AMD Ryzen gegen den Rest der Welt — über 70 Prozessoren im Vergleich
AMD hatte Mitte Dezember auf einer Live-Demonstration seinen kommenden High-End Prozessor Ryzen (Codename “Summit Ridge”) gezeigt und in Blender gegen einen Intel Core i7-6900K antreten lassen. Dankenswerterweise stellte AMD anschließend die Projektdatei zum Download zur Verfügung, sodass (nach kleinen Irritationen bzgl. einiger Testparameter) jeder sich selbst ein Bild machen konnte über die Leistungsfähigkeit im Vergleich zur eigenen CPU. Seit der letzten Meldung konnten wir in der Community über 70 Benchmark-Werte verschiedenster Prozessoren und Konfigurationen sammeln, vom AMD Athlon 64 von 2004 bis zum Server mit acht CPU-Sockeln. Dafür zuerst einmal ein großes Dankeschön an die Community.
Die Tabelle ist sortiert nach Berechnungsdauer, allerdings nicht gruppiert. Multi-Sockel-Server, Desktop- und Mobile-Plattformen sind also ebenso bunt gemischt, wie übertaktete und nicht übertaktete Systeme. Das macht es natürlich etwas unübersichtlich, gewährt aber einen vollständigen Blick auf die Architekturen. Filtern wir dagegen ein wenig, offenbaren sich interessante Dinge. Zunächst einmal muss man festhalten, dass die einzigen Systeme, die es in unserer Liste bisher vor Ryzen geschafft haben, ein 8-(!)-Sockel-Server, ein massiv übertakteter 8‑Kerner und ein mäßig übertakteter 10-Kerner von Intel ist.
Wenn wir nur die serienmäßigen 1‑Sockel-Systeme betrachten, gegen die Ryzen tatsächlich wird antreten müssen, entweder weil sich ein Upgrade lohnen könnte, oder weil bei einer Neuanschaffung der eine oder der andere zur Wahl steht, ergibt sich folgendes Bild:
00:35 min : AMD Ryzen Eng-Sample „Summit Ridge” (8C/16T, 3.4 GHz, kein Turbo, DDR4-2400 DC) von AMD
00:35 min : Intel Core i7-6900K „Broadwell‑E” (8C/16T, 3.2 GHz, 3.7 GHz Turbo, DDR4-2400 DC) von AMD
00:57 min : Intel Core i7-6700K „Skylake” (4C/8T, 4.0 GHz, 4.2 GHz Turbo, DDR4-3000 DC) von Han Solo
01:02 min : Intel Core i7-4790K „Haswell” (4C/8T, 4.0 GHz, 4.4 GHz Turbo, DDR3-1600 DC) von eratte
01:42 min : Intel Core i5-5675C „Broadwell” (4C/4T, 3.1 GHz, 3.6 GHz Turbo, DDR3-2400 DC) von Yoshi 2k3
02:09 min : AMD FX-8350 „Vishera” (4M/8T, 4.0 GHz, 4.2 GHz Turbo, DDR3-1866 DC) von sompe
Auffällig ist, dass AMDs aktuelle Bulldozer-Architektur eher schlecht abschneidet bei Blender, nicht nur im Vergleich zu Ryzen, der fast vier Mal so schnell rendert. Egal ob man Module mit Kernen oder mit Threads ins Verhältnis setzt, sie kommt sogar gegenüber den eigenen Vorgängern mit K10-Architektur trotz teils erheblich höherer Taktung nicht gut weg:
01:55 min : AMD Phenom II X6 1100T „Thuban” (6C/6T, 3.3 GHz, 3.7 GHz Turbo, DDR3-1600 DC) von C4rp3di3m
02:09 min : AMD FX-8350 „Vishera” (4M/8T, 4.0 GHz, 4.2 GHz Turbo, DDR3-1866 DC) von sompe
02:59 min : AMD Phenom II X4 965 „Deneb” (4C/4T, 3.4 GHz, kein Turbo, DDR3-1333) von enigmation
04:02 min : AMD A10-6800K „Richland” (2M/4T, 4.1 GHz, 4.4 GHz Turbo, DDR3-2133 DC) von sompe
Dennoch hat AMD die Bulldozer-Architektur stetig weiterentwickelt, wie der Vergleich zwischen Richland (Bulldozer v2) und Carrizo (Bulldozer v4) mit möglichst ähnlichen Protagonisten (mobile, 2‑Moduler, 35 W TDP) zeigt:
05:06 min : AMD FX-8800P „Carrizo” (2M/4T, 2.1 GHz, 3.4 GHz Turbo, DDR3-1600 DC) von sompe
06:38 min : AMD A10-5750M „Richland” (2M/4T, 2.5 GHz, 3.5 GHz Turbo, DDR3L-1600 DC) von Hotstepper
Schade, dass AMD nach Vishera keinen Desktop-Prozessor mehr mit Steamroller- oder Excavator-Kernen entwickelt hat. So hätte die Durststrecke bis Zen etwas angenehmer gestaltet werden können.
Noch weit schlechter als Bulldozer scheint Blender die “Katzen”-Architektur zu liegen. Egal ob Zacate, Kabini oder Beema, die Leistung fällt verheerend aus. Selbst Prozessoren auf Basis des uralten Dual-Core K8 rechnen pro Takt und Kern schneller als die Katzen:
17:46 min : AMD Turion 64 X2 TL-52 „Trinidad” (2C/2T, 1.6 GHz, kein Turbo, DDR2-667 DC) von Hotstepper
25:14 min : AMD E‑350 „Zacate” (2C/2T, 1.6 GHz, kein Turbo, DDR3-1066 SC) von deppjones
Klar, es sind entschlackte, auf Strom sparen optimierte Architekturen, aber ungewöhnlich ist es trotzdem, denn bei anderen Benchmarks, wie z.B. Cinebench, liegen die Katzen deutlich vor K8 und taktfrequenzbereinigt in etwa auf Bulldozer-Niveau. Irgendeine Eigenschaft verlangt Blender den Prozessoren ab, womit Bobcat und Jaguar nicht dienen können.
Absolut gesehen der langsamste Prozessor in unserem Feld ist auch der älteste, auf dem ein 64-Bit-Windows und Blender x64 überhaupt lauffähig ist und zudem der einzige Single-Core, was die Leistung dann auch wieder etwas relativiert:
25:21 min : AMD Athlon 64 3200+ „Newcastle” (1C/1T, 2.2 GHz, kein Turbo, DDR400 SC) von Nero24
Allein daran sieht man die Fortschritte der letzten Jahre, dabei war der Athlon 64 3200+ Anfang 2004 ein High-End-Prozessor. An der Stelle ein nettes Bild:
AMDs Überflieger von 2004 rendert am Hoffnungsträger für 2017 herum.
Doch wir wollen nicht nur auf AMD-Prozessoren schauen, es fallen auch andere bemerkenswerte Sachen ins Auge. Folgendes zum Beispiel:
02:55 min : Intel Core i5-6200U „Skylake” (2C/4T, 2.3 GHz, 2.8 GHz Turbo, DDR3-1600 DC) von Nero24
02:59 min : AMD Phenom II X4 965 „Deneb” (4C/4T, 3.4 GHz, kein Turbo, DDR3-1333) von enigmation
Wir sehen einen Notebook-Prozessor in Form des Intel Core i5-6200U mit aktueller Skylake-Architektur, der mit gerade einmal 15 W TDP spezifiziert ist, vor einem AMD Phenom II X4 965 “Deneb” mit 125 W TDP, der im Jahr 2010 noch in saftige Gaming-Systeme verbaut wurde und seinerzeit mit das schnellste war, was es (von AMD) zu kaufen gab. Heute gibt’s die gleiche Leistung zu einem Bruchteil des Energieeinsatzes im Notebook. Auch das ist Fortschritt.
Ähnliches beim Vergleich zweier Notebook-Prozessoren von Intel:
04:21 min : Intel Core i5-520M „Arrandale” (2C/4T, 2.4 GHz, 2.9 GHz Turbo) von David64
04:21 min : Intel Core i3-5005U „Broadwell” (2C/4T, 2.0 GHz, kein Turbo, DDR3-1600 DC) von Nero24
Beide erreichen dieselbe Zeit, der jüngere “Broadwell” (5th Gen Core‑i) jedoch mit weit weniger Takt (2.0 GHz vs. 2.4 GHz) ohne Turbo (vs. 2.9 GHz Turbo) und deutlich niedrigerer TDP-Klasse (15 W vs. 35 W) gegenüber dem Arrandale (1st Gen Core‑i).
Interessant zu Blender als Software vielleicht noch folgendes:
04:21 min : Intel Core i3-5005U “Broadwell” (2C/4T, 2.0 GHz, kein Turbo, DDR3-1600 DC) von Nero24
04:37 min : Intel Core i3-5005U “Broadwell” (2C/4T, 2.0 GHz, kein Turbo, DDR3-1600 SC) von eratte
Im Gegensatz zu Cinebench spielt bei Blender also die Speicherleistung eine nicht unerhebliche Rolle.
Wer die komplette Liste sehen möchte, kann sie hier in Ruhe studieren. Wie bereits im Original-Artikel angemerkt: die Rangliste gilt natürlich nur bei Blender in der vorliegenden Version. In anderen Tests, wo andere Schwerpunkte gefordert werden, kann das Bild ganz anders aussehen. AMD wird Blender für die Live-Demo sicherlich nicht gewählt haben, weil er Ryzen in einem besonders schlechten Licht dastehen lässt…
Links zum Thema:
- AMD Ryzen Blender-Benchmark im Vergleich ()
- AMD zeigt RYZEN mit 3,4 GHz und Vega in einer Live-Demo ()
- RYZEN als Markenname für AMDs Summit Ridge? ()
- Zen-Gerüchte: SR7 im Januar, SR5 im März, Cinebench-Werte ()
- AMD Zen Gerüchte: Varianten, Zeitplan, Preise und Bugs ()
- Details und Analyse der Zen-Architektur nach der Hot-Chips-Konferenz ()