software für den AMD Ryzen 5 3500U zwei Threads, da so der 4 MiB große L3-Cache optimal genutzt wird. Der AMD A10-9620P sieht hier ganz schlecht aus, da Excavator gar keinen L3-Cache besitzt und der L2-Cache mit 1 MiB pro Modul zu klein ist, um das Scratchpad selbst eines einzelnen Threads zu puffern. So quält man den Bristol Ridge für optimale Leistung manuell mit 4 Threads, wohlwissend, dass dabei permanent auf das RAM zugegriffen werden muss.
Bei CN-Lite dagegen passen die Daten eines Threads gerade so in den L2-Cache und die A10-APU kann mit 2 Threads arbeiten ohne ausgebremst zu werden. Gegen die Ryzen-APU sieht sie natürlich trotzdem kein Land, auch deswegen, da die Software dank seines 4 MiB großen L3-Cache 4 Threads starten kann.
Ganz stark ist der Ryzen 5 3500U bei CN-Turtle. Sagenhafte 5519 H/s sind für eine 15-W-CPU enorm. Dank der kleinen Datengröße und SMT können gleich 8 Threads gestartet werden, während Bristol Ridge mit 4 auskommen muss. Der kleine Ryzen Mobile hasht hier auf dem Niveau von ausgewachsenen Quad-Core-Xeons!