AMD Ryzen Threadripper Preview — Ein erster Eindruck ohne Prozessor
Mainboard-Komplexität und die Zukunft
Die Mainboards der neuen X399-Plattform sind komplex. 4.094 LGA-Pins müssen mitsamt Quad-Channel-DDR4 und bis zu 66 PCIe-Lanes verdrahtet werden. Dazu noch alle Mainboard-Features der jeweiligen Hersteller und fertig ist ein hochkomplexes Mainboard im oberen Preissegment.
Allerdings haben es die Mainboard-Hersteller mit Threadripper vergleichbar einfach. Denn alle bisher angekündigten Prozessoren bieten Sockel TR4, 64 PCIe-Lanes und Quad-Channel. Wenn wir einen Blick über den Tellerrand zu Intels Sockel-2066-Plattform werfen, so sieht das dort weitaus komplizierter aus. Denn diese Plattform muss zwei Prozessoren-Generationen aufnehmen, welche sich bei der Spannungsversorgung unterscheiden, welche zwischen Dual- und Quad-Channel-Memory wechseln und welche obendrein über entweder 16, 28 oder 44 PCIe-Lanes verfügen. Will ein Hersteller alle möglichen Hardware-Kombinationen abdecken können, so ist zweifelsohne Kreativität gefragt. Und das wird die Mainboards sicherlich nicht preiswerter machen.
Thema Komplexität: Punkt AMD.
zukünftige TR4-Prozessoren
Kaum vorgestellt und schon über die Zukunft reden? Tja, warum auch nicht?
Stellen wir für diese Frage eine Milchmädchenrechnung auf. AM4 bietet derzeit acht Kerne, Dual-Channel-DDR4, 24 PCIe-Lanes und benötigt für dieses Paket 1.331 Pins. Threadripper bietet die doppelte Kernanzahl, die doppelte Anzahl an Speicherkanälen und die nahezu dreifache Anzahl an PCIe-Lanes. Das Ganze Konstrukt kommt in einem Sockel mit mehr als der dreifachen Zahl an Kontaktflächen daher. Soll heißen: Nur um Ryzen 7 zu verdoppeln sind 4.094 Pins zuviel. Hinzu kommt, dass vier Dies verbaut werden, wovon aber nur derer zwei funktionstüchtig sind.
Theoretisch könnte AMD also in Zukunft auch vier belichtete Dies verbauen und so die Kernanzahl für Threadripper weiter erhöhen. 32 Kerne mit 64 Threads sind also theoretisch denkbar. Voraussetzung dafür ist, dass alle 4.094 Kontaktflächen “sinnvoll” verdrahtet sind und nicht, wie auch die derzeit unbelichteten Dies, nur als Dummies fungieren. Zwar darf der Sinn und Zweck nach 32 Kernen im Desktop-/Workstation-Bereich hinterfragt werden, technisch möglich erscheint eine entsprechende CPU-Serie aber bereits jetzt.
Bei Konkurrent Intel erscheint es dagegen als eher unwahrscheinlich, dass es noch mehr als 18 Kerne für Sockel 2066 geben wird. Denn einerseits geht Intel einen anderen Weg in Sachen Die (verschiedene Dies für verschiedene Kernzahl-Spektren, also nicht derart modular einsetzbar) und andererseits erscheint es als technisch schwierig, noch mehr Kerne bei gleichbleibend “niedriger” Pinzahl zu verbauen. Irgendwann ist die physikalische Grenze der Belastbarkeit pro Pin nämlich erreicht (Stichwort Current).
Thema Zukunftsfähigkeit: (vermutlich) Punkt AMD.