AMD mit eigener Programmierschnittstelle auf den Spuren von 3DFX: Das Ende von DirectX?
Alte Grafikprofis werden sich noch an 3Dfx erinnern. Vor dem Siegeszug von Microsofts Programmierschnittstelle DirectX hatte diese Firma eigene Chips mit einer zwar proprietären aber schnellen und eleganten Programmierschnittstelle namens Glide. Leider ging 3Dfx am Ende bankrott, womit dann auch Glide Geschichte war. Die Überreste wurden dann von Nvidia aufgekauft.
Auf AMDs GPU ’14-Präsentation gab es zum Ende der Vorstellung noch einen kleinen Leckerbissen, der an alte Glide-Zeiten erinnert. Dieser hört auf den eher kulinarisch uninteressanten Namen “Mantle”. Dahinter verbirgt sich eine Softwareschnittstelle, die es erlaubt, AMDs Grafikhardware ohne Umwege über Microsofts DirectX direkt ansprechen zu können. Präsentiert wurde die Lösung von DICEs Chefprogrammierer Johan Persson am Beispiel ihrer bekannten Spieleengine “Frostbite”, auf der u. a. die bekannte Battlefield-Reihe basiert. Die Gründe wurden anhand eines eingängigen Vergleichs zwischen PC und Konsole erklärt:
Demnach sind die Konsolen also deutlich einfacher und mit weniger Overhead zu programmieren, etwas was die Frostbite-Programmierer auch gerne auf dem PC hätte, weswegen sie folgende Forderungen formulieren und auch gleich die Lösung Namens “Mantle” auf der nächsten Folie nennen:
Mantle wird dann genauer spezifiziert, es ist eine systemnahe Programmierschnittstelle, die den Spiele-Engine-Herstellern vollen Hardwarekontrolle und ‑zugriff gibt. AMDs Treiberteam wird im Gegensatz entlastet, es bleibt nur noch ein “dünner” (thin) Treiber übrig, der Daten nur noch übergibt. Alle spielespezifischen Optimierungen können schließlich von der Engine selbst übernommen werden.
Die Schnittstelle entspringt AMDs Designerfolgen für die beiden Spielkonsolen Sony PS4 und Microsoft Xbox One. Durch die gemeinsame Schnittstelle auf beiden Konsolen plus auf dem PC wird das Programmieren für alle Plattformen unter einen Hut gebracht, wodurch sich die Spieleentwicklung für die Studios deutlich vereinfacht. Man darf gespannt sein, ob AMD auch noch an einem Linux-Port, der sehr gut zu Valves Steams-OS passen würde, arbeitet. Damit wäre das Quartett perfekt. Interessanterweise hatte AMD bereits gestern angekündigt, Linux-Anwender in Zukunft deutlich glücklicher (“much happier”) zu machen.
Zum Abschluss durfte auch noch Raja Koduri den vielleicht wichtigsten Eckpunkt bekannt geben. Laut seiner Aussage ermöglicht “Mantle” nicht weniger als 9x soviel Draw-Aufrufe wie andere Programmierschnittstellen. Dieser Leistungszuwachs stünde unter normalen Voraussetzungen und der üblichen Hardwareverbesserung erst 2018 zur Verfügung.
Das erste Spiel, das Mantle unterstützt, wird das am 29. Oktober erscheinende Battlefield 4 sein. Zuerst gibt es nur die normale DX11-Version, das Mantle-Update ist dann für Dezember – vermutlich zum Hawaii-Verkaufsstart – versprochen.
Also nicht nur leere Worte, sondern Fakten. Man darf auf die Reaktionen von Microsoft und Nvidia gespannt sein.
Update 27.09.2013:
Mittlerweile ist der Vortrag bei Youtube zu sehen. Der relevante Teil beginnt bei 2 Stunden und 15 Minuten (8100 Sekunden):
Update 28.09.2013:
Die DICE-Screenshots wurden durch Originalbilder aus dem nun veröffentlichten PDF ersetzt.
Zum Abschluss gibt es noch alle Folien in der Slideshow:
Links zum Thema:
- AMD präsentiert neues Flagschiff und eigene Multikanal-Soundtechnologie ()
- Nvidia kooperiert mit Steam für eigene Spielhardware auf Linuxbasis ()
- AMD kündigt Liveübertragung der Vorstellung von “Hawaii”-GPUs an [Update] ()
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