Auch ältere Mainboards für AMDs Epyc 7002 und Threadripper 3000 mit zu kleinen BIOS-Chips?

In der letz­ten Woche konn­te man den Ein­druck gewin­nen, dass wirk­lich alle Wege nach Rom füh­ren. Denn der Sup­port für die zwei­te Gene­ra­ti­on Epyc Ser­ver­pro­zes­so­ren von AMD mit dem Code­na­men “Rome” war über­wäl­ti­gend, man­che Publi­ka­tio­nen spra­chen sogar von his­to­risch. Her­vor­ge­ho­ben wur­de auch wie­der ein­mal die Mög­lich­keit den glei­chen Sockel wei­ter­nut­zen zu kön­nen und so einen leich­ten Upgrade­pfad zu haben, indem ledig­lich der Pro­zes­sor gewech­selt wird. Doch so ein­fach scheint das nicht zu sein und das kön­nen wir an unse­rem eige­nen Web­ser­ver feststellen.

Probleme bereits bei Desktop-Mainboards

Bereits bei den Main­boards mit Sockel AM4 für den Desk­top­be­reich gab es das Pro­blem, dass fast bei allen Boards 128 Mb (16 MB) gro­ße BIOS-Chips ver­baut wur­den, was schließ­lich dazu führ­te, dass bei vie­len der Sup­port von zumin­dest den “Bris­tol Ridge”-Prozessoren gestri­chen wurde.

Pro­ble­ma­ti­sche BIOS-Grö­ße (Quel­le: MSI)

Über die gestri­che­nen Sup­port für die “Bris­tol Ridge”-Prozessoren, um die 16 MB (128 Mbit) gro­ßen BIOS-Chips wei­ter ver­wen­den zu kön­nen, hat­te Anand­Tech bereits im letz­ten Jahr berich­tet. Mitt­ler­wei­le sind auch vie­le BIOS-Chips nicht mehr geso­ckelt und aus­tausch­bar, son­dern wer­den fest auf dem Main­board ver­lö­tet. 32 MB> bzw. 256 Mbit gro­ße BIOS-Chips sol­len auch dop­pelt so teu­er gewe­sen sein und bei den Her­stel­lern waren angeb­lich noch sehr vie­le 16 MB BIOS-Chips auf Lager, so dass die Bereit­schaft zum Ver­bau­en grö­ße­rer BIOS-Chips eher gering sein war.

Empfehlung von AMD für Mainboardhersteller

Ver­rin­ge­rung der Regressionskomplexität

Unter dem sper­ri­gen Namen “Ver­rin­ge­rung der Regres­si­ons­kom­ple­xi­tät” emp­fahl AMD daher den Main­board­her­stel­lern das fol­gen­de Vor­ge­hen: Bei den 400er-Chip­sät­zen Ver­zicht auf Bris­tol Ridge und bei den 500er-Chip­sät­zen Ver­zicht auf Pin­na­cle Ridge, Sum­mit Ridge und Raven Ridge.

Gekom­men ist es aber anders. Die Main­boards mit AMDs 570X-Chip­satz unter­stüt­zen fast alle Pro­zes­sor­fa­mi­li­en für den Sockel AM4, ledig­lich der inof­fi­zi­el­le Sup­port für die ers­te Gene­ra­ti­on Ryzen (“Sum­mit Ridge”) ent­fiel mit neue­ren BIOS-Ver­sio­nen, war aber anfangs bei man­chen Main­boards noch gegeben.

Was nächs­tes Jahr pas­siert, wenn die Zen 3 Pro­zes­so­ren (“Ver­meer”) erschei­nen zur Zeit noch unklar. Es könn­te aber zum Bei­spiel sehr vor­aus­schau­end von MSI gewe­sen sein, diver­se Main­boards in der Max-Serie mit grö­ße­ren BIOS-Chips neu auf­ge­legt zu haben.

Auch Probleme bei Server- und Threadripper-Mainboards?

Anhand des Web­ser­vers von Pla­net 3DNow!, der im letz­ten Jahr vor allem dank der P3D-Com­mu­ni­ty auf ein Epyc-Sys­tem auf­ge­rüs­tet wer­den konn­te, bzw. des dar­in ein­ge­setz­ten Super­mi­cro-Main­boards H11SSL‑i wur­den wir auf ein Pro­blem auf­merk­sam, das in die glei­che Rich­tung zielt. 

Anschei­nend wer­den für Epyc 7002 Pro­zes­so­ren und auch für kom­men­de Thre­ad­rip­per 3000 BIOS-Ver­sio­nen mit einer Grö­ße her­aus­ge­ben, die nur in BIOS-Chips mit 32 MB unter­ge­bracht wer­den kann. Bei­spiel ist die BIOS Revi­si­on R2.0 für das H11SSL‑i die laut dem Chan­ge­log Epyc 7001 (“Nap­les”) und Epyc 7002 (“Rome”) unter­stützt. In die­sem sind sowohl das AGESA Nap­le­sPI-SP3 1.0.0.B und AGESA Rome­PI-SP3 1.0.0.1 ent­hal­ten, die bei­de dem­entspre­chend Platz bele­gen. Es wird also even­tu­ell von AMD nicht wie beim Sockel AM4 mit dem “AGESA Com­bo-AM4”  ein Com­bo-BIOS bereitgestellt. 

Beschrei­bung der BIOS-Revi­sio­nen R1.3 und R2.0 für das H11SSL‑i (Quel­le: Super­mi­cro)

Das heißt in letz­ter Kon­se­quenz, dass unser Web­ser­ver nie einen Epyc 7002 ali­as “Rome” sehen wird, da Super­mi­cro in der Revi­si­on 1.1 des Main­boards nur 16 MB BIOS-Chips ver­baut hat und die­se — obwohl eine Abbil­dung im Hand­buch sogar einen geso­ckel­ten Chip zeigt — auch noch sin­ni­ger­wei­se ver­lö­tet hat. 

Auf eine Sup­port­an­fra­ge eines ande­ren Besit­zers des  H11SSL‑i wur­de klar gesagt, dass die Revi­si­on 1.1 mit dem 16 MB BIOS-Chip den Epyc 7002 nie unter­stüt­zen wird.

Threadripper 3000 auf X599 angewiesen?

Beim Thre­ad­rip­per 3000 (“Cast­le Peak”) dürf­te das glei­che Pro­blem dro­hen, wenn es hier eben­falls kein Com­bi-BIOS gibt. Denn ein kur­zer Check der in unse­rer AMD Main­board-Daten­bank gelis­te­ten Thre­ad­rip­per-Main­boards mit X399-Chip­satz ergab, dass kei­nes der Boards über einen 256 Mb (32 MB) gro­ßen BIOS-Chip verfügt. 

Main­board BIOS-Chip
128 Mb
ASRock X399 Phan­tom Gam­ing 6 128 Mb
ASRock X399M Taichi 128 Mb
128 Mb
128 Mb
128 Mb
Asus ROG Zenith Extre­me Alpha 2x 128 Mb
128 Mb
2x 128 Mb
Giga­byte X399 Aorus Pro 2x 128 Mb
Giga­byte X399 Aorus Xtreme 2x 128 Mb
2x 128 Mb
MSI MEG X399 Creation 128 Mb
128 Mb
128 Mb

Es könn­te also gut sein, dass man den Thre­ad­rip­per 3000, der ja angeb­lich im Okto­ber erscheint, dann nur auf einem eben­falls neu­en Main­board mit X599-Chip­satz betrei­ben kann. Momen­tan ist dies zwar nur Spe­ku­la­ti­on, aber wir hof­fen auf eine posi­ti­ve Über­ra­schung und dass wenn schon nicht alle Wege nach Rom(e) füh­ren, dann doch mög­lichst vie­le zum Cast­le Peak.