AMD Radeon RX 550 ab 85 EUR im Preisvergleich

Vor einer Woche hat AMD die neuen Grafikkarten der RX-500-Serie offiziell vorgestellt. Die zugehörigen GPUs basieren wie ihre direkten Vorgänger RX 480, RX 470 und RX 460 auf der vierten GCN-Generation und damit auf Polaris. Die beiden großen Modelle RX 580 und RX 570 hören auf den Codenamen Polaris 20, das kleinere Modell RX 560 auf Polaris 21. Auch wenn AMD gerne etwas anderes vermitteln möchte, die neue RX-500-Serie ist lediglich eine aufpolierte RX 400 mit minimal höheren Taktraten und einem zusätzlichen P‑State für niedrigeren Stromverbrauch bei der Wiedergabe von Videos und im Multimonitor-Betrieb. Dabei scheint es sich jedoch vorwiegend um Firmware-Änderungen zu handeln, denn findigen Bastlern ist es bereits gelungen, RX-400-Karten mit einem RX-500-BIOS umzuflashen.
Während sich die Änderungen bei den großen Polaris-Karten demnach in Grenzen halten und kaum eine neue Modellnummer wert sind, ist die eigentlich interessante Karte der RX-500-Serie die kleine Radeon RX 550. Diese hat keinen direkten Vorgänger in der RX-400-Familie und soll stattdessen endlich die Uralt-Karten der Serien R7 240/250 ablösen, die noch auf den Grafikchips der 1st-Gen-GCN-Technologie Oland und Cape Verde basieren. Diese Karten kamen immer dann zum Einsatz, wenn Spiele keine oder kaum eine Rolle spielten, die verbaute CPU aber keine iGPU besaß (z.B. Vishera, Broadwell‑E, nun Ryzen) oder zusätzliche Anschlüsse für Multimonitoring vonnöten waren. Als sogenannte Allround- oder Multimedia-Karten genügten sie lange Zeit trotz ihres Alters immer noch den Mindestanforderungen, doch im inzwischen sechsten Verwendungsjahr angekommen, wurden die Mängel immer offensichtlicher: Lücken bei der Unterstützung von hardwarebeschleunigter Videowiedergabe (kein H.265, kein VP9), kein TrueAudio, kein HDMI 2.0, sprich: es fehlten alle Weiterentwicklungen der GCN-Generationen 2 bis 4.
An dieser Stelle kommt nun die Radeon RX 550 ins Spiel. Sie basiert auf der letzten GCN4-Generation und trägt den völlig neu aufgelegten Chip Polaris 12. Den Oland-Chip mit 320 (teildeaktiviert) bis 384 (Vollausbau) Shadern übertrifft Polaris 12 mit 512 Shadern weit, auch die Rechenleistung von ~400–700 GFLOPS (je nach Freischaltung) versus ~1200 GFLOPS spricht Bände. Etwas weniger deutlich fällt der Unterschied zu Cape Verde aus. Dort arbeiten immerhin 512 (teildeaktiviert) oder 640 (Vollausbau) Shader-Einheiten. Während Cape Verde je nach Auslegung der Karte bei 55 W bis 80 W TDP beheimatet war (bei Rechenleistungen zwischen 900 und 1250 GFLOPS), kommt die RX 550 trotz ca. 1200 GFLOPS mit 50 W aus und das bei einem deutlich umfangreicheren Featureset, was durch die Angabe der Rohrechenleistung selbstredend nicht vermittelt wird.
Oland | Cape Verde | Polaris 12 | Polaris 11 | |
Produktname | Radeon R7 240/250 | Radeon R7 250(E/X) | Radeon RX 550 | Radeon RX 460 |
Architektur | GCN1 | GCN1 | GCN4 | GCN4 |
Shader-Einheiten | 320–384 | 512–640 | 512 | 896 |
Rechenleistung SP | ca. 400–700 GFLOPS | ca. 900‑1250 GFLOPS | ca. 1200 GFLOPS | ca. 2100 GFLOPS |
TDP | 50 W | 55–80 W | 50 W | 75 W |
Straßenpreis | ab 55 EUR | ab 65 EUR | ab 85 EUR | ab 90 EUR (Abverkauf) |
Ohne großes Brimborium (keine Pressesamples von AMD) ist die Radeon RX 550 in Deutschland inzwischen gelistet und verfügbar. Die Preise beginnen aktuell bei ca. 85 EUR. Das ist noch ca. 20 EUR teurer als eine Radeon R7 250 (Cape Verde) oder 30 EUR teurer als eine Radeon R7 240 (Oland). Ein bisschen müsste der Preis schon noch fallen, um die Nachfolge antreten zu können und potenzielle Käufer anzusprechen, denn der Abverkauf der deutlich schnelleren Radeon RX 460 (896 Shader, ca. 2100 GLOPS) hat deren Preise auch unter die 100-EUR-Marke fallen lassen. Wenn Themen wie Platzbedarf, Abwärme oder Stromanschlüsse keine Rolle spielen, wäre zum aktuellen Zeitpunkt also eher die preislich abgerutschte Radeon RX 460 der Geheimtipp in diesem Segment. Unter regulären Umständen (RX-460-Abverkauf außen vor) dürfte die Radeon RX 550 die Standard-Multimedia-Karte von AMD für die nächsten Jahre werden.
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