Radeon RX 460 mit 1024 Shader-Einheiten — aber nicht für Deutschland

Der Grafikchip aus der Polaris-Familie mit Codenamen Baffin (Polaris 11), der bei den Radeon-RX-460-Karten Verwendung findet, besitzt im Vollausbau ab Werk 1024 Shader-Einheiten oder anders ausgedrückt 16 Compute Units (CU). Die RX 460 ist allerdings nur mit 14 CUs, d.h. 896 Shadern, spezifiziert. Die handelsüblichen Grafikkarten dieser Serie werden also durchgehend mit teildeaktivierten Chips ausgeliefert. In der Regel dient das dazu, die Yield-Rate zu steigern, da so auch Chips verwendet werden können, bei denen eine oder zwei CUs fehlerhaft sind.
Für den Kunden ist die freiwillige Selbstbeschränkung ärgerlich, da Baffin 14 % mehr leisten könnte, als AMD den Karten zugesteht. Daher ist der Leistungsunterschied zwischen der RX 460 (14 CUs, ca. 2,2 TFLOPS) und der nächstgrößeren Karte, der RX 470 (32 CUs, ca. 5,0 TFLOPS), extrem groß. Mit speziell angepassten BIOS-Versionen konnten sich bisher nur Modder daran machen, das schlummernde Potenzial von Baffin zu wecken; allerdings natürlich unter Verlust der Garantie. Zudem kann die Freischaltung der deaktivierten beiden CUs selbstredend nur dann gelingen, wenn diese keinen Defekt aufweisen, die Deaktivierung beim jeweiligen Exemplar also nur produktpolitisch motiviert war, nicht technisch.

Nun jedoch hat Sapphire mit der Karte RX460 1024SP 4G D5 (Produktcode 11257–13-48) selbst eine RX 460 im Vollausbau aufgelegt und bewirbt sie sogar auf der Website:

Der Haken an der Sache: Die Karte ist im EU-Raum nicht lieferbar. Anscheinend plant Sapphire, das Modell ausschließlich in China zu vertreiben. Warum, ist nicht nachvollziehbar. Nach Einführung der NVIDIA GeForce GTX 1050 sowie 1050 Ti, die genau in die große Lücke zwischen Radeon RX 460 und RX 470 zielen, wäre eine aufgebohrte RX 460 angebracht gewesen, um das Feld nicht kampflos dem Mitbewerber zu überlassen. Mal sehen, ob einige Händler sich trauen, die 11257–13-48 auf eigene Faust zu importieren.