GlobalFoundries will Dresdner Fabs für über eine Milliarde Euro ausbauen

Nachdem GlobalFoundries im letzten Jahr noch eine Verdoppelung der Investitionsausgaben auf 1,4 Milliarden Euro ankündigte und es Gerüchte über eine erweiterte Kooperation mit Samsung gab, will der Chipfertiger nun allein in Dresden über einen unbekannten Zeitraum über eine Milliarde Euro investieren. Dadurch soll mit staatlicher Hilfe (IPCEI-Programm) die Produktionskapazität in Dresden bis auf eine Million Wafer pro Jahr erhöht werden, was dem Zweieinhalbfachen der heutigen Kapazität entsprechen würden.
Das IPCEI-Programm
Das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Energie liefert in einer FAQ Erklärungen zu dem Programm, das eine Wirtschaftsförderung innerhalb der EU darstellt. IPCEI ist die Abkürzung für „Important Project of Common European Interest“. Dabei handelt es sich um ein transnationales, wichtiges Vorhaben von gemeinsamem europäischen Interesse, das mittels staatlicher Förderung einen wichtigen Beitrag zu Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie und Wirtschaft leistet. Ein IPCEI muss
- einen Beitrag zu den strategischen Zielen der Europäischen Union (EU) leisten,
- von mehreren Mitgliedstaaten durchgeführt werden,
- eine eigene Ko-Finanzierung durch die beteiligten Unternehmen/Einrichtungen vorsehen,
- positive Spill-over-Effekte in der gesamten EU bewirken und
- sehr ehrgeizige Ziele in Bezug auf Forschung und Innovation verfolgen, das heißt deutlich über den internationalen Stand der Technik in dem betreffenden Sektor hinausgehen.
Förderung von GlobalFoundries, Osram, Zeiss und Bosch durch das IPCEI
Alternativen zu TSMC händeringend gesucht
Im Zuge dessen berichtet das Handelsblatt dass Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bzw. sein Ministerium einige Unternehmen kontaktiert hat, die bis Anfang März förderfähige Investitionspläne einreichen sollen. Aufgeschreckt worden war man in Berlin durch die Produktionsengpässe bei den deutschen Autobauern, die durch eigene Fehlplanungen oder die ihrer Zulieferer nicht genügend Chips bei Herstellern wie TSMC geordert hatten. Beim Hersteller aus Taiwan, der sich momentan vor Aufträgen nicht retten kann, wurde man sogar extra vorstellig um eine Ausweitung der Produktion für die in der Autoindustrie benötigten Chips zu besprechen.

Allerdings macht der Bereich Automotive bei TSMC nur einen Anteil von etwa 3 Prozent am Jahresumsatz aus und selbst wenn die dafür benötigten Chips in älteren Fertigungstechnologien wie etwa 16 nm oder darunter produziert werden dürften, bedarf es mittlerweile einer monatelangen Wartezeit oder Vorplanung, um die benötigten Stückzahlen zu erhalten.
An dieser Stelle kommen dann europäische Alternativen wie GlobalFoundries oder X‑Fab ins Spiel, die beide in Dresden produzieren, aber auch bereits gut ausgebucht sind.
GlobalFoundries will Standort in Dresden ausbauen
Gegenüber dem Nachrichtenportal Oiger, dass seinen Schwerpunkt auf Wirtschaft und Forschung in Sachsen setzt, gab Manfred Horstmann — seit Oktober 2020 Geschäftsführer von GlobalFoundries Dresden — ein Interview, indem er über die Ausbaupläne sprach.
Manfred Horstmann: Tatsächlich bekomme ich derzeit viele Anrufe von namhaften Automobilzulieferern und teilweise auch von den Autoherstellern selbst, die unsere Chips wollen. Das wird in einigen Fällen zu konkreten Aufträgen führen, aber nicht immer. Denn wir sind zwar inzwischen für die Produktion solcher Halbleiter zertifiziert und stellen zum Beispiel GPS-Chips, Radar-Devices und andere elektronische Bauteile für Autos her. Allerdings muss man mit anderthalb bis zwei Jahren Produktionsvorlauf rechnen, das geht nicht von heute auf morgen.
Quelle: Globalfoundries will Chipwerk in Dresden für eine Milliarde Euro ausbauen (Oiger.de)
Demnach sollen die Waferstarts in Dresden auf rund einen Million pro Jahr erhöht werden, was sogar einen Anbau der bestehenden Fab 1 (früher Fab 36) bedingen würde. Geschehen soll dies mit Eigenmitteln und Förderung durch das europaweite IPCEI-Programm — genaue Aussagen dazu konnte Horstmann allerdings nicht machen, da man sich aktuell noch in Gesprächen mit der Bundesregierung befindet. Neben den eingesetzten Geldmitteln stellt sich auch die Frage, welchen Zeitraum man anstrebt, wenn sogar ein Anbau erfolgen soll.
In der Zukunft will man in Dresden aber grundsätzlich die FDX-Technologie weiter entwickeln, die man mit 22 nm FDSOI (22FDX) neben älteren Technologien wie 28 nm Super Low Power (28SLP) und 40/50/55-nm einsetzt.
Links zum Thema:
- Globalfoundries vor Expansion und Beteiligung durch Samsung? ()
- GLOBALFOUNDRIES Partners with Synopsys, Mentor, and Keysight on Interoperable Process Design Kit (iPDK) Support for 22FDX ()
- GLOBALFOUNDRIES and SiFive to Deliver Next Level of High Bandwidth Memory on 12LP Platform for AI Applications ()
- GLOBALFOUNDRIES and TSMC Announce Resolution of Global Disputes Through Broad Global Patent Cross-License ()