AMD Phenom Review
Fazit
Eineinhalb Wochen nach dem offiziellen Launch konnten wir endlich ein paar Fragen zur Performance des AMD Phenom K10 beantworten. So lange hat es nämlich gedauert, bis wir in der Lage waren, einen Prozessor in die Finger zu bekommen. Nicht, weil wir nicht eher wollten, sondern weil wir bisher kein Sample von AMD bekommen haben (heute nach Fertigstellung des Artikels ist dann das AMD-System angekommen). Dank der großartigen Unterstützung der Topas GBS Datentechnik GmbH in Cottbus bekamen wir die Möglichkeit erste Schritte mit dem AM2+ zu unternehmen.
Wenden wir uns einmal der Gleichung auf dem oben gezeigten Bild zu. Ist AMD mit der Kombination aus dem AMD 790FX und dem Phenom X4 der große Wurf gelungen? Oder handelt es sich vielmehr um Anspruch als um Wirklichkeit?
Die Frage, ob der K10 eine gute CPU ist, kann man aus zwei Richtungen betrachten. Die erste Sichtweise ist dabei die aus Richtung des Intel Core 2 Quad. Vergleicht man dabei den Phenom mit einem Core 2 Quad bei gleicher Taktrate, so zeigt sich ein mehr oder weniger uneinheitliches Bild. Viele Anwendungen werden von Intels Core-Architektur dominiert (3DMark, Cinebench, SiSoft Sandra), bei einigen schlägt das Pendel in Richtung AMD aus (WinRAR, Sciencemark Speicherbandbreite).
Die Kehrseite ist die Sichtweise aus Richtung der Vorgänger-Architektur K8. Betrachtet man den K10 so, wird man feststellen, dass in fast allen Belangen ein mehr oder minder deutlicher Performance-Sprung zu beobachten ist. Zwar gibt es auch einige Negativbeispiele (Cinebench 9.5 1 Core, BOINC integer MIPS) wo der Phenom pro Core langsamer ist als sein Vorgänger, die Anzahl dieser Beispiele ist aber gering.
Offen bleibt die Frage, wie die Performance des Phenom in Verbindung mit DDR2-1066 aussehen würde. Leider verweigerte unser Testsystem komplett den Dienst, als wir entsprechende Einstellungen vornehmen wollten. Wir hoffen, dass wir diese Frage in den nächsten Wochen nachträglich beantworten können. Es ist aber davon auszugehen, dass der K10 durch die Erhöhung des Speichertaktes weiter Boden auf den Core 2 Quad gutmachen wird, da er diesbezüglich architekturbedingt im Vorteil ist (Stichwort integrierter Speichercontroller).
Das derzeit größte Problem beim Phenom dürfte die BIOS-Unterstützung der Mainboards sein. Allen Orten liest man immer wieder von Zipperlein, welche die AM2+ ‑Mainboards noch plagen. Einstellung X funktioniert nicht (wie wir auch feststellen mussten), Setting Y führt zu Instabilität, Option Z lässt sich nicht verstellen. Dabei ist eine reibungslos funktionierende Plattform entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg einer neuen Prozessorarchitektur.
Kommen wir von der größten Baustelle zum größten Vorteil des Phenom: seine Abwärtskompatibilität. Besitzer einer AM2-Plattform können ohne Mainboardwechsel auf den K10 umsteigen. Zwar sind in dieser Konstellation nicht alle Features des Phenom nutzbar (unterschiedliche Taktung der Kerne, DDR2-1066-Unterstützung), dennoch ist ein Prozessorupgrade zur nächsten Generation ohne Mainboardwechsel in der heutigen Zeit bares Geld wert. Voraussetzung hier: Ein BIOS-Update des Mainboards. Leider trennt sich auch hier die Spreu vom Weizen, denn es wird nicht für alle Hauptplatinen ein entsprechendes Update geben (nähere Informationen zur Phenom-Unterstützung bei AM2-Mainboards sind in unserem Sammelthread-Forum zu finden).
Insgesamt sind sowohl beim größten Vorteil als auch beim aktuell größten Manko die BIOS-Programmierer gefragt. Ihre Arbeit sollte schnellstmöglich Früchte tragen, um eine solide Plattform für den K10 bereitzustellen.
Was AMD nun noch zum Glück fehlt, ist ein fehlerfreies Stepping (Stichwort [URL=“http://www.planet3dnow.de/cgi-bin/newspub/viewnews.cgi?id=1195410896”]TLB-Erratum[/URL]), welches den Weg für höher getaktete Modelle freimacht. Der etwas niedrigere Takt von 2,2 GHz beim Phenom 9500 bzw. 2,3 GHz beim Phenom 9600 ändert allerdings nichts an der Tatsache, das Preis und Leistung beim Phenom durchaus stimmen. Zusammen mit dem Faustpfand, bei einem Umstieg möglicherweise auf den Kauf eines neuen Mainboards verzichten zu können, kann sich der Phenom durchaus auch mit einem Q6600 aus Preis-/Leistungssicht messen (siehe [URL=“http://www.planet3dnow.de/cgi-bin/partner_preistrend/p3dclicks.pl?AMD_AMD_Phenom_Preisvergleich__x73077E0307757A07764D06.html”]Phenom-Preisvergleich[/URL]).
Wenn AMD mit kommenden Steppings (das B3-Stepping soll Ende des ersten Quartals 2008 erscheinen) auch höhere Taktraten erreichen kann und die zu Tage getretenen Fehler der Plattform beseitig sind, dann steht einem Erfolg des Phenom in seiner Marktnische wohl nichts mehr im Wege. Gleichzeitig ist aber Grundvoraussetzung für die Entscheidung bei einem komplett neuen System eine preislich attraktivere Positionierung gegenüber der Konkurrenz aus Santa Clara. Momentan sind die boxed Varianten von AMD Phenom 9500 und Intel Core 2 Quad Q6600 beide für knapp 205 Euro erhältlich.
Wir hoffen, mit unserem ersten Artikel zum AMD Phenom etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben. Die neue Plattform wird uns selbstverständlich in der Zukunft begleiten und es werden noch einige Aspekte durch uns näher betrachtet werden.
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