AMD Ryzen Threadripper Preview — Ein erster Eindruck ohne Prozessor

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Von Ryzen zu Threadripper

AMDs Ryzen-Archi­tek­tur auf Basis von Zep­pe­lin-Dies wur­de von Anfang an so aus­ge­legt, dass sie ska­lier­bar ist. Ein ver­hält­nis­mä­ßig klei­nes Die, wel­ches ent­we­der allein Ver­wen­dung fin­den kann (Ryzen 3, 5 und 7) oder aber im “Rudel” auf­tre­ten darf. So basie­ren AMDs neue EPYC-Ser­ver­pro­zes­so­ren auf der Mehr­zahl der Zep­pe­lin-Dies. Und Thre­ad­rip­per? Thre­ad­rip­per ist hier­bei kei­ne Aus­nah­me. Zwei Zep­pe­lin-Dies mit jeweils acht Ker­nen bil­den die Basis für AMDs neue Hig­hend-Pro­zes­so­ren für den Work­sta­tion-/Desk­top-Ein­satz. Die Beson­der­heit: AMD ver­baut neben den bei­den voll funk­ti­ons­fä­hi­gen Dies noch zwei unbe­lich­te­te Sili­zi­um-Tei­le, sodass optisch sogar vier Dies zum Ein­satz kom­men. Laut Aus­sa­gen von AMD dient das der Sta­bi­li­tät des Heatspreaders.

Die Dimen­sio­nen des Pro­zes­sors sowie der inter­ne Auf­bau wird in Sachen Küh­lung aber zu einem (klei­nen?) Pro­blem. der8auer, sei­nes­zei­chens Mit­ar­bei­ter bei Case­king, ist dafür bekannt, Pro­zes­so­ren zu köp­fen (also den Heat­s­prea­der zu ent­fer­nen), um die Tem­pe­ra­tu­ren der CPUs durch Ein­satz ande­rer Mate­ria­li­en zwi­schen Die und Heat­s­prea­der zu ver­bes­sern. Ins­be­son­de­re bei den letz­ten CPU-Gene­ra­tio­nen von Intel lie­ßen sich oft­mals 20 Grad und mehr her­aus­ho­len, wenn die zwi­schen Die und Heat­s­prea­der ver­wen­de­te Wär­me­leit­pas­te gegen eine Bes­se­re aus­ge­tauscht wur­de. Im Ergeb­nis ver­bes­ser­te sich ent­we­der nur die Tem­pe­ra­tur, meist jedoch Tem­pe­ra­tur und damit ein­her­ge­hend das Taktpotenzial.

Das ist der Grund, war­um der8auer auch einen Blick unter einen Thre­ad­rip­per-Heat­s­prea­der warf:

AMD Ryzen Threadripper ohne Heatspreader, Foto by der8auer
(Bild­quel­le: You­tube-Video von der8auer, wel­ches mitt­ler­wei­le auf Wunsch von AMD wie­der ent­fernt wurde)

Auf­grund die­ses Bil­des (bzw. dem dazu­ge­hö­ri­gen You­tube-Video) gin­gen wir anfangs davon aus, dass Thre­ad­rip­per ein teil­de­ak­ti­vier­ter EPYC-Pro­zes­sor im B2-Step­ping ist. Wie sich aber recht schnell her­aus­stell­te ist dem nicht so. Und kur­ze Zeit spä­ter gab es dann von AMD die Mel­dung, dass zwei unbe­lich­te­te Dies ver­baut werden.

Wie auf dem Bild zu sehen ist, sit­zen alle vier Dies (2x belich­tet, 2x unbe­lich­tet) nicht in der Mit­te der CPU son­dern sind etwas nach außen ver­setzt. In der Pro­zes­sor­mit­te ist also kein Die – man könn­te auch sagen, dort befin­det sich ein Loch. Moder­ne Küh­ler, allen vor­an Was­ser­küh­ler, sind so kon­zi­piert, dass sie gera­de in der Pro­zes­sor­mit­te am meis­ten Hit­ze abfüh­ren kön­nen. Bei Thre­ad­rip­per kommt in die­sem sen­si­blen Bereich aber kei­ne bzw. wesent­lich weni­ger Hit­ze an. Im Gegen­zug dazu wer­den die Dies ver­mut­lich nicht voll­stän­dig bedeckt. Auch, wenn exis­tie­ren­de Küh­ler mit­tels neu­er Hal­te­run­gen fit für TR4 (so heißt AMDs neu­er Sockel in der Umgangs­spra­che) gemacht wer­den kön­nen, so soll­te der poten­zi­el­le Nut­zer auf einen für TR4 ent­wi­ckel­ten Küh­ler set­zen. Denn auf­grund der mitt­ler­wei­le gän­gi­gen Tur­bo-Mecha­nis­men könn­te andern­falls Takt­po­ten­zi­al ver­schenkt werden.

Lei­der sind noch nir­gends kom­pa­ti­ble Luft­küh­ler erhät­lich. Daher ist es kein Wun­der, dass AMD die Review-Kits von Thre­ad­rip­per mit All-In-One-Was­ser­küh­lun­gen aus­lie­fert. Dem umfang­rei­chen Equip­ment liegt dann auch ein Adap­ter bei, wel­cher die AIO-Küh­lung auf TR4 anpasst. Das ändert jedoch nichts dar­an, dass die Kühl­flä­che einer AIO-Küh­lung eigent­lich zu klein ist, um alle vier Dies abzu­de­cken. Der Pro­zes­sor lässt sich damit zwar pro­blem­los in Betrieb neh­men, ganz ide­al ist die Situa­ti­on aber nicht.

Die für Thre­ad­rip­per ver­wen­de­ten Dies sind tech­nisch iden­tisch zu den im März vor­ge­stell­ten Ryzen-Pro­zes­so­ren. Acht Ker­ne zuzüg­lich SMT bedeu­ten 16 Threads pro Die, bei zwei Dies also ins­ge­samt 16 Ker­ne mit 32 Threads. Las­sen wir uns die­se Zahl ein­mal auf der Zun­ge zer­ge­hen: 32 Threads. Eine Zahl die bis­her Ser­vern mit meh­re­ren CPUs vor­ent­hal­ten blie­ben. Und selbst dort waren 32 Threads oder mehr nicht die Regel. Dank AMDs ful­mi­nan­ten Return mit Ryzen kön­nen wir jetzt die­se Pro­zes­so­ren für den Desk­top erwer­ben. Dan­ke AMD!

Doch nicht nur das neue Spit­zen­mo­dell 1950X wird in die Frei­heit ent­las­sen, auch einen 1920X kann man ab dem 10.08.2017 käuf­lich erwer­ben. Er bie­tet vier Ker­ne weni­ger und somit “nur” derer 12. In naher Zukunft wer­den wei­te­re Model­le fol­gen, bis hin­un­ter zu einem 8‑Kern-Thre­ad­rip­per 1900, wel­cher gegen­über sei­nem Bru­der 1800X etwas mehr Takt sowie sämt­li­che Vor­tei­le der TR4-Platt­form bietet.

In der fol­gen­den Tabel­le haben wir alle bis­her bekann­ten Details zusam­men­ge­fasst. Dabei sind noch nicht alle Daten final, bei eini­gen han­delt es sich um (sehr wahr­schein­li­che) Annah­men. Da unse­re Kol­le­gen von 3DCenter eine gute Über­sicht der tech­ni­schen Daten bie­ten, notie­ren wir die­se der Voll­stän­dig­keit halber:

  Ryzen 7 1800X Ryzen
Threadripper
1900
Ryzen
Threadripper
1900X
Ryzen
Threadripper
1920
Ryzen
Threadripper
1920X
Ryzen
Threadripper
1950
Ryzen
Threadripper
1950X
UVP [USD] 469 offen 549 offen 799 offen 999
TDP [W] 95 140 180 140 180 140 180
Basistakt­ra­te [GHz] 3,6 offen 3,8 3,2 3,5 offen 3,4
Tur­bo­takt­ra­te [GHz] 4,0 offen 4,0 3,8 4,0 offen 4,0
XFR-takt­ra­te [GHz] 4,1 offen 4,2 offen 4,2 offen 4,2
Kerne/Threads 8/16 8/16 8/16 12/24 12/24 16/32 16/32
L3-Cache [MiB] 16 offen 16 32 32 32 32
L2-Cache [MiB] 4 4 4 6 6 8 8
PCIe‑3.0‑Lanes 24 64 64 64 64 64 64
DDR4-Kanä­le 2 (max. DDR4-2666) 4 (max. DDR4-2666) 4 (max. DDR4-2666) 4 (max. DDR4-2666) 4 (max. DDR4-2666) 4 (max. DDR4-2666) 4 (max. DDR4-2666)

Allen Thre­ad­rip­per-Model­len ist die Ver­wen­dung von Quad-Chan­nel-Memo­ry, 64 PCIe-Lanes sowie eine deut­lich höhe­re TDP gegen­über Ryzen 7 gemein. Zudem ver­fü­gen alle Pro­zes­so­ren über einen nach oben offe­nen Mul­ti­pli­ka­tor, kön­nen also auch über­tak­tet werden.

Inter­es­sant sind zudem noch zwei wei­te­re Aspek­te: Die XFR-Takt­ra­te der Pro­zes­so­ren mit “X”-Suffix fällt mit 4,2 GHz durch die Bank höher aus als beim AM4-Spit­zen­mo­dell 1800X. Aller­dings dürf­te dies eine eher theo­re­ti­sche Zahl sein. Bei einem 12- oder 16-Ker­ner kommt es ver­mut­lich eher sel­ten zu der Situa­ti­on, dass die XFR-Takt­ra­te grei­fen kann. Bei den 8‑Kern-Vari­an­ten könn­te dies schon etwas häu­fi­ger pas­sie­ren. Der zwei­te inter­es­san­te Aspekt ist die ange­ge­be­ne TDP. Bis zu 180 Watt klin­gen ziem­lich hef­tig und erin­nern ein wenig an AMDs Cen­tu­ri­on-Pro­zes­so­ren mit 220 Watt TDP. Doch bei Thre­ad­rip­per steht auch die ent­spre­chen­de Leis­tung dahin­ter. Schließ­lich bekommt man qua­si die dop­pel­te Leis­tung wie bei einem 1800X mit 95 Watt TDP. Also auch dies­be­züg­lich alles im grü­nen Bereich.

Die rela­tiv klei­nen Zep­pe­lin-Dies sor­gen für neue Sphä­ren in Sachen Kern­an­zahl. Zwar will Intel Ende Sep­tem­ber noch einen 18-Kern-Pro­zes­sor ein­füh­ren (auch 12‑, 14- und 16-Kern-CPUs wer­den ein­ge­führt), aktu­ell ist ein 10-Ker­ner jedoch das Höchs­te der Gefüh­le für den Hig­hend-Desk­top-Ein­satz bei der Kon­kur­renz. Und jener 10-Ker­ner kos­tet mit 989 Euro UVP nur unwe­sent­lich weni­ger als AMDs aktu­el­les Flagg­schiff für 999 Euro UVP. Der 18-Ker­ner soll sich mit einem Preis von 1.999 Euro mate­ra­li­sie­ren, wird also mal eben das Dop­pel­te vom der­zei­ti­gen Thre­ad­rip­per-Spit­zen­mo­dell kos­ten – und gera­de ein­mal zwei Ker­ne bzw. vier Threads mehr bieten.

The­ma Preis: Vor­teil AMD.