Zen 2 — AMD Ryzen 7 3700X und Ryzen 9 3900X im Test
Fazit
Zen 2017, Zen+ 2018 und Zen 2 im Jahre 2019: Nach weniger als zweieinhalb Jahren hat AMD heute mit Ryzen 3000 “Matisse” eine neue Prozessorgeneration veröffentlicht, die eine konsequente Weiterentwicklung der Vorgängermodelle darstellt. Trotzdem ist dieses Mal vieles anders, da AMD in mehreren Bereichen Neuland betritt. Erstmals in 7 Nanometern gefertigt, erste x86-Plattform mit PCIe‑4.0‑Unterstützung, erster 12-Kerner auf einem Mainstream-Sockel, erster Prozessor im Chiplet-Design mit separatem I/O‑Die.
Mit dem Ryzen 7 3700X und dem Ryzen 9 3900X hat uns AMD zwei CPUs zur Verfügung gestellt, die auf dem bewährten Sockel AM4 neue Maßstäbe setzen. Der 3900X mit seinen 12 Kernen ist zwar nur Topmodell auf Zeit, weist alle seine direkten Vorgänger aber deutlich in die Schranken. Er ist so schnell, dass er sich selbst mit einem Threadripper 2950X duellieren kann, welcher vier Kerne mehr bietet und auf einer teureren HEDT-Plattform beheimatet ist.
Der heimliche Star im Test ist jedoch der 3700X. Obwohl er nicht der direkte Nachfolger des 2700X ist – diese Rolle nimmt der 3800X ein – und obendrein mit 65 Watt TDP satte 40 Watt weniger verbrauchen darf als das letztjährige Topmodell, so schlägt er den 2700X dennoch mit etwa einem Fünftel mehr Leistung klar. Und verbraucht dabei auch noch erheblich weniger.
Schaut man rein auf die Leistung, so sind die neuen Prozessoren die reinste Wucht. Der Fortschritt in Fertigung und Architektur bringt noch einmal enorme Leistungssteigerungen im Vergleich zur nicht gerade langsamen Vorgängergeneration. Die Performance ist eine runde Sache: Da, wo es schon in den letzten zwei Jahren gut lief, läuft es mit Ryzen 3000 noch einmal schneller. Und dort, wo noch Verbesserungspotenzial vorhanden war, wird dieses konsequent ausgeschöpft. Besonders hervorzuheben ist hierbei Arma 3, denn dieses Spiel läuft auf Threadripper gelinde gesagt suboptimal, auf AM4 bisher ganz passabel. Ryzen 3000 legt in diesem Test die Latte deutlich höher und zieht mit 24 Prozent (3900X) respektive 28 Prozent (3700X) mehr Leistung gegenüber dem 2700X in für AMD neue Performance-Gefilde ein.
Ein wenig getrübt wird das äußerst positive Bild durch die Preise. Diese sind zwar der Leistung angemessen, allerdings gibt es aus Endverbrauchersicht in Sachen Preis/Leistung nur wenig Fortschritt. Ein 2700X ist derzeit ab rund 270 Euro verfügbar, der 3700X soll laut UVP rund 80 Euro mehr kosten. Etwa 30 Prozent mehr Kosten für etwa 20 Prozent mehr Leistung.
Andererseits war man als AMD-User in den letzten Monaten ob der günstigen Straßenpreise womöglich etwas verwöhnt, denn tatsächlich war der Ryzen 7 1800X zur Markteinführung 2017 genauso teuer wie der Ryzen 9 3900X heute. AMD stößt also nicht in neue Preisbereiche für AM4 vor, sondern liefert im bereits besetzten Preissegment nun deutlich mehr Leistung als jeder andere AM4-Prozessor zuvor. Ob sich die realen Straßenpreise auch im Bereich der UVP von AMD einpegeln, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Das wird von der Nachfrage und der Lieferbarkeit abhängen.
Bleiben noch der neue Chipsatz X570 und PCIe 4.0 als neue Key-Features der aufgefrischten AM4-Plattform. Während wir aus Zeitgründen sehr wenige Tests mit PCIe‑4.0‑Hardware vorgenommen haben, konnten wir bereits erste Eindrücke zum neuen Chipsatz gewinnen. Bereits im Vorfeld des Launches gab es zahlreiche Meldungen von Usern, denen der bei den meisten Mainboard-Modellen genutzte Chipsatzlüfter missfällt. Dieses Thema konnten wir noch nicht erschöpfend bewerten, das werden wir in folgenden Mainboard-Reviews tun. Der erste Eindruck ist jedoch zwiegespalten, da weniger die Temperaturregelung und die Geräuschkulisse, sondern eher die Positionierung und damit die Gesamtumstände negativ auffallen.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass AMD einen soliden Launch mit tollen CPUs hingelegt hat. Unsere Detailbetrachtungen sind jedoch noch lange nicht beendet: nach dem Review ist vor dem Review! Wir werden uns in den kommenden Wochen weitere Aspekte der neuen CPUs und auch der neuen Mainboards im Detail anschauen.