Zen 2 — AMD Ryzen 7 3700X und Ryzen 9 3900X im Test — Update #1
X570 und der Chipsatzlüfter
Bereits im Launch-Review zu Zen 2 haben wir dem Thema Chipsatzlüfter eine Seite gewidmet. Die Kernaussage war, dass die Position des Chipsatzlüfters problematisch ist, weil eine Grafikkarte im primären Grafikkartenslot die Öffnungen des Lüftungsgitters versperrt und es somit zu einem Wärmestau kommt. Um den Beweis anzutreten, dass diese These stimmt, haben wir Benchmarks in METRO Last Light Redux durchgeführt und die Grafikkarte dabei sowohl im primären als auch im sekundären PCIe-x16-Slot betrieben. Während der Benchmarks haben wir die Chipsatztemperatur mitloggen lassen und das Temperatur- bzw. Lautstärkeverhalten in Bild und Ton festgehalten. Für die Testergebnisse auf dieser Seite haben wir unser Testsystem minimal angepasst. Es kam ein Ryzen 5 3600 zum Einsatz, ebenso wie eine deutlich neuere Version von HWiNFO64 (v6.11–3890).
Im folgenden Youtube-Video haben wir die Geräuschkulisse verewigt und auch die Screenshots zum Temperaturverhalten eingearbeitet.
An dieser Stelle ein Überblick über das Temperaturverhalten in Form von Screenshots. Dabei macht die Konfiguration den Anfang, bei welcher die Grafikkarte im primären x16-Slot steckt (PCIEX16_1) und somit die Lüftungsauslässe des Chipsatzlüfters verdeckt.
Nachdem wir das System hochgefahren haben, haben wir es zuerst mit Prime95 belastet. Die Temperatur des Chipsatzes pendelte sich bei knapp unter 60 Grad ein. Zu diesem Zeitpunkt haben wir Prime95 beendet und unseren Benchmark in METRO Last Light Redux gestartet. Zum Einsatz kamen diese Einstellungen, was zu knapp neun Minuten Laufzeit führte.
Direkt nach dem Benchmark betrug die Temperatur 73,3 Grad, was einen Anstieg von 15,3 Grad bedeutet. Während des Benchmarks wird der Chipsatzlüfter dabei deutlich von der Grafikkarte und dem CPU-Lüfter übertönt. Befindet sich das System wieder im Idle-Modus, so greift die Semi-passive Kühlung der Grafikkarte und alle drei Lüfter gehen aus, sobald eine Temperaturschwelle unterschritten wird. Dann drehen nur noch der Prozessor- und der Chipsatzlüfter. Aufgrund seiner Geräuschcharakteristik ist der Chipsatzlüfter wahrnehmbar.
Bis die Chipsatztemperatur wieder auf einen Wert von 60 Grad gefallen ist, dauert es satte 37 Minuten. Doch bereits bis zum Erreichen der 65-Grad-Marke dauert es über sieben Minuten. Die meiste Zeit dieser Spanne ist der Chipsatzlüfter wahrnehmbar. Doch um wie viel wird die Situation besser, wenn sich die Grafikkarte nicht mehr im primären, sondern im sekundären Grafikkartenslot befindet?
Wieder haben wir das System mit Prime95 aufgewärmt. Bei knapp 60 Grad Chipstztemperatur, also etwa dem gleichen Wert wie beim vorherigen Aufbau, haben wir Prime95 beendet und wieder den Benchmark von METRO Last Light Redux gestartet.
Blockiert die Grafikkarte nicht die Lüftungsöffnungen, so steigt die Temperatur im Benchmark nur um 2,2 Grad an — also 13,1 Grad weniger als im vorherigen Aufbau. Der Chipsatzlüfter ist, nachdem die Lüfter der Grafikkarte wieder stillstehen, deutlich weniger wahrnehmbar als zuvor.
Trotz besserer Voraussetzungen fällt die Temperatur relativ langsam ab. Bis zum Erreichen der 60-Grad-Marke vergehen drei Minuten. Relativ lange für nur 0,8 Grad.
Dennoch bleibt festzuhalten, dass wir unsere These aus dem Launch-Review bestätigt sehen: Das größte Problem beim Chipsatzlüfter des X570 ist seine Positionierung. Durch die mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgende Blockade der Lüfteröffnungen durch eine Grafikkarte steigt sowohl die Chipsatztemperatur als auch im Endeffekt die Lautstärke des Lüfters. Wer auf ein wenig 3D-Leistung verzichten kann, der kann durchaus überlegen, seine Grafikkarte im zweiten PCIe-x16-Slot zu platzieren. Thermisch ist das — zumindest in unserem offenen Aufbau — deutlich besser. Und leiser auch. Der Leistungsverlust beträgt in unserem konkreten Fall weniger als ein halbes Prozent, sodass wir dies verschmerzen könnten. Für eine generelle Empfehlung müssten jedoch weitere Tests durchgeführt werden, da 3D-Anwendungen unterschiedlich auf den Wechsel von x16 zu x8 reagieren können. So bleibt es im Einzelfall nur eine Alternative.