AMD Ryzen 3 5300G nicht im Retail-Markt aber im THG-Test
In Zeiten von Halbleiterknappheit und Lieferengpässen müssen die Hersteller priorisieren. Wenn ich nur eine begrenzte Anzahl an Wafer und somit Dies zur Verfügung habe, als was verkaufe ich die dann? Billig als Ryzen 3 5300G oder teuer als Ryzen 7 5700G? Die Antwort kennen wir. Bisher hat AMD von seiner Zen-3-APU Cezanne nur den Ryzen 5 5600G und den Ryzen 7 5700G vorgestellt. Jene Dies, die evtl. die Specs für diese beiden Varianten nicht schaffen, werden als Ryzen 3 5300G gelabelt, allerdings nicht an Endkunden im Retailmarkt, sondern nur an OEMs für Komplett-PCs abgegeben.
Das ist insofern problematisch, da AMD den Einsteiger-Bereich im DIY-Markt komplett aufgegeben und Intel überlassen hat. Die günstigste APU mit aktueller AMD-Technik, der Ryzen 5 5600G, kostet derzeit ab 264 EUR Straße; viel zu viel, um ihn in günstige Office-PCs zu verbauen, wo für das ganze Gerät oft eine Schmerzgrenze von 400 EUR gilt. Der HP Pavilion TP01-2003ng ist so ein Gerät, allerdings eben ein Komplett-PC eines Herstellers. DIY-Kunden müssen derzeit zu Prozessoren wie den Intel Core i3-10100 samt zugehöriger Plattform greifen, wenn sie eine günstige Office-Plattform mit 4C/8T möchten. Auf die Vorgänger-Generation auszuweichen funktioniert bei AMD ja auch nicht, da Renoir gar nicht im Retail-Markt angeboten wurde. Interessenten können höchstens zu Bundles greifen, die Systemhäuser auf eigene Faust für den Verkauf ausgekoppelt haben.
Lange Rede kurzer Sinn: AMD fehlt derzeit eine APU wie der AMD Ryzen 3 5300G im Endkunden-Segment. Mit 4 Kernen und 8 Threads und einem Turbo bis 4,2 GHz hätten diese Eckdaten vor ein paar Jahren noch High-End-CPUs gut zu Gesicht gestanden. Dank aktueller Zen-3-Technik mit hoher IPC ist der CPU-Part mehr als schnell genug für alle gängigen Office-Aufgaben, wo es in der Regel auf flinke System-Reaktionen beim Starten von Programmen oder Surfen ankommt, selten auf hohe Multithreading-Dauerleistung mit vielen Kernen, da Office-PCs in der Regel nicht encoden oder rendern. Als iGPU hat AMD die Vega 6 mit 384 Shadereinheiten vorgesehen, die dank hohem Takt von bis zu 1,7 GHz und modernem UVD alle Aufgaben locker schafft, die im Büro so anfallen können.
Einen Endkunden-Preis gibt es nicht für diese CPU. Der erwähnte HP-Komplett-PC kostet um die 400 EUR. Um konkurrenzfähig zu sein, müsste die APU passend im Marktumfeld eingepreist werden, also etwa bei jenen 150–180 EUR der Intel-Konkurrenz, wobei der direkte Vergleich hinkt, da es keinen Rocket Lake‑S mit 4C/8T gibt. Der entsprechende Comet Lake‑S mit 4C/8T, der i3-10100, kostet ab 120 EUR, der günstigste Rocket Lake‑S, ein Prozessor mit 6C/12T, ab 190 EUR. Irgendwo dazwischen müsste sich der Ryzen 3 5300G für Endkunden wiederfinden. Ob AMD ihn noch bringen wird, steht in den Sternen.
Tom’s Hardware Guide hat derweil ein Review veröffentlicht, wie sich der 5300G im Marktumfeld schlägt, indem die APU aus einem Komplett-PC entnommen wurde. Leider enthält der Test viele Spiele- und Multithreading-Benchmarks, also alles was im Office-Bereich überhaupt keine Rolle spielt. Geneigte Leser müssen sich demnach die relevanten Einzeltests wie etwa “Web Browser, Office and Productivity” oder den Single-Thread-Index selber heraussuchen und vergleichen.