Wieder normale Grafikkartenpreise dank ASIC-Miner?
Seit dem Frühjahr 2017 herrscht auf dem Grafikkarten-Markt Ausnahmezustand; seit die Kryptowährung Ethereum, die mit GPUs geschürft wird, ihren Siegeszug angetreten und sich im Kurs ver-x-facht hat, ist die Liefersituation bei starken Grafikkarten extrem angespannt. Im Gegensatz zur Leitwährung Bitcoin wurde Ethereum von vorne herein so entworfen, dass sie nicht mit speziellen ASICs geschürft werden kann. Hintergrund für die Designentscheidung war, dass es für eine Kryptowährung nicht gesund sei, wenn ein paar wenige Minerfarmen einen Großteil der Rechenleistung für die Blockchain erbringen. Stattdessen sollte das Mining wieder demokratisiert werden, sodass jeder User zu Hause mit seinem PC am Netzwerk teilhaben kann.
Was auf den ersten Blick vernünftig klingt und bei kleineren Währungen wie ZCash oder Bitcoin Gold gut funktioniert, hatte bei einem Schwergewicht wie Ethereum unerwartete Nebenwirkungen. Auch hier traten Miningfarmen aufs Parkett, allerdings kauften diese dann nicht hunderte von spezialisierten ASIC-Miner, sondern zehn- und hunderttausende von Grafikkarten, die sich besonders gut dafür eigenen. Als erste traf es die AMD Radeon RX 470/480/570/580 Familie. Als diese im Preis derart gestiegen oder nicht mehr zu bekommen waren, wichen die Miner auch auf Modelle aus, die vom Preis-/Leistungsverhältnis ursprünglich nicht ideal waren, wie NVIDIA GeForce GTX 1080. Inzwischen sind sogar die kleinen Karten nicht mehr vor Ausverkauf sicher. So ist etwa die Radeon RX 560 mit 4 GB RAM heute fast 50 % teurer, als noch vor einem halben Jahr.
Allerdings gibt es ein paar Entwicklungen, die den Grafikkarten-Markt wieder etwas entspannen könnten. So soll es demnächst von Bitmain, dem größten Anbieter für Mining-ASICs, einen speziellen Miner für Ethereum geben. Es ist kein herkömmlicher ASIC-Miner, sondern speziell an die hohen RAM-Anforderungen von Ethereum angepasst. Dieser Miner soll ca. 200 MH/s (vgl. Radeon RX 580 ca. 25 MH/s) bei 800 W schaffen und einen Anschaffungspreis von ca. 2.000 US-Dollar aufweisen. Das ist viel Geld, da er jedoch 8 Radeon-Grafikkarten ersetzt, wäre er unter dem Strich womöglich sogar das günstigere Angebot. Und er würde wieder mehr Grafikkarten für Gamer übrig lassen.
Abgesehen davon gibt es abermals Bestrebungen von Grafikkarten-Herstellern, spezielle Karten für Mining aufzulegen. Das ist nicht neu, hatte bisher jedoch wenig Erfolg, da die Spezialkarten nichts besser konnten als die handelsüblichen. Nun jedoch ist in einem Blog für Miner zu lesen, dass es eine Variante der NVIDIA GeForce GTX 1080 geben soll, die aufgrund ihrer speziellen Konzeption insbesondere beim RAM erheblich mehr Leistung erbringen soll als die Standard-Variante. Die Rede ist von 47 MH/s bei Ethereum, was glatt doppelt so hoch wäre wie eine Standard-GTX-1080.
Der dritte Punkt ist, dass Ethereum mittelfristig weg möchte vom üblichen Proof-of-Work-Verfahren, das eine enorme Rechenleistung erfordert und zu exorbitanten Stromverbräuchen führt. So soll beispielsweise das Bitcoin-Netzwerk mittlerweile einen höheren Stromverbrauch haben, als der Staat Dänemark. Stattdessen ist der langfristige Plan bei Ethereum, zu Proof-of-Stake zu wechseln, was Mining gänzlich überflüssig machen würde. Damit würde man für Ethereum weder GPUs noch ASIC-Miner benötigen.
Rosige Aussichten also für Gamer und zurück zu Grafikkartenpreisen wie 2016? Nicht unbedingt! Ethereum ist ja nicht die einzige Kryptowährung, die mit Grafikkarten geschürft wird. Es steht zu befürchten, dass GPU-Miningfarmen dann eben zu ZCash und Bitcoin Gold (NVIDIA-Karten) oder zu Monero und anderen Cryptonight-Währungen (AMD-Karten) wechseln werden, um ihre Infrastruktur-Investitionen bestmöglich zu nutzen.
Langfristig wird nur helfen, wenn Proof-of-Work währungsübergreifend zum Auslaufmodell wird und neue Ansätze wie Proof-of-Stake oder Post-Blockchain-Lösungen wie Byteball oder IOTA in den Fokus rücken.
Links zum Thema:
- AMDs Marktanteil profitiert von Kryptomining ()
- AMD steigert Umsatz im vierten Quartal 2017 um 33 Prozent ()
- Vega Referenz läuft aus – Partner übernehmen – Biostar mit Krypto-Mining ()
- AMDs Vega der neue Star am Krypto-Mining-Himmel ()
- AMD kann nicht liefern: Vega Partner-Karten nicht vor Oktober ()
- Polaris geht bei Ethereum die Luft aus – Entspannung im Handel? ()
- AMD Epyc das nächste Ziel der Crypto-Mining-Gemeinde? ()
- “Neue” Grafikkarten speziell fürs Crypto-Mining ()
- Biostar zielt mit AM4-Board und 6 PCIe-Slots auf Crypto-Mining-Gemeinde ()