Kryptomining mit AMD-Prozessoren – ein How-To für Interessierte
Profitabilität berechnen
Doch welchen Coin man am besten schürft, hängt nicht nur von der Hardware ab. Das ist erstmal nur die technische Basis. Entscheidend ist, was am Ende dabei in Dollar bzw. EUR hängen bleibt. Viele Coins sind so wenig weit verbreitet, dass sie nur an wenigen Kryptobörsen gehandelt werden. Was hilft einem, wenn ein Coin technisch perfekt zur eigenen CPU passt, wenn man ihn anschließend nicht los wird, weil der Preis im Keller ist und/oder niemand ihn haben möchte? Daher sollte man auch immer schauen – auch das kann man auf MiningPoolStats – wieviele Exchanges den Coin unterstützen und wie hoch der tägliche Umsatz damit ist. Wenn der weltweite tägliche Umsatz damit nur ein paar Dollar sind, sollte man die Finger davon lassen.
Von der Hashrate der einzelnen Coins darf man sich nicht verwirren lassen. Diese sind Coin übergreifend nicht vergleichbar. Für den AMD Ryzen 7 2700 in diesem Beispiel könnten die Hashraten z.B. so aussehen:
Coin | Algo | Hashrate |
Monero | rx | 5000 H/s |
Wownero | rx/wow | 6700 H/s |
ArQmA | rx/arq | 29000 H/s |
Haven | cn/xhv | 240 H/s |
Ob das gut oder schlecht ist, lässt sich so erst einmal nicht sagen. Man kann Hashraten nur innerhalb eines Coins vergleichen. Man kann z.B. sagen, die 8.000 H/s eines AMD Ryzen 7 3700X bei Monero sind besser als die 5.000 H/s eines Ryzen 7 2700. Man kann aber nicht sagen, dass die 28.000 H/s des Ryzen 7 2700 bei ArQmA besser sind, als die 5.000 H/s bei Monero, denn es ist ein anderer Algorithmus. Dazu müssen wir zuvor einen Kalkulator befragen, wieviel überhaupt herausspringt bei der jeweiligen Hashrate. Auch hier nutzen wir den Profit Calculator der HashVault-Pools.
Zunächst schürft man ein paar Minuten die jeweiligen Coins, für die man sich interessiert, um die Hashrate seiner Hardware zu ermitteln. Anschließend geht man auf Dashboard und tippt beim Profit Calculator die Hashrate ein, die man in diesem Coin erreicht hat. In diesem Fall für Monero 5.000 H/s.
Wir sehen, dass das zum momentanen Zeitpunkt einem Äquivalent von 0,38 EUR entspräche. Den AMD Ryzen 7 2700 den ganzen Tag lang Monero minen zu lassen, würde also einen Ertrag von 0,38 EUR bringen. Das ist nicht viel und zeigt, weshalb niemand den CPU-Markt leerkauft, um damit Monero zu minen. Vor allem: da kommen die Stromkosten ja noch weg! Wer die bezahlen muss und Privatleute müssen das in der Regel, zahlt im Falle eines Ryzen 7 2700 Systems (115 W gemessen an der Dose beim Monero-Mining bei 0,30 EUR/KWh Stromkosten in D) täglich 0,83 EUR an Strom. Man macht also pro Tag 0,45 EUR Miese wenn man mit dieser CPU dediziert Monero schürft. Man kann sich das nur schönrechnen, wenn man sagt, man schürft nur im Hintergrund, wenn der PC sowieso an ist. So zahlt man nur für den Mehrverbrauch, den Vollast gegenüber niedriger Teillast verursacht.
Besser sieht es bei Systemen aus, die viel mehr Kerne haben als der Ryzen 7, aber trotzdem kaum mehr Strom verbrauchen, etwa große EPYC-Server. Aber hier sind die enormen Anschaffungskosten die Hürde. So könnte höchstens ein RZ-Betreiber auf die Idee kommen, die Server, die sowieso schon da sind und rund um die Uhr Strom verbrauchen, im Hintergrund mit Kryptomining zu beschäftigen. Hier kann es sich lohnen. Für Privatleute mit “Privatleute-Prozessoren” dagegen ist es (derzeit) eher eine Spielerei. Viele, die es dennoch betreiben, hoffen darauf, dass der Kurs des Coins irgendwann in der Zukunft explodiert. Die 0,38 EUR Ertrag gelten ja für jetzt, wenn man den Coin jetzt in diesem Moment in EUR umtauschen würde. Verzehnfacht sich der Kurs jedoch irgendwann, was bei Kryptogeld durchaus nicht unüblich ist und man hat die Coins nicht in EUR getauscht, sondern behalten, sieht die Rechnung natürlich anders aus. Dann hat man rückwirkend aufgrund der nachträglichen Kurssteigerung nicht 0,38 EUR pro Tag geschürft, sondern 3,80 EUR pro Tag. Nur deswegen betreiben es Privatleute dennoch, auch wenn es sich aktuell nicht lohnt.
Aber um wieder zurückzukommen auf die Coin-Wahl nach Profitabilität. Den Hashvault-Calculator nach den obigen Coins befragt, ergibt folgendes Resultat:
Coin | Algo | Hashrate | Ertrag pro Tag |
Monero | rx | 5000 H/s | 0,38 EUR |
Wownero | rx/wow | 6700 H/s | 0,48 EUR |
ArQmA | rx/arq | 29000 H/s | 0,29 EUR |
Haven | cn/xhv | 240 H/s | 0,37 EUR |
Das gilt nur für den momentanen Zeitpunkt. In ein paar Stunden kann das schon wieder anders aussehen, wenn sich die jeweiligen Kurse geändert haben, die Difficulty oder die Belohnung, die man für das Finden eines Block erhält. Selbstverständlich hängt das auch von der Hardware ab. Haven z.B. mit seinem cn/xhv-Algo verwendet eine Scratchpad-Größe von 4 MB je Thread. Deswegen kann der Ryzen 7 2700 nur 4 Threads starten, was Dreiviertel seiner Compute-Ressourcen ungenutzt lässt. Ein Ryzen 7 3700X hingegen kann 8 Threads starten und damit wenigstens alle physischen Kerne der CPU nutzen. Dann sieht die Rechnung plötzlich ganz anders aus:
Coin | Algo | Hashrate | Ertrag pro Tag |
Monero | rx | 8000 H/s | 0,59 EUR |
Wownero | rx/wow | 11000 H/s | 0,82 EUR |
ArQmA | rx/arq | 35000 H/s | 0,35 EUR |
Haven | cn/xhv | 650 H/s | 1,04 EUR |
Wie man sieht ist Haven derzeit der Geheimtip für CPU-Mining, sofern man eine CPU mit sehr viel Cache sein Eigen nennt. So gesehen sind Matisse und Vermeer, ebenso wie Rome und Milan von AMD perfekt für Haven, während die Intel-CPUs zu wenig Cache haben, um die Ressourcen gut auszulasten.
Prozessor | Kerne / Threads | Last-Level-Cache | Monero-Threads | Monero-Hashrate | Haven-Threads | Haven-Hashrate | Haven-Ertrag pro Tag |
AMD Ryzen 7 2700 | 8 / 16 | 2x 8 MB | 8 | ~5.000 H/s | 4 | ~240 H/s | 0,37 EUR |
AMD Ryzen 7 3700X | 8 / 16 | 2x 16 MB | 16 | ~8.000 H/s | 8 | ~650 H/s | 1,04 EUR |
AMD Ryzen 7 5800X | 8 / 16 | 32 MB | 16 | ~9.500 H/s | 8 | ~780 H/s | 1,24 EUR |
AMD Ryzen 9 3900X | 12 / 24 | 2x 2x 16 MB | 24 | ~12.000 H/s | 16 | ~1.250 H/s | 2,00 EUR |
AMD Ryzen 9 5900X | 12 / 24 | 2x 32 MB | 24 | ~12.000 H/s | 16 | ~1.250 H/s | 2,00 EUR |
AMD Ryzen 9 3950X | 16 / 32 | 2x 2x 16 MB | 32 | ~15.000 H/s | 16 | ~1.300 H/s | 2,08 EUR |
AMD Ryzen 9 5950X | 16 / 32 | 2x 32 MB | 32 | ~15.000 H/s | 16 | ~1.300 H/s | 2,08 EUR |
AMD Ryzen Threadripper 3990X | 64 / 128 | 8x 2x 16 MB | 128 | ~60.000 H/s | 64 | ~5.200 H/s | 8,32 EUR |
Netto erschürft der Threadripper 3990X täglich also über 8 EUR an Haven. Allerdings ist hier auch der Stromverbrauch deutlich höher, als bei den Konsumenten-Ryzens. 3 EUR pro Tag darf man für den (deutschen) Strom schon einkalkulieren. Aber: dennoch ist der Threadripper im Plus, 5 EUR am Tag immerhin. Jedoch muss man die CPU schon haben! Ansonsten kann sich jeder selbst ausrechnen, wie lange es dauert, bis die 4.000-EUR-CPU wieder eingespielt ist; vom Rest des Systems noch gar nicht zu reden. Das Höchste der Gefühle mit maximaler Ausbeute wäre daher aktuell ein Haven minender Server mit 2x EPYC 7H12, also quasi zwei Threadripper 3990X auf einem Mainboard. Da dürften täglich ca. 14 EUR herausspringen.
Aufgrund technischer Besonderheiten ist sogar ein alter Vishera für Haven interessant (wenn der Stromverbrauch keine Rolle spielt). Grund ist, dass bei der exklusiven Cache-Architektur der AMD-Prozessoren die Größe der L2- und L3-Caches addiert werden kann, da sich Daten niemals in beiden gleichzeitig befinden können. Bei den Ryzen-CPUs mit relativ kleinen L2-Caches spielt das kaum eine Rolle. Die alten FX-Prozessoren auf Bulldozer-Basis jedoch haben 2 MB L2-Cache je Modul, wovon ein FX-8350 immerhin vier davon hat, sowie einen gemeinsamen Victim-L3-Cache mit weiteren 8 MB. Insgesamt also 16 MB nutzbare Cachegröße. In Sachen Compute-Power waren die Bulldozer-CPUs vielleicht ein Fehlschlag, aber die Cachegröße war für damalige Verhältnisse enorm. So kommt es, dass der FX-8350, gestartet mit 4 Haven-Threads, auf eine Hashrate von 210 H/s kommt. Ein Ryzen 7 1700, der auch nur 4 Haven-Threads starten kann, kommt ebenfalls auf 210 H/s. In welcher anderen Disziplin ist ein FX-8350 so nahe dran an einem Ryzen 7 1700?
Es gibt z.B. mit CryptUnit auch Webseiten, die die Profitabilität verschiedener Coins tabellarisch gegenüberstellen. Dann muss man sie sich nicht einzeln in den jeweiligen Kalkulatoren der Pools zusammentragen. Allerdings sollte man diese Webseiten unbedingt mit seinen selbst ermittelten Hashraten füttern und nicht die vorgeschlagenen Werte wählen, da diese oft mit massiv getunter Hardware ermittelt wurden oder schlicht nicht korrekt oder veraltert sind, wodurch die Coin-Empfehlung verfälscht würde. Und nicht übersehen, dass das Dollar-Werte sind, wohingegen “unser” Pool auch EUR-Werte angibt.