Radeon RX 480: AMD bessert per Treiber nach

AMD hatte versprochen, mit einem neuen Treiber den PCIe-Slot zu entlasten. Dieses Versprechen konnte ersten Tests zufolge eingehalten werden. Der Treiber reduziert die Stromstärke über den Sockel deutlich, ohne die Firmware der Karte anpassen zu müssen.
Um PCIe-SIG-konform zu sein, darf die Stromstärke am Sockel maximal 5,5 A auf den 12-V-Schienen betragen. Mit dem vorangegangenen Treiber waren es gemäß Toms Hardware Guide 6,7 A, mit dem neueren 16.7.1 noch 5,9. Damit liegt man messbar noch minimal über der zulässigen Stromstärke. Durch Aktivieren des neuen Kompatibilitätsmodus sinkt die Stromstärke schließlich auf 5,6 A. AMD empfiehlt, diesen Modus zu nutzen, falls es zu Problemen mit dem Mainboard kommen sollte. Die andere Seite der Medaille ist, dass AMD den Strom nun größtenteils über den 6‑Pin-Anschluss bezieht. 7,6 statt 6,5 A benötigt die Karte nun, oder 7,2 A im Kompatibilitätsmodus. Damit überschreitet AMD den lt. PCIe-SIG zulässigen Strom.
Wie bewerten wir das nun? Zum einen hat AMD zwar erst zögerlich, aber dann mit handfesten Nachbesserungen auf die Kritik an dem zu hohen Stromverbrauch über den Sockel reagiert. Zum anderen ist auch mit dem neuen Treiber die Karte keineswegs PCIe-SIG-konform. Es ist natürlich nicht schönzureden, dass ein Hersteller eine so essentielle Richtlinie bricht. Betrachten wir aber die Historie: Die PCIe-SIG hat den Sockel vor über 13 Jahren spezifiziert, damals mit zwei Pins für die 12-V-Versorgung. Mittlerweile wurde dort ein dritter PIN, der zunächst als Reserve angedacht worden war, für 12 V freigeben, die maximale Stromstärke jedoch nicht angehoben. Denn es gilt volle Abwärtskompatibilität, das heißt, eine Radeon RX 480 soll zumindest theoretisch in einem Mainboard von 2003 funktionieren. Nun fließt mehr Strom über den 6‑Pin-Stromanschluss. Ist das ein Problem? Heutige Netzteile verfügen in der Regel über ausreichende Leistung, um diesen Strom zu gewährleisten, die Kabel und Stecker dürften ebenfalls unproblematisch sein. Wie man sieht, stellt die Radeon RX 480 damit technisch kein Problem für heutige und ältere PCs dar. Klar ist aber auch, dass ein Hersteller sich nicht einfach unkommentiert über solch eine Richtlinie hinwegsetzen sollte. Von Seiten der PR kommt es nicht gut, wenn erst die Fachmagazine den Bruch der PCIe-SIG-Spezifikation erkennen.
Quellen:
- Heise Online: Radeon RX 480: Neuer Treiber ändert Energiemanagement
- Heise Online: PCI-SIG: Radeon RX 480 darf PCIe-Logo (noch) nicht tragen
- Toms Hardware: AMD Radeon RX 480 im Detail: Leistungsaufnahme, Layout und Normen
- Toms Hardware: AMD Radeon RX 480: Neuer Treiber entlastet das Mainboard deutlich
Links zum Thema:
- Zu viel Strom über den PCIe-Sockel — AMD will per Treiber ausbessern ()
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