Zen 2 — AMD Ryzen 7 3700X und Ryzen 9 3900X im Test
X570 und der Chipsatz-Lüfter
Einigen Nutzern stieß bei Vorstellung des neuen Chipsatzes X570 die Verwendung eines kleinen Lüfters zur Kühlung sauer auf. Aktive Chipsatzkühlung im Jahre 2019? Das hielten Viele für nicht zeitgemäß. Die neuen X570-Hauptplatinen stehen ebenfalls ab heute im Handel und bedienen sich fast durchweg einer aktiven Chipsatzkühlung. PCIe 4.0 samt TDP von 11 Watt sei Dank. Und das, obwohl vor einigen Jahren schon deutlich höhere Chipsatzverbräuche passiv gekühlt werden konnten. Der Unterschied zu damals: Die Kühler von 990FX und Co. boten ganz andere Dimensionen und Kühloberflächen, die in der heutigen Zeit zu zahlreichen Hardware-Inkompatibilitäten führen würden. Aufgrund der notwendigerweise geringen Bauhöhe der Kühler sind die Mainboardhersteller fast ausnahmslos der Meinung, nicht ohne aktive Kühlung auszukommen. Selbstverständlich haben wir uns auch ein wenig mit dem Thema Chipsatzlüfter befasst.
Der erste Eindruck ist jedoch zwiegespalten. Einerseits ist uns die Geräuschkulisse während unserer Tests nicht sonderlich negativ aufgefallen. Der Lüfter ist temperaturgesteuert, sodass das Betriebsgeräusch des Lüfters einigermaßen dezent ausfällt. Zudem handelt es sich um ein gleichmäßiges Rauschen ohne hohe Frequenzen. Er ist nur im absoluten Idle-Zustand aus dem Testsystem herauszuhören. Andererseits ist genau das aber auch das größte Problem. Um zu verdeutlichen, auf was wir uns beziehen, werfen wir zunächst einen Blick auf das folgende Bild:
Zu sehen ist der Chipsatzkühler des ASUS Crosshair VIII Hero WiFi. Direkt darüber thront die Vega64-Grafikkarte von ASUS, welche die Öffnungen des Lüftergitters nahezu komplett verdeckt. Zwischen Grafikkarte und Chipsatzkühler ist deutlich weniger als ein halber Zentimeter Platz. Der Luftaustausch wird so nahezu komplett verhindert. Ein Problem ist also die Position des Chipsatzlüfters und der dazugehörigen Luftauslässe.
Wir wollen an dieser Stelle aber nicht den schwarzen Peter an ASUS weiterreichen. Uns stehen mit dem ASRock X570 Taichi sowie dem Gigabyte X570 Aorus Master zwei weitere X570-Hauptplatinen zur Verfügung, welche eine fast identische Positionierung des Lüfters verwenden. Auch dort wird eine herkömmliche Dual-Slot-Grafikkarte nahezu den kompletten Lüfterbereich abdecken.
Diese Situation hatte bei uns die Auswirkung, dass sich der Bereich rund um den Chipsatz hauptsächlich dann aufgeheizt hat, wenn unsere 3D-Benchmarks liefen. Das war auch schon der Fall, als wir “nur” den 2700X verwendet und somit ausschließlich auf PCIe 3.0 gesetzt haben. Und das, obwohl wir einen offenen Aufbau mit ausreichend Belüftung verwenden.
Wir haben im Anschluss an einen knapp neunminütigen Durchlauf von METRO Last Light Redux zwei Screenshots von HWiNFO64 angefertigt. Einer davon zeigt die Chipsatztemperatur direkt nach dem Benchmark-Durchlauf, ein anderer die gleiche Temperatur ein paar Minuten später.
Direkt nach dem Benchmark-Durchlauf beträgt die Chipsatztemperatur 76 Grad. Durch die schlechte Luftzufuhr sinkt die Temperatur nur sehr langsam. Bis die Marke von 65 Grad erreicht wird (zweiter Screenshot), vergehen rund sieben Minuten. In dieser Zeitspanne hat die Grafikkarte längst wieder ihren Passiv-Status eingenommen und auch der Lüfter des CPU-Kühlers dreht wieder mit Silent-Geschwindigkeit. In diesem Zustand ist der Chipsatzlüfter eindeutig als Geräuschquelle auszumachen. Zwar dezent, aber definitiv hörbar. Das wird Silent-Fetischisten nicht freuen.
Wer eine Wasserkühlung für die GPU einsetzt, der wird hierbei Vorteile haben. Einerseits kann sich der Bereich rund um den Chipsatz nicht so stark aufheizen, da der Großteil der GPU-Abwärme aus dem Gehäuse gebracht wird. Zudem sind Fullcover-Kühler üblicherweise im Single-Slot-Design ausgeführt, sodass eine derartige Kühlung nicht den kompletten Luftauslass verdecken dürfte. Wer seine GPU mit dem originalen Luftkühler betreibt, der wird den Lüfter unter 3D-Last vermutlich ohnehin nie hören, da er im Betriebsgeräusch des Gesamtsystems untergeht. Lediglich bei Wechsel zwischen 3D-Last und Idle-Betrieb könnte der Sachverhalt für den einen oder anderen User nervig werden.
Wir werden dieses Thema bei unseren kommenden Mainboard-Reviews definitiv weiter beobachten.