Kann AMD von Intels Lieferengpässen profitieren?

Nachdem Intels Interims-CEO gestern über die Maßnahmen von Intel (wir berichteten), mit denen man den momentanen Lieferengpässen begegnen will informiert hatte, war für die Börse klar: Das ist gut für Intel und schlecht für AMD. Die Aktien von AMD gaben unmittelbar nach der Ankündigung Intels um über 8 Prozent nach und erholten sich im Tagesverlauf nur langsam auf ein Minus von 5,22 Prozent. Doch ist AMD nicht trotzdem in der Lage von der Situation zu profitieren?

Letztendlich hat Intel nur angekündigt, dass man seine Investitionsausgaben in die “veraltete” 14-nm-Fertigungstechnik um etwa 8 Prozent gegenüber der Planung anheben will, um auf den gestiegenen Bedarf zu reagieren und um vor allem die eigenen Umsatzvoraussagen für das gesamte Jahr 2018 zu erfüllen. Letztendlich ist nicht ganz klar, in wie weit sich Intel selbst in die Verlegenheit gebracht hat, nachdem man die Volumenproduktion in der 10-nm-Fertigungstechnik immer wieder nach hinten verschieben musste. Denn klar ist, dass Intel viel eher geplant hat, mit der kleineren Fertigungstechnik Volumen zu produzieren und dann die 14nm-Kapazitäten für andere Produkte einsetzen wollte oder wahrscheinlich schon eingesetzt hat.
So berichtete golem.de bereits vor zwei Wochen, dass das Apple-Modem für CPU-Knappheit bei Intel sorgen könnte, da dieses in der 14nm-Fertigungstechnik bei Intel gefertigt würden.
Intels Partner, aber auch Distributoren und Systemintegratoren warnen seit Tagen, dass der CPU-Hersteller massive Lieferengpässe bei Prozessoren und Chipsätzen hat. Asrock empfiehlt daher als Alternative diverse AMD-Plattformen, und HPE legt Kunden nahe, doch Epyc- statt Xeon-CPUs zu kaufen. Die Situation wird durch die Veröffentlichung von Apples iPhone Xr sowie iPhone Xs (Max) zudem noch schlechter, da auch hier Chips verbaut werden, die aus Intels überlasteter 14-nm-Produktion stammen.
Zusätzlich soll Apple bei den Spezifikationen der neuen MacBooks, für die ein 10-mm-Prozessor von Intel vorgesehen war, auf einen 14nm Kaby Lake Prozessor Intels umgeschwenkt sein, was weitere ungeplante Kapazitäten in Beschlag nehmen dürfte.
Switching CPUs isn’t necessarily an easy process for Apple. The company famously designs small, tightly integrated logic boards, batteries, and cooling systems for its laptops, so increasing the size of a main chip would have a ripple effect across other internal components. Unless Apple made the chassis thicker to accommodate larger components, the laptop’s overall battery and processor performance would likely have dropped as a consequence of switching to a larger CPU.
Einige Tage vorher gab es bei Digitimes bereits Berichte, dass Intel eventuell Produkte sogar zu TSMC outsourcen könnte, was seitens TSMC aber später dementiert wurde. Letztendlich hätte das auch keinen Sinn gemacht, da man kurzfristigen Bedarf so gar nicht hätte decken können. Die Frage ist jetzt einfach, wie hoch ist der Bedarf und kann ihn Intel auch nur annähernd decken. Aussagen von Industrievertretern, diverse Medienberichte und Beobachtungen bei Händlern lassen daran zweifeln und bieten eine günstige Gelegenheit für AMD.
So bezweifelt Martin Wong, Präsident und CEO von der taiwanesischen Firma Compal (einer der größten Auftragsfertiger im PC- und besonders im Notebook-Bereich), dass sich die Situation vor dem zweiten Halbjahr verbessern würde. Andere Auftragsfertiger wie Wistron (ehemals Acer) haben bereits ihre Prognosen für das laufende Quartal gesenkt und sprechen nun nur noch von einem Wachstum bei den Auslieferungen von Notebooks von 5 Prozent oder weniger, nachdem vorher 5–10 Prozent Wachstum angenommen wurden.
Diese Probleme dürften AMD in die Hände spielen. Erste Berichte sprechen auch schon von Zugewinnen für AMD beim Notebook-Marktanteil im dritten Quartal von 1,7 auf 4,9 Prozent, was immerhin einer Steigerung von 53 Prozent entspricht, wofür vor allem Acer und HP verantwortlich sein sollen. Im Desktop-Segment wird ein Anstieg von AMDs Anteil von 15,2 auf 16,7 Prozent im dritten Quartal gesehen. Mit einem weiteren Ramp von Ryzen-Prozessoren gehen weitere Meldungen bereits von Anteilen von 20 Prozent aus, die im vierten Quartal 2018 auf bis zu 30 Prozent steigen könnten.
Desktop and motherboard vendors including Asustek Computer, Micro-Star International (MSI), Gigabyte Technology and ASRock have ramped up production and shipments of devices fitted with AMD processors, driving up the chipmaker’s share of the desktop processor market to over 20% in the third quarter. The company is very likely to see the figure further rebound to the level of 30% again.
Die Nachfrage nach günstigen AMD-Systemen in China, das seit 2017 AMDs wichtigsten regionalen Absatzmarkt darstellt, soll bereits laut Expreview.com (englische Übersetzung mit Google) dazu geführt haben, dass AMD-Chipsätze von ASUS und Gigabyte knapp werden, insbesondere beim Einsteiger-A320-Chipsatz sieht man leere Lager. Die Nachfrage beim B450-Chipsatz ist ebenfalls stark gestiegen, was dort ebenfalls zu knappen Beständen führt. Selbst Mainboards mit dem A68H-Chipsatz aus dem Jahr 2015 für AMDs Kaveri Prozessoren mit Sockel FM2+ verkaufen sich so gut, dass sie im Handel knapp werden.

Gleichzeitig verteuern sich bei uns die Intel-Prozessoren, so kostet ein Intel Core i7-8700K momentan 420 €, nachdem dieser laut Geinzhals Preisentwicklung vor knapp 4 Wochen noch für 90 € weniger erhältlich war. Was laut dem reddit-User ingebor, der bereits seit längerem die Prozessorverkaufszahlen beim deutschen Onlinehändler Mindfactory beobachtet, dazu geführt hat, dass der Anteil der dort verkauften AMD Prozessoren auf nun über 70 Prozent gestiegen ist. Bei den absoluten Verkaufszahlen ist eine Steigerung der verkauften Prozessoren pro Woche im Vergleich von Juni bis Ende September bei AMD von über 100 Prozent zu erkennen, während der Anteil Intels im gleichen Zeitraum deutlich gefallen ist.

Generell scheinen die Anzeichen darauf hin zu deuten, dass es Intel kurzfristig nicht gelingen wird, die Kapazitätsengpässe zu überwinden. Weitere Anhaltspunkte dafür sind Kommentare, die auf Grund von Daten eines Marktforschungsunternehmens davon ausgehen, dass sich HP und Dell bereits für 2019 mehr Prozessoren von AMD sichern – im Fall von HP sogar angeblich bis zu einem Anteil von 30 Prozent an den HP-Endverbraucher-PCs –, während Dell den Anteil von AMD-Produkten für Geschäftskunden weiter erhöhen will.
Analyst Mark Lipacis cited a report from research firm Fubon, which said HP will adopt AMD processors for up to 30 percent of its consumer PCs next year and Dell will use more AMD chips for its commercial PC line.