Radeon Software Crimson Edition: AMD begräbt Catalyst-Treiberpaket und Catalyst Control Center [Update]
Vor knapp einem Jahr stellte AMD mit dem Catalyst Omega die erste Spezialedition des Treiberpakets für Radeon-Grafikkarten vor, die mit vielen neuen Funktionen, Performanceoptimierungen sowie Bugfixes zu überzeugen wusste. Hierzu trugen insbesondere lang erwünschte Features wie Virtual Super Resolution (VSR) und Unterstützung von DisplayPort Adaptive-Sync (FreeSync) bei. In den letzten Wochen gab es vermehrt Gerüchte, wonach die kanadischen Grafikspezialisten – die seit kurzem unter der Führung von Raja Koduri wieder als eigenständige Geschäftseinheit unter dem Namen Radeon Technologies Group operieren – auch für das diesjährige Weihnachtsgeschäft eine solche Sonderedition im Köcher hätten. Immer wieder wurde zudem über eine völlige Neugestaltung des Catalyst Control Center spekuliert.
In der Tat sorgt AMD auch dieses Jahr für einen Paukenschlag. Denn das Unternehmen trägt das Catalyst-Treiberpaket zusammen mit dem Catalyst Control Center zu Grabe. Catalyst soll nicht länger weiterentwickelt werden. Der Tatsache, dass das Treiberpaket längst viel mehr als nur den Treiber für Radeon-Grafikkarten enthält, soll durch die neue Bezeichnung “Radeon Software” Rechnung getragen werden. Unter dieser Bezeichnung bündelt AMD fortan User Interfaces, Libraries, Tools und Applikationen für Radeon-Grafikkarten. Der erste Major-Release trägt die Bezeichnung “Radeon Software Crimson Edition”. Kleinere Releases werden nach dem bekannten Schema “Jahr.Monat” nummeriert.
AMD spricht von einer „vollkommen neu aufgesetzten Software-Strategie“, allerdings ohne dabei ins Detail zu gehen. Bekräftigt wird jedoch, dass die Software und deren Qualität hohe Priorität haben. Bereits in den letzten Jahren hatte der Konzern mit der Abschaffung des monatlichen Treiberzyklus und dem Catalyst Omega verstärkt den Fokus auf eine Verbesserung der Treiberqualität gelegt. Nun also erfolgt der endgültige Schlussstrich unter die Catalyst-Ära, mit der sicherlich die Hoffnung verbunden ist, dessen schlechtes Image endgültig hinter sich zu lassen. Als Fundament für diesen Neuanfang dienen aber höchstwahrscheinlich die gleichen Softwarekomponenten, welche bisher im Catalyst enthalten waren. Eine Neuentwicklung von Grund auf erscheint angesichts der Komplexität und der damit verbundenen immensen Kosten nahezu ausgeschlossen.
Details zu Radeon Software Crimson Edition und Radeon Settings
Die äußerlich offensichtlichste Veränderung gegenüber dem Catalyst-Treiberpaket wird die völlig neu gestaltete Benutzerschnittstelle sein, die das altehrwürdige Catalyst Control Center (CCC) nach dreizehn Jahren ersetzt. Je nach Marktsegment wird das CCC durch die “Radeon Settings” oder “FirePro Settings” ersetzt. Das neue User Interface soll durch eine einfache und klare Gestaltung, intuitive Bedienbarkeit und einen schnelleren Programmstart überzeugen. Zusätzlich zur bekannten Funktionalität des alten CCC nennt AMD für die neuen Radeon/FirePro Settings folgende Neuerungen: Game Manager, Videoqualitätsvoreinstellungen, Social-Media-Integration, vereinfachtes Eyefinity-Setup und Systembenachrichtigungs-Tab. Den Kollegen von Techgage Networks zufolge hat sich AMD des Weiteren dazu entschlossen, nicht länger auf .NET zu setzen. Stattdessen wird offenbar das beliebte Open-Source-Framework Qt verwendet, welches für die plattformübergreifende Programmierung grafischer Benutzeroberflächen genutzt werden kann. Dementsprechend könnte unter Linux die gleiche Benutzerschnittstelle zum Einsatz kommen.
Einen ersten tiefreichenden Einblick in die einzelnen Menüs findet Ihr in der nachfolgenden Bilderserie zum Durchklicken. Ob die Neugestaltung im “Brushed Metal Design” gelungen ist, lässt sich anhand dieser Folien allerdings nur schwerlich bewerten. Man darf dessen ungeachtet auf das erste Ausprobieren gespannt sein. Interessant hört sich beispielsweise die Möglichkeit an, in den jeweiligen Spieleprofilen nicht nur Grafikeinstellungen vorzunehmen, sondern auch für jedes Spiel separat die Übertaktung und Powerlimits zu definieren.
Wann die erste Radeon Software Crimson Edition mit dem neuen Catalyst Control Center – pardon, “Radeon Settings” und “FirePro Settings” – veröffentlicht wird, verrät AMD heute noch nicht. Es soll aber noch dieses Jahr geschehen. Ob die Beerdigung des Catalyst mit Veränderungen hinsichtlich der unterstützten Hardware (derzeit alles ab Radeon HD 5000 series) oder Betriebssysteme (derzeit Windows 7, 8.1 und 10) einhergeht, konnte uns AMD bis zum Redaktionsschluss nicht beantworten. Abzuwarten bleibt darüber hinaus, in welchem Intervall künftig neue Major-Releases (zum Start: Crimson Edition) sowie kleinere Updates der Radeon Software erscheinen und wie oft es sich dabei um entsprechende zertifizierte Treiber und wie oft um Beta-Versionen handelt.
Wir haben inzwischen Rückmeldung von AMD erhalten, wonach Radeon Software samt der neuen Radeon Settings sowohl für Windows 7 als auch 10 zur Verfügung stehen wird. Was dies für Windows 8.1 bedeutet, ist unklar. Bezüglich der Häufigkeit neuer Minor-Releases der Radeon Software wolle man flexibel sein. Treiber-Updates sollen wie bisher erscheinen, wenn dies aus bestimmten Gründen notwendig ist. Entsprechend besteht die Möglichkeit, dass in einem Monat entweder mehrere neue Treiber oder aber gar keine erscheinen. Zur künftig unterstützten Hardware möchte sich das Unternehmen derzeit nicht äußern.
Zu guter Letzt stellt AMD nochmals klar, dass das Branding Catalyst durch Radeon Software ersetzt wird. Crimson hingegen ist der Name der Spezialedition, vergleichbar mit Omega im letzten Jahr.
Quelle: AMD
Links zum Thema:
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