ASUS ROG Zenith Extreme
Layout — Fortsetzung
Bei der Betrachtung des Layouts unseres Probanden sind wir noch lange nicht am Ende. Also: Weiter gehts!
Am oberen Ende der rechten Mainboard-Seite befindet sich der 24-polige ATX-Anschluss. Links daneben platziert ASUS einen Frontpanel-Anschluss für USB 3.1 Gen2. Gespeist wird dieser vom X399. Hinter dem USB-Port sehen wir einen weiteren Lüfteranschluss, ebenfalls als 4‑Pin ausgeführt.
Vor dem ATX-Anschluss befindet sich eine Leiste mit Messpunkten verschiedener Spannungen. Mit einem Multimeter kann die Spannung der Southbridge (X399), der Speicherkanäle AB und CD, die PLL-Spannung, die Spannung des SoC sowie die VCore gemessen werden. Auch ein Massepunkt steht für die Messung bereit. Unglücklicherweise leidet das ROG Zenith Extreme am gleichen Problem wie schon das Asus Crosshair VI Hero: Die Werte am Messpunkt für die Prozessorspannung werden (viel) zu hoch ausgegeben. Grund hierfür ist ein “Designfehler”, welcher einen Spannungswert vor dem VDroop-Mechanismus abgreift. Jener VDroop soll für den Prozessor ungesunde Spannungsspitzen beim Lastwechsel verhindern und führt dazu, dass die Betriebsspannung unter Last geringer ausfällt als eingestellt. Genau diese Verringerung kann jedoch nicht gemessen werden, sodass die gemessene Spannung höher ausfällt als real. ASUS verweist, wie beim AM4-Mainboard, auf die Sensorwerte von SVI2 TFN in Programmen wie HWInfo64. Diese Werte werden direkt aus der CPU ausgelesen und stellen die Basis für die Turbo-Taktraten dar – sollten also sehr genau sein.
Ein Messpunkt, welcher falsche Spannungswerte liefert, darf bei einem 500-Euro-Mainboard nicht passieren. Besonders nicht, wenn das Problem bereits beim kleinen Bruder existiert. Möglicherweise ist aber genau diese Verwandschaft mit dem Crosshair VI Hero das Problem. Vielleicht wurde ein Teil des Layouts für die Messpunkte auf das Zenith Extreme übernommen, bevor der Fehler bekannt war. Für Änderungen war es dann vielleicht schlichtweg zu spät. Egal wie: auf einem 500-Euro-Mainboard hat solch eine Unzulänglichkeit nichts zu suchen.
Rechts neben dem ATX-Anschluss finden wir zwei Taster für den Start des Systems (silber) und den Reset (schwarz) vor. Der Funktion des Startbuttons ist selbsterklärend. Beim Reset-Taster kommt ein Unterschied zum RETRY_BUTTON zum Tragen: Während bei der Betätigung des RETRY_BUTTONs stur die im BIOS gesetzten Werte genutzt werden, wir bei Nutzung des Reset-Tasters nach mehreren Versuchen mit Default-Einstellungen gestartet. Nicht funktionierendes OC wird zurückgesetzt, sodass ein neuer Anlauf genommen werden kann. Noch weiter rechts sehen wir die insgesamt zwei 8‑poligen 12-Volt-ATX-Anschlüsse. Einige TR4-Mainboards kommen mit 8+4‑Pin aus, ASUS setzt auf zwei Mal acht Pin. Grundsätzlich funktioniert das Mainboard auch mit nur einem 8‑Pin-Stecker. Wird das System so betrieben, so erscheint beim POST jedoch eine Meldung, dass nur ein Stecker gesteckt ist. Gleichzeitig wird für das Übertakten die Verwendung von zwei Anschlüssen empfohlen. Die gleiche Meldung erscheint auch, wenn 8+4‑Pin gesteckt sind.
Im Hintergrund sehen wir zudem ein ASUS-exklusives Feature: Den DIMM.2‑Slot. Dieser Steckplatz, welcher einem RAM-Slot ähnelt, kann die dem Mainboard beiliegende DIMM.2‑Erweiterungskarte aufnehmen. Auf besagte Steckkarte können zwei M.2‑Laufwerke installiert werden und ähnlich einem Riegel Arbeitsspeicher ein- bzw. ausgebaut werden. Damit Niemand RAM und DIMM.2‑Karte verwechselt, werden die Steckplätze unterschiedlich mit Kerben codiert.
Hier sehen wir vier der insgesamt acht Speichersteckplätze des Mainboards. Diese sind farblich markiert. Für den Quad-Channel-Betrieb müssen jeweils alle Slots gleicher Farbe bestückt werden, die hellen Slots dabei zuerst.
Auch sehen wir hier die Abdeckung des I/O‑Bereiches. Diese Abdeckung ist mittels Heatpipe mit den Kühlern der Spannungswandler verbunden. Unter den Lamellen sitzt dabei ein kleiner Lüfter, welcher bei starker Belastung der Spannungsversorgung die Temperaturen selbiger im Zaum halten soll. Viele User werden sich jetzt in der Zeit zurückversetzt fühlen, da aktive Kühlung auf Mainboards mittlerweile (zu Recht) nicht mehr zum Standard gehört. ASUS hätte aber keinen Lüfter installiert, wenn sie sich nicht etwas davon versprechen würden. Allerdings können wir hier Entwarnung geben: Der Lüfter kommt nur äußerst selten überhaupt zum Einsatz. Bei einem Kaltstart nach ausgeschaltetem Netzteil dreht der Lüfter für wenige Sekunden voll auf. Im Betrieb selbst haben wir den Lüfter nur in Aktion erlebt, wenn wir übertaktet SSE2-Workunits von Asteroids@Home berechnet haben. Nur dann drehte der Lüfter hörbar auf, in allen anderen Lebenslagen ist davon nichts zu hören. Doch auch wenn der Lüfter nur selten zum Einsatz kommt, Silent-Enthusiasten werden vermutlich nicht glücklich damit werden.
Das Mainboard um weitere 90 Grad im Uhrzeigersinn gedreht und schon schauen wir auf die obere Kante der Platine. Dort sehen wir zwei Lüfteranschlüsse, darunter auch den für den Prozessor. Wie alle anderen Anschlüsse lassen sich beide steuern, auch unter Verwendung von Lüftern mit 3‑Pin-Anschluss. Etwas weiter rechts sehen wir noch den dritten Anschluss für LED-Streifen, wieder für 12-Volt-Stripes ausgeführt. Selbstverständlich kann auch dieser Anschluss mit der AURA-Software individuell konfiguriert werden.
Ein Blick auf das I/O‑Panel darf natürlich nicht fehlen. Dabei fällt auf, dass ASUS die üblicherweise beiliegende I/O‑Blende direkt am Mainboard verbaut. Eine separate Blende, welche erst ins Gehäuse eingesetzt werden muss, entfällt somit. Auf der Oberseite der Abdeckung sind zudem noch zwei Punkte interessant: Der milchig wirkende schräge Streifen unterhalb des Schriftzuges “Zenith Extreme” beherbergt weitere LEDs, welche gesteuert werden können. Und bei dem kleinen “Fenster” im unteren Bereich der Abdeckung, welches auf dem Bild noch mit einer Schutzfolie beklebt ist, handelt es sich um ein kleines OLED-Display, welches statt einer Port-80-Anzeige verbaut wurde. Darauf können Informationen rund um den Bootvorgang und ggf. Fehlercodes abgelesen werden. Das Display ist zudem über eine Software individualisierbar.
Wenden wir uns jetzt den Anschlüssen zu: Links bzw. oben platziert ASUS einen Button, um das BIOS zurückzusetzen. Daneben befindet sich ein Schalter für BIOS-Flashback. Mit diesem kann das BIOS des Zenith Extreme im Bedarfsfall geflasht werden, ohne dass das System in Betrieb ist. Nicht einmal ein installierter Prozessor ist notwendig. Um dieses Feature zu nutzen, muss der User ein BIOS des Boards auf einen USB-Stick speichern, mit “ZE.CAP” benennen und in den unteren rechten blauen USB-Port stecken. Schon sind alle Voraussetzungen geschaffen, das BIOS zu flashen.
Zwischen den Tastern und den USB-Ports verfrachtet ASUS drei Anschlüsse für die beiden beiliegenden WLAN-Antennen. Die WLAN-Lösung ist mit zwei PCIe‑2.0‑Lanes des X399 angebunden. Rechts daneben geht es dann mit reichlich USB weiter: Acht Anschlüsse werden direkt vom Prozessor bereitgestellt (blau, USB 3.1 Gen1), zwei weitere werden per zusätzlichen ASMedia-Chip ASM3142 per PCIe angebunden (Typ A, rot bzw. Typ C, silber – beide USB 3.1 Gen2). Ergänzt werden die Anschlüsse durch einen RJ-45-Port, welcher von einem Intel I211-AT gespeist wird. Dabei handelt es sich “nur” um Gigabit-Ethernet. Für 10GbE liegt eine zusätzliche Erweiterungskarte bei. Der Onboard-Anschluss ist mit PCIe 2.0 x1 an den X399-Chipsatz angebunden. Last but not least finden wir noch fünf Audio-Jacks sowie einen optischen SPDIF-out vor. Die Audio-Anschlüsse werden von einem von ASUS angepassten Realtek ALC1220 bereitgestellt. Der Clou an der Ausführung ist auf diesem Bild leider nicht zu sehen: Die Audio-Anschlüsse sind mittels LEDs von innen heraus beleuchtet. Selbst in dunkler Umgebung können Audio-Anschlüsse somit relativ problemlos gesteckt werden.
Einige User werden die Frage stellen, warum ASUS 10GbE als separate Netzwerkkarte ausführt und nicht direkt auf das Mainboard lötet. Selbstverständlich haben wir ASUS diese Frage gestellt, denn schließlich dürfte eine zusätzliche Netzwerkkarte nicht unbedingt hilfreich in Bezug auf den Endkundenpreis des Mainboards sein. Doch dessen ist sich ASUS durchaus bewusst. Die Lösung wurde deshalb gewählt, weil man mit dieser Variante auf dem Mainboard nahezu ohne geteilte PCIe-Lanes auskommt. Lediglich PCIE_X8/X4_4 und U.2 müssen sich insgesamt acht Lanes vom Prozessor teilen, wobei beide Geräte gleichzeitig funktionieren. Für die derzeitige direkt verlötete Onboard-Lösung genügt eine einzige PCIe-Lane in Spezifikation von 2.0, bereitgestellt vom X399. Für die theoretisch zehnfache Leistung von 10GbE würde die Anbindung mit einer PCIe-Lane nicht genügen. Um keinen Flaschenhals zu bilden, würde ASUS entweder drei PCIe‑2.0- oder zwei PCIe‑3.0‑Lanes benötigen. Da aber sowohl PCIe 3.0 vom Prozessor als auch PCIe 2.0 vom X399 zahlenmäßig komplett ausgereizt sind, hätte ASUS Ressourcen teilen müssen – und das war schlichtweg nicht gewollt. Stattdessen wird eine zusätzliche Netzwerkkarte mit PCIe-x4-Interface mitgeliefert, welche für den Betrieb im x4-Slot des Mainboards gedacht ist.
Dieser Aspekt wird einige Nutzer freuen, andere werden darüber die Nase rümpfen. Denn schlussendlich belegt die zusätzliche 10GbE-Karte einen Erweiterungsslot, welcher bei angestrebtem Maximalausbau schlichtweg fehlt. Oder aber die Planungen für die Platzierung von Erweiterungskarten verkompliziert. Dennoch finden wir den gewählten Weg gut, da geteilte Ressourcen ein Krampf sein können – besonders dann, wenn ggf. sogar Geräte mangels Ressourcen deaktiviert werden müssen. In unseren Augen hat ASUS also alles richtig gemacht, wobei hierbei durchaus andere Meinungen vorherrschen können.
Das E‑ATX-Mainboard noch einmal aus einer schräg seitlichen Perspektive. Hier sieht man, dass die PCIe-x16-Steckplätze allesamt im Safe-Slot-Design ausgeführt sind. Die zusätzliche Metallverkleidung soll helfen, die Steckplätze bei mechanischen Belastungen zu schützen. Schwere Fullcover-Wasserkühler und häufiges Wechseln von Steckkarten sollen durch die Verkleidungen mit möglichst geringem Risiko vonstatten gehen können.
Zudem sehen wir, wie flach der Kühler des X399 gehalten ist. Doch das Konstrukt erfüllt noch einen weiteren Zweck: Darunter befindet sich der insgesamt dritte M.2‑Steckplatz des Mainboards. Wird eine SSD installiert, übernimmt der Chipsatzkühler auch gleich die Kühlung der SSD. Sind Erweiterungskarten gesteckt, so wird der Einbau bzw. Tausch eines M.2‑Laufwerks jedoch nicht einfach, teilweise sogar unmöglich. Dazu später noch etwas mehr.
Versteckt zwischen DIMM.2‑Slot und dem ATX-Anschluss befindet sich noch ein Block mit vier kleinen Schiebeschaltern. Im Auslieferungszustand stehen alle auf “On”. Mit diesen unscheinbaren Schaltern lassen sich gezielt die vier physischen x16-Steckplätze deaktivieren. Üblicherweise wird der Nutzer des ROG Zenith Extreme keine Veränderungen an der Schalterstellung vornehmen, für bestimmte Situationen, wie z.B. bei der Fehlersuche, können sich die Schalter aber als nützlich erweisen.