Zen 2 — AMD Ryzen 7 3700X und Ryzen 9 3900X im Test
AMD Ryzen 9 3900X auf einem X370-Mainboard
Viele Nutzer von AM4-Mainboards der letzten beiden Jahre wird brennend interessieren, ob und falls ja, wie gut die neuen Prozessoren auf den Vorgängermodellen von X570 laufen. Diese Fragen haben wir uns auch gestellt und deshalb eines der uns zur Verfügung stehenden X370-Mainboards mit einem passenden BIOS-Update versehen.
Dabei ist die Situation aktuell nicht ganz einfach. Laut den Aussagen von Kontakten bei den Mainboard-Herstellern sollen finale BIOS-Versionen erst mit Launch der CPUs veröffentlicht werden dürfen. Zudem sagte man uns, dass AGESA ComboPI 1.0.0.2 noch lange nicht der final angestrebte Stand sein soll, sondern es bis zu ComboPI 1.0.0.6 oder ComboPI 1.0.0.7 gehen soll. Erst damit soll volle Unterstützung von Ryzen 3000 auf älteren Mainboards möglich sein.
Hinzu kommt, dass wir direkt von den Herstellern keine BIOS-Versionen bekommen konnten, die wir auch hätten für öffentliche Tests nutzen dürfen. BIOS ja, Test nein.
Am vergangenen Freitag war dann auf einer Hersteller-Homepage kurzzeitig ein BIOS zum Download verfügbar, welches für eines unserer X370-Boards passte und mit ComboPI 1.0.0.2 Unterstützung für die neuen Prozessoren bot. Zwar funktioniert der Download-Link noch, auf der Produktseite des Herstellers ist das BIOS inzwischen aber wieder verschwunden.
Um hier beide Seiten zufriedenstellen zu können (User, die sich Tests wünschen und Hersteller, deren Bitten wir akzeptieren wollen), haben wir das kurzzeitig verfügbare BIOS für eine Testreihe auf X370 verwendet, nennen das konkret verwendete Mainboardmodell jedoch nicht. Wir bitten dafür um Verständnis.
Benchmark / Aspekt | 3900X @ X570 (ASUS Crosshair VIII Hero) |
3900X @ X370 (unbenanntes Modell) |
AIDA64: Memory Read | 100,0 | 99,9 |
AIDA64: Memory Write | 100,0 | 99,9 |
AIDA64: Memory Copy | 100,0 | 99,8 |
AIDA64: Memory Latency | 100,0 | 97,6 |
AIDA64: CPU Queen | 100,0 | 100,9 |
AIDA64: CPU PhotoWorxx | 100,0 | 98,5 |
AIDA64: CPU ZLib | 100,0 | 99,9 |
AIDA64: CPU AES | 100,0 | 100,6 |
AIDA64: CPU SHA3 | 100,0 | 100,6 |
AIDA64: FPU Julia | 100,0 | 101,1 |
AIDA64: FPU Mandel | 100,0 | 101,3 |
AIDA64: FPU SinJulia | 100,0 | 100,2 |
AIDA64: FP32 Ray-Trace | 100,0 | 100,4 |
AIDA64: FP64 Ray-Trace | 100,0 | 102,8 |
Cinebench R20 Single-Thread | 100,0 | 98,5 |
Cinebench R20 Multi-Thread | 100,0 | 102,2 |
Blender 2.80 Beta | 100,0 | 101,9 |
HandBrake Fast 1080p30: FPS | 100,0 | 102,1 |
7‑Zip Packen | 100,0 | 104,0 |
Veracrypt: AES Mean | 100,0 | 100,3 |
3DMark FireStrike: Gesamtergebnis | 100,0 | 99,7 |
3DMark FireStrike: Physik | 100,0 | 100,5 |
METRO Last Light Redux: FPS | 100,0 | 99,6 |
Arma3: Yet Another Arma Benchmark | 100,0 | 99,3 |
Shadow Of The Tomb Raider: FPS | 100,0 | 99,1 |
3DMark FireStrike: Leistungsaufnahme |
100,0 | 98,4 |
METRO Last Light Redux: Leistungsaufnahme |
100,0 | 101,2 |
HandBrake: Leistungsaufnahme | 100,0 | 94,9 |
Prime95 x64: Leistungsaufnahme | 100,0 | 75,6 |
Idle: Leistungsaufnahme | 100,0 | 98,3 |
Durchschnittsabweichung | 99,3 | |
Durchschnittsabweichung (ohne Leistungsaufnahme) |
100,4 |
Wie unsere Gegenüberstellung zeigt, braucht sich kein Nutzer einer älteren Hauptplatine Sorgen machen, leistungsmäßig auf der Strecke zu bleiben. Oftmals herrschen nur Unterschiede im Bereich der Messungenauigkeit, selten stehen größere Differenzen zu Buche.
Was auffällt: Das von uns verwendete Mainboard-Modell hält sich augenscheinlich nicht an die TDP-Vorgaben des 3900X, da es speziell bei Last auf vielen/allen Kernen die CPU höher taktet als das X570-Mainboard. So entstehen in HandBrake, 7‑Zip, Cinebench und Blender nennenswerte Unterschiede, die jedoch auch sofort bei der Leistungsaufnahme in Prime95 auffallen. Hier taktet die CPU auf dem X370-Mainboard knapp 200 MHz höher als auf der X570-Hauptplatine — einschließlich eines satten Spannungsaufschlages von über 0,1 Volt.
Unterm Strich ist das X370-Mainboard dadurch sogar einen kleinen Tick flotter als das X570-Pendant. Das zeigt schön, dass es keine nennenswerten Nachteile beim Einsatz eines Ryzen 3000 auf älteren Boards gibt, sondern dass es, wie beim Thema BIOS immer üblich, auf die konkrete Umsetzung des Herstellers für das verwendete Modell ankommt.
Während des Benchmark-Betriebs kam es beim X370-Mainboard zu keinen Problemen. Selbst die Verwendung von 4x 8 GiB DDR4 mit einer Taktrate von DDR4-3200 stellte keine Hürde dar. Alle Benchmarks, inklusive zwei Mal 10 Minten Prime95, wurden klaglos überstanden. Dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt: Denn sobald wir das System heruntergefahren hatten und zu einem späteren Zeitpunkt wieder einschalten wollten, quittierte uns das System diesen Versuch mit Postcode C5. Es half nur ein CMOS-Clear mit erneuter Einstellung aller Parameter. Anschließend war wieder ein reibungsloser Betrieb möglich.
Hieran sieht man, dass noch Arbeit vor den Herstellern liegt. Aus leistungstechnischer Sicht können wir hingegen alle User beruhigen. Ryzen 3000 kann ohne Leistungsverlust auch auf älteren Platinen betrieben werden. Der Aufwand von AMD um die Sockelkompatibilität zu wahren, hat sich für den Endkunden offenbar gelohnt.