AMD Ryzen Threadripper 1950X — Part Two
Einfluss des Kühlers auf die Performance
Auf der Vorseite haben wir bereits erwähnt, dass wir aus Temperaturgründen für die BOINC-Tests auf eine bessere Kühlung zurückgegriffen haben. Das haben wir allerdings nicht rein prophylaktisch gemacht, sondern wir hatten dafür auch einen Grund. Während der Arbeiten zu Part One war uns aufgefallen, dass unsere AiO-Kühlung bei längerer Belastung so ihre liebe Müh hatte, die Temperatur im Zaum zu halten. Die Folge waren zum Teil bis auf den Basistakt verringerte Taktraten, was natürlich die Performance beeinflusste. Dazu bedurfte es keiner künstlich generierten Last, schon allein ein normaler Durchlauf von HandBrake führte zum Erreichen der Throttling-Schallmauer. Deshalb wollten wir wissen, welchen Einfluss der Kühlerwechsel auf die Performance in HandBrake ausübt.
Dank besserer Kühlung stellt nicht mehr die Temperatur das Limit für die Turbo-Taktrate dar, sondern das Erreichen der TDP. Der 1950X konnte also höher takten und somit 1,7 Bilder pro Sekunde mehr bearbeiten. Das Ergebnis ist gleichbedeutend mit rund drei Prozent mehr Leistung.
Die Kehrseite der Medaille: Da der Prozessor höher taktet, benötigt er je nach Takt-Stufe auch eine höhere Spannung. Dies und die Tatsache, dass statt zwei Lüftern auf der AiO-Kühlung jetzt derer sechs Lüfter zum Einsatz kamen, erhöht die Leistungsaufnahme noch einmal um rund neun Watt.
Setzt man die Performance ins Verhältnis zur durchschnittlichen Leistungsaufnahme, so arbeiten beide Konfigurationen quasi identisch effizient.
Durch die höhere Leistung ist die konkrete Aufgabe jedoch schneller abgearbeitet. Und setzt man die Leistung ins Verhältnis mit der für die Bearbeitung benötigten Energie, so steigt die Effizienz gegenüber der Konfiguration mit AiO-Kühlung sogar etwas an.
HandBrake ist in unserem für die Threadripper-Artikel verwendeten Benchmark-Parcours das einzige Beispiel, wo die Temperatur limitierte. Alle anderen Anwendungen laufen entweder nicht lang genug, um ein Temperatur-Limit zu erreichen (z.B. Cinebench) oder sie lasten die CPU nicht so stark aus (z.B. Metro Last Light Redux). Bei unseren BOINC-Tests wären wir jedoch zweifellos ins Temperatur-Limit gelaufen, sodass der vorsorgliche Kühlerwechsel unausweichlich war. Und das ist auch die Empfehlung für unsere Leser: Wird Threadripper häufig und/oder lange ausgelastet, so sollte ein Blick auf die Temperaturen geworfen werden. Sollten diese grenzwertig werden, empfiehlt sich unserer Meinung nach ein Kühlerwechsel. Nicht nur, dass niedrigere Temperaturen immer wünschenswert sind, je nach Anwendung kann damit auch die Leistung und/oder Effizenz verbessert werden. Das bezieht sich aber hauptsächlich auf die volle Auslastung der CPU und nicht etwa auf mögliche XFR-Taktraten. Denn die 4,2 GHz haben wir auch mit unserer AiO-Lösung erreicht. Die Last von derart wenigen Threads genügte nicht, um diese außer Tritt zu bringen – längere Last auf allen 32 Threads hingegen sehr wohl.