GlobalFoundries will Dresdner Fabs für über eine Milliarde Euro ausbauen

Nach­dem Glo­bal­Found­ries im letz­ten Jahr noch eine Ver­dop­pe­lung der Inves­ti­ti­ons­aus­ga­ben auf 1,4 Mil­li­ar­den Euro ankün­dig­te und es Gerüch­te über eine erwei­ter­te Koope­ra­ti­on mit Sam­sung gab, will der Chip­fer­ti­ger nun allein in Dres­den über einen unbe­kann­ten Zeit­raum über eine Mil­li­ar­de Euro inves­tie­ren. Dadurch soll mit staat­li­cher Hil­fe (IPCEI-Pro­gramm) die Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tät in Dres­den bis auf eine Mil­li­on Wafer pro Jahr erhöht wer­den, was dem Zwei­ein­halb­fa­chen der heu­ti­gen Kapa­zi­tät ent­spre­chen würden.

Das IPCEI-Programm

Das deut­sche Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Ener­gie lie­fert in einer FAQ Erklä­run­gen zu dem Pro­gramm, das eine Wirt­schafts­för­de­rung inner­halb der EU dar­stellt. IPCEI ist die Abkür­zung für „Important Pro­ject of Com­mon Euro­pean Inte­rest“. Dabei han­delt es sich um ein trans­na­tio­na­les, wich­ti­ges Vor­ha­ben von gemein­sa­mem euro­päi­schen Inter­es­se, das mit­tels staat­li­cher För­de­rung einen wich­ti­gen Bei­trag zu Wachs­tum, Beschäf­ti­gung und Wett­be­werbs­fä­hig­keit der euro­päi­schen Indus­trie und Wirt­schaft leis­tet. Ein IPCEI muss

  • einen Bei­trag zu den stra­te­gi­schen Zie­len der Euro­päi­schen Uni­on (EU) leisten,
  • von meh­re­ren Mit­glied­staa­ten durch­ge­führt werden,
  • eine eige­ne Ko-Finan­zie­rung durch die betei­lig­ten Unternehmen/Einrichtungen vorsehen,
  • posi­ti­ve Spill-over-Effek­te in der gesam­ten EU bewir­ken und
  • sehr ehr­gei­zi­ge Zie­le in Bezug auf For­schung und Inno­va­ti­on ver­fol­gen, das heißt deut­lich über den inter­na­tio­na­len Stand der Tech­nik in dem betref­fen­den Sek­tor hinausgehen.

 

Förderung von GlobalFoundries, Osram, Zeiss und Bosch durch das IPCEI

 

Bereits 2017 waren Glo­bal­Found­ries, Osram und Zeiss mit Pro­jek­ten im Umfang von 3,1 Mil­li­ar­den Euro durch das IPCEI-Pro­gramm geför­dert wor­den. Ein wei­te­res 300-Mil­li­me­ter-Halb­lei­ter­werk in Dres­den von Bosch — in wel­chem Ende 2021 die Pilot­pro­duk­ti­on star­ten soll (Facts­heet von Bosch zur Fab)- wur­de eben­falls mit Mit­teln aus die­sem Pro­gramm bezuschusst.

Alternativen zu TSMC händeringend gesucht

Im Zuge des­sen berich­tet das Han­dels­blatt dass Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Peter Alt­mai­er bzw. sein Minis­te­ri­um eini­ge Unter­neh­men kon­tak­tiert hat, die bis Anfang März för­der­fä­hi­ge Inves­ti­ti­ons­plä­ne ein­rei­chen sol­len. Auf­ge­schreckt wor­den war man in Ber­lin durch die Pro­duk­ti­ons­eng­päs­se bei den deut­schen Auto­bau­ern, die durch eige­ne Fehl­pla­nun­gen oder die ihrer Zulie­fe­rer nicht genü­gend Chips bei Her­stel­lern wie TSMC geor­dert hat­ten. Beim Her­stel­ler aus Tai­wan, der sich momen­tan vor Auf­trä­gen nicht ret­ten kann, wur­de man sogar extra vor­stel­lig um eine Aus­wei­tung der Pro­duk­ti­on für die in der Auto­in­dus­trie benö­tig­ten Chips zu besprechen. 

Umsatz nach Fer­ti­gungs­grö­ße im vier­ten Quar­tal 2020 bei TSMC (Quel­le: TSMC)

Aller­dings macht der Bereich Auto­mo­ti­ve bei TSMC nur einen Anteil von etwa 3 Pro­zent am Jah­res­um­satz aus und selbst wenn die dafür benö­tig­ten Chips in älte­ren Fer­ti­gungs­tech­no­lo­gien wie etwa 16 nm oder dar­un­ter pro­du­ziert wer­den dürf­ten, bedarf es mitt­ler­wei­le einer mona­te­lan­gen War­te­zeit oder Vor­pla­nung, um die benö­tig­ten Stück­zah­len zu erhalten.

An die­ser Stel­le kom­men dann euro­päi­sche Alter­na­ti­ven wie Glo­bal­Found­ries oder X‑Fab ins Spiel, die bei­de in Dres­den pro­du­zie­ren, aber auch bereits gut aus­ge­bucht sind.

GlobalFoundries will Standort in Dresden ausbauen

Gegen­über dem Nach­rich­ten­por­tal Oiger, dass sei­nen Schwer­punkt auf Wirt­schaft und For­schung in Sach­sen setzt, gab Man­fred Horst­mann — seit Okto­ber 2020 Geschäfts­füh­rer von Glo­bal­Found­ries Dres­den —  ein Inter­view, indem er über die Aus­bau­plä­ne sprach.

Man­fred Horst­mann: Tat­säch­lich bekom­me ich der­zeit vie­le Anru­fe von nam­haf­ten Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rern und teil­wei­se auch von den Auto­her­stel­lern selbst, die unse­re Chips wol­len. Das wird in eini­gen Fäl­len zu kon­kre­ten Auf­trä­gen füh­ren, aber nicht immer. Denn wir sind zwar inzwi­schen für die Pro­duk­ti­on sol­cher Halb­lei­ter zer­ti­fi­ziert und stel­len zum Bei­spiel GPS-Chips, Radar-Devices und ande­re elek­tro­ni­sche Bau­tei­le für Autos her. Aller­dings muss man mit andert­halb bis zwei Jah­ren Pro­duk­ti­ons­vor­lauf rech­nen, das geht nicht von heu­te auf morgen.

Quel­le: Glo­bal­found­ries will Chip­werk in Dres­den für eine Mil­li­ar­de Euro aus­bau­en (Oiger.de)

Dem­nach sol­len die Wafer­starts in Dres­den auf rund einen Mil­li­on pro Jahr erhöht wer­den, was sogar einen Anbau der bestehen­den Fab 1 (frü­her Fab 36) bedin­gen wür­de. Gesche­hen soll dies mit Eigen­mit­teln und För­de­rung durch das euro­pa­wei­te IPCEI-Pro­gramm — genaue Aus­sa­gen dazu konn­te Horst­mann aller­dings nicht machen, da man sich aktu­ell noch in Gesprä­chen mit der Bun­des­re­gie­rung befin­det. Neben den ein­ge­setz­ten Geld­mit­teln stellt sich auch die Fra­ge, wel­chen Zeit­raum man anstrebt, wenn sogar ein Anbau erfol­gen soll. 

In der Zukunft will man in Dres­den aber grund­sätz­lich die FDX-Tech­no­lo­gie wei­ter ent­wi­ckeln, die man mit 22 nm FDSOI (22FDX) neben älte­ren Tech­no­lo­gien wie 28 nm Super Low Power (28SLP) und 40/50/55-nm einsetzt.